„Ich habe mich selbst vergessen“

Publiziert in 7 / 2016 - Erschienen am 24. Februar 2016
„Prävention – Meinen Körper schützen“: so das Motto der Schlanderser Gesundheitstage, die mit dem Vortrag „Demenz – Was wir heute wissen und wie wir uns schützen können“ ihren Auftakt hatten. Schlanders - Die SVP-Frauen­gruppe Schlanders hat für ihre diesjährige Vortragsreihe zum Thema Gesundheit die Prävention gewählt. Dass man auch bei Demenzerkrankungen auf Prävention setzen soll und kann, war beim Vortrag zu diesem Thema vergangene Woche die gute Nachricht. Die schlechte jedoch folgt sogleich: Es gibt keine Therapie, die heilen kann. Die Gesellschaft der Zukunft wird auch eine Gesellschaft mit Demenz sein. 10.000 Menschen mit unheilbaren Demenzerkrankungen gibt es derzeit in Südtirol, Tendenz steigend. Franziska Ebner, Fachärztin für Geriatrie an der ­Memory Clinic in Bozen, erläuterte dem interessierten Publikum vorerst die verschiedenen Formen von Demenz, wobei Alzheimer mit 60 Prozent die häufigste ist. An zweiter Stelle kommt die vaskuläre Demenz (nach Gehirnblutung oder Schlaganfall), gefolgt von der Lewy body, einer Demenz mit parkinsonähnlichen Symptomen. Nach neuesten Ergebnissen sind besonders bei ­älteren Patienten die Mischformen am häufigsten vertreten. Ein Problem der Volksgesundheit Die Neuerkrankungsrate steigt mit dem Alter stark an, demzufolge erkranken immer mehr Menschen an Demenz, jeder dritte Patient ist über 90 Jahre alt. Frauen sind mehr betroffen als Männer. Die Ent­stehung einer Demenzerkrankung hat viele Gründe: eine genetische Disposition, möglicherweise unbekannte entzündliche Prozesse und Verkalkungen im Gehirn, Veränderung der Botenstoffe im Gehirn oder andere mehr. Sicher ist, dass Gehirnzellen schon sehr viel früher verloren gegangen sind, bevor die Krankheit sichtbar wird. Der Verlauf einer Demenzerkrankung ist individuell Im frühen Stadium nimmt die Arbeitsleistung ab, das Autofahren fällt schwer, komplexe Aufgaben können nicht mehr gelöst werden, Sachen werden verlegt, die Persönlichkeit oder die Sprache verändern sich, eine depressive Stimmung ist möglich. Im mittleren Stadium können Zusammenhänge nicht mehr erkannt werden, vertraute Personen werden fremd, eine hochgradige Vergesslichkeit fällt auf, das Ankleiden und die Körperpflege sind nicht mehr zu schaffen, der Patient wird unruhig und orientierungslos. Im späten Stadium geht die Sprache verloren, der Patient braucht Hilfe bei allen Verrichtungen. Es gibt zwar keine Therapie, die Demenzerkrankungen heilen kann, im Früh­stadium können jedoch behandelbare Grundkrankheiten erkannt werden, die Angst von den Betroffenen abgewendet werden, die Zukunft geplant und alle Behandlungsmöglichkeiten ausgenutzt werden. Die Therapieziele, die derzeit angewandt werden, sind der Stillstand oder die Verlangsamung der Progression, der möglichst lange Erhalt der Fähigkeiten und die Erleichterung der Pflege. Im fortgeschrittenen Stadium empfahl die Referentin, unbedingt Hilfe von außen zu holen, denn eine externe Hilfe verbessere die Situation und entlaste die Angehörigen. Die Gesundheit beginnt im Gehirn Da das Hauptaugenmerk des Vortrages auf der Prävention lag, erklärte die Referentin ausführlich die verschiedenen Möglichkeiten, wie die Gesundheit von Körper und Geist bis ins hohe Alter erhalten werden kann. „Alles was gut ist für das Herz, ist auch gut für das Gehirn!“, so ihre Aufforderung, jeden Tag etwas zur Vorbeugung gegen Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Cholesterin u.ä. zu tun. Bewegung hält Senioren fit Regelmäßiges körperliches Training, Wandern, Schwimmen oder Tanzen, eine rege soziale Aktivität, eine mediterrane Ernährung mit vielen Vitaminen, Obst und Gemüse, wenig Fleisch und Fett, der positive Umgang mit Problemen, intellek­tuelle Aktivitäten wie Erlernen einer Fremdsprache, Lesen, Kreuzworträtsel, Karten- oder Tischspiele, Spielen eines Musikinstrumentes u.ä. sind steuerbare Schutzfaktoren, die ein gesundes Altern unterstützen und die die Demenzerkrankungen deutlich senken. Auch Übungen und Wiederholungen festigen die Nervenverbindungen im Gehirn. Beeinflussbare Risikofaktoren sind demzufolge eine niedrige körperliche und geistige Aktivität, chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes, ein hoher Konsum gesättigter Fettsäuren, ein Schädelhirntrauma, hoher Alkoholkonsum und Rauchen. Abschließend nannte ­Franziska Ebner die Selbsthilfegruppe ASAA – Alzheimer Südtirol und die Memory Clinic Meran 0473 251160 als Anlaufstellen für betroffene Angehörige. Ingeborg Rechenmacher Die Veranstalter der Schlanderser Gesundheitstage werden unterstützt vom Krankenpflegedienst, der Apotheke, der KVW-Ortsgruppe, der Südtiroler Krebshilfe, der Fachschule für Wirtschaft, dem Bildungsausschuss und der Bibliothek Schlandersburg. Die beiden letzten Vorträge sind „Die 4 Jahreszeiten als 4 Lebenszeiten“ mit Traudl Schwienbacher am 24. Februar und „Elektrosomog – Gefahr für unsere Gesundheit?“ mit Leonhard Plattner am 26. Februar. Die Vorträge finden jeweils um 19.30 Uhr in der Aula Magna der Fachoberschule für Wirtschaft statt. Am 26. Februar werden im Haus der Bezirksgemeinschaft von 7.00 – 8.00 Uhr Blutdruckmessung, Blutzucker- und Cholesterintests durchgeführt. Bis zum 26. Februar läuft auch die Bücherausstellung zu den Themen Gesundheit, Ernährung und Vorbeugung in der Bibliothek Schlandersburg.
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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