Eine Gratwanderung zwischen Naturschutz, Wirtschaftlichkeit und Fischerei
Publiziert in 23 / 2009 - Erschienen am 17. Juni 2009
St. Valentin auf der Haide – Im Wasservolumen von rund sechs Millionen Kubikmetern und einer Oberfläche von 89 Hektar tummeln sich bis in 15 Metern Tiefe Renken und Forellen, Hechte und Barsche, und die 1.450 Meter Meereshöhe tragen mit zur Schönheit des naturbelassenen Haidersees bei.
von Katharina Hohenstein
Neben einer wirtschaftlich rentablen Führung des Sees, die touristische Aspekte beinhaltet, und einer Hegetätigkeit, wie sie der Verein „Freunde des Haidersees“ sieht, die „zum Erhalt eines artenreichen und gesunden Fischbestandes“ beiträgt, sind Energiegewinnung und ökologische Gesundheit des Sees Themen, die immer wieder im Zusammenhang mit dem landschaftlichen Juwel Haidersee diskutiert werden. Dass zwischen Ökologen, Seebesitzern und den Fischern verschiedene Herangehensweisen bevorzugt werden, dürfte kaum erstaunen.
Am Samstag, 1. August 2009 rufen die Freunde des Sees zum jährlichen Trophäenfischen: Von Sonnenaufgang bis 18 Uhr kann gefischt werden, um die drei größten Renken, die drei größten Forellen und den größten Hecht (ab 70 cm) zu fischen. Mit 30 Euro Nenngeld ist das Gegrillte vom Fest dabei, es winken Preise und Gutscheine. Damit das Fangen so richtig Spaß macht, müssen natürlich Fische an der Angel zappeln. Und dafür setzt sich der Verein der Freunde des Haidersees ein. Aber nicht nur. Seit der Gründung 1995 sind etliche Verbesserungen rund um den See in die Wege geleitet worden. Selbst der Rundwanderweg um den See geht auf die Initiative der Freunde des Haidersees zurück. Erst seit wenigen Jahren fertig gestellt, erinnert sich Johann Telser, Mitgründer und Obmann der Haidersee-Freunde: „Ein richtiger Zugang war vorher nicht möglich. Trotzdem gab es nicht nur Befürworter für den Rundweg, der heute viel genutzt wird.“
Auch der Bootshafen geht auf die Vorarbeit der Freunde zurück, der dann in Zusammenarbeit mit dem Amt für Jagd und Fischerei entstand, erklärt Obmann Telser, selbst wenn die See-Inhaber finanziell dafür gerade standen. Die Liste der Verbesserungen reißt nicht ab: Bei den Vogelfraßschutzkäfigen gegen die Liebhaber der jungen Fische, die Haubentaucher, gehen die Meinungen zwischen den Behörden und den Freunden weit auseinander: Letztere bauen mittels Totholz Vogelschutzkäfige, damit sie nicht zu jung in Schnäbeln, sondern ausgewachsen an der Angel zappeln. Die Haidersee-Freunde zählen andere Zahlen der unter Naturschutz stehenden Haubentaucher als die Biologen: Rund 100 Brutpaare sollen gesichtet worden sein: Für die Seefreunde ein Dorn im Auge.
Dass heute ausschließlich mit Elektrobooten auf dem See gefahren werden darf, schreiben sich die Freunde des Haidersees zugute. Und nicht zuletzt eben jene Studie, die das Team Adami/Kusstatscher dann erarbeitete: Neben den Aspekten der Landwirtschaft und des Tourismus floss die Wirtschaftlichkeit des Sees in die mittels eines Leader Projektes finanzierte Arbeit hinein. Worauf die Freunde des Sees stolz sein dürften, ist der Zufluss des Zerzerbaches, der neben seinem sauerstoffreichen Wasser mittels eines renaturierten Zulaufes sogar Laichplätze für die Fische schafft: „50 Jahre lang“, so Telser, „hieß es, das gehe nicht!“
Katharina Hohenstein