Edith, Hansi und Sylvia Klöckner mit Betriebsleiter Peter Federspiel vor dem „Atlantis der Berge“ (von links).

In ­Südtirols kleinstem Skigebiet wurde ­gefeiert

Publiziert in 5 / 2010 - Erschienen am 10. Februar 2010
Langtaufers – „Es heißt, er zieht noch an den Seilen“, singt Norbert Rier im Titel „Atlantis der Berge“. Das Album der Kastelruther Spatzen aus dem Jahre 1994 ziert das Motiv des Grauner Kirchturms und der Haupt-Spatz Rier singt vom Glöckner im versunkenen Turm. Am Sonntag, 7. Februar hatte der Klöckner mit K, der Retter von Maseben und Herr im „Alphaus Atlantis der Berge“, nicht nur an den Seilen, sondern wie seit 10 Jahren erfolgreich an vielen Fäden gezogen. Mit seiner Familie und seinen Mitarbeitern hatte er Unternehmer, Freunde und Verwalter zum 10-jährigen Betriebsjubiläum ins „Atlantis“ geladen. von Günther Schöpf Nach der kleinen Feier im 2.200 Meter hoch gelegenen Berghaus, zu der Hansi, Edith und Sylvia Klöckner Bürgermeister, Gemeindevertreter, Handwerker und Freunde geladen hatten, war klar, da wurden mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Es wurde ein Betriebsjubiläum der einzigen wintertouristischen Struktur in Langtaufers ­gefeiert, der Gemeindeverwaltung gedankt und dem Grauner Bürgermeister Albrecht Plangger so etwas wie eine erste Abschieds­party bereitet. Aber alle Anlässe zusammen ergaben am Ende, dass die Persönlichkeit eines Hansi Klöckner gefeiert wurde. Der konnte noch so überzeugt beteuern: „Es tut mir so leid, dass du Abi (Albrecht ­Plangger) nicht mehr Bürgermeister machen kannst. Wenn ich 20 Jahre jünger wäre, würde ich sofort kandidieren und dich vielleicht betteln, bei mir Vize­bürgermeister zu sein“ und er konnte noch so herzlich seinem Freund, Gönner und Mitbesitzer am Alphaus Atlantis, Egon Maier Hartmann, in Gröden, danken. Der eigentliche Akteur und Mittelpunkt war er selbst, das Phänomen ­Klöckner. Er eröffnete die kleine Feier mit einem Dank an die Gemeinde Graun und an alle, „die in Langtaufers zu mir halten“. Dazu erinnerte er an den 16. Dezember 2000, als die Betreiber, die „II. Weißkugel GmbH“, Maseben schließen mussten, und dass ihm und seiner Familie dies unbegreiflich war. Nur vier Tage später habe ihm Albrecht Plangger die Schlüssel­ überreicht in der Überzeugung, nur ein Privater könne das kleine Skigebiet führen. Ermutigt habe ihn auch Landeshauptmann Luis Durnwalder, erzählte Klöckner. „Geh hinauf und du wirst meine Unterstützung haben“, soll der Landeshauptmann gesagt haben. Die große Revision habe der „Ski Maseben KG“ fast das Genick gebrochen, erwähnte Klöckner, 450.000 Euro seien kein Pappenstiel. Bildhaft und deftig ging er auf die Situation in bestimmten Vinschger Skigebieten ein „wo schon alles zum Teifl gegangen“ sei. Nur kurz spielte er auf die Pläne eines Gletscherskigebietes an und meinte - typisch Klöckner: „Man kann nicht Luftschlösser bauen. Wir sind alle arme Teufel und können nicht narrisch werden.“ Bürgermeister Albrecht Plangger, der in Begleitung von Referent Peter Eller, Gemeinderat Erhard Joos und seines ehemaligen Stellevertreters, Florian Eller, ins Atlantis gekommen war, revanchierte sich mit einem besonderen Kompliment: „Ich hab schon ein paar Mal zu denen in ­Trafoi gesagt, ich schick euch den Hansi, der weiß, wie man mit kleinen Skigebieten erfolgreich sein kann.“ Als Gastgeschenk überreichte er Hansi Klöckner eine Fotodokumentation der Einweihungsfeier vom 4. April 1976. Damals hatte Landeshauptmann Silvius Magnago mit Bürgermeister Karl Stecher und Landtagsabgeordnetem Robert Kaserer das Skigebiet Maseben eröffnet. Als 1976 etwa zeitgleich mit der Tarscher Alm die Geschichte von Maseben begann, hatte der gebürtige Marteller, der mit vollem Namen Johann Josef Klöckner heißt, gerade die Schaubach-Hütte in Sulden übernommen und war drauf und dran, Südtiroler Radiogeschichte zu schreiben. Daraus ist eine Episode ganz besonders bekannt geworden und im Internet nachzulesen. Ein heftiger Sturm hatte auf der Schaubachhütte Telefon und Funk ausfallen lassen, als von der „höchstgelegenen Radiostation Südtirols“ zu hören war: „Hier ist Hansi Klöckner, Radio Oberland. Der Nächste, der zur Schaubachhütte hochsteigt, soll Brot, Nudeln und Eier mitbringen…“ Klöckner ergänzte dazu am letzten Sonntag: „… und Windeln. Wir brauchten ja Windeln für unsere Tochter. Mit dem ‚Flotterer‘ ­(Hubschrauber) von Pfarrer Hurton haben sie es abgeworfen.“ In der Gemeinde Graun war Klöckner in der 50er Jahren als Pächter der Schihütte Rojen in Erscheinung getreten. Von 1957 bis 1959 war er Präsident des Schi-Clubs. 1960 ließ er das erste Dorfskirennen durch­führen. 1963 war er Mitbegründer und erster Präsident des Bergrettungsdienstes Reschen. 1965 hatte das Verteidigungsministerium den Wahl-Oberländer zum „Commendatore“ gemacht für seine Verdienste im Rahmen der „Propaganda sciistica valigiana“; damals wollte die Alpini-Truppe in Berggegenden gute Skifahrer anwerben. „ Sie wollten nur Buben, aber ich hab auf die Mädchen bestanden. Wer weiß, ob die nicht auch eingezogen werden,“ ergänzte 45 Jahre danach ein gut gelaunter Wirt auf Maseben. 1967 half Klöckner bei der Gründung des Skiclubs Weißkugel in Langtaufers. In den frühen 80er Jahren - seine Lebensgefährtin Edith Eller aus Langtaufers führte die Schaubachhütte weiter - erwarb ­Hansi Klöckner ein Restaurant im Goldrainer Ortsteil Schanzen und richtete ein großes Radio-Studio ein. So nebenbei gründete er die Musikkapelle Goldrain-Morter und Edith Eller, die Hansi 1984 in Stilfs geheiratet hatte, wurde die Fahnenpatin der Kapelle. Dann starb auf tragische Weise ­Reinhard Eller, Klöckners Schwager und Hauptmoderator bei Radio Oberland. Nach der Beerdigung in Melag habe ihn Ingo Eller auf die leerstehende ­Pension Alpenfrieden in Gschwell aufmerksam gemacht. ­Klöckner verkaufte den Radio-Sender an Rudi Lösch aus Morter und begann ein neues Leben als Hotelier in Langtaufers. Dort musste er mit ansehen, wie die wirtschaftliche Grundlage seiner Existenz, das kleine Skigebiet Maseben, wegzubrechen drohte. Es war glücklicher Zufall, dass der Grödner Hotelier Egon Maier Hartmann das Interview mit Hansi Klöckner in der ORF-Sendung „Südtirol heute“ sah und hörte und es war ein Glücksfall für Klöckner und für Langtaufers, dass sich der Grödner Unternehmer als Förderer und Bürge einbringen wollte.
Günther Schöpf

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