Bürgermeister Heinrich Noggler freut sich, dass die Akte „Skiverbindung Schöneben-Haider Alm“ endlich und endgültig vom Tisch ist.

Eine Gemeinde, eine Ferienregion, ein Skigebiet

In der Gemeinde Graun hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Viele Vorhaben und Projekte stehen noch an.

Publiziert in 5 / 2019 - Erschienen am 12. Februar 2019

Graun - Er sitzt gelöst und zufrieden hinter seinem Schreibtisch. Auf diesem stapeln sich Unterlagen und Dokumente zu Projekten und Vorhaben, die der Grauner Bürgermeister Heinrich Noggler und sein Ausschuss bis zum Ablauf der derzeitigen Verwaltungsperiode im Mai 2020 noch umsetzen wollen. Nicht mehr auf dem Schreibtisch zu finden ist die Akte „Skiverbindung Schöneben-Haider Alm“. Dieses Vorhaben ist umgesetzt und die Verbindung kommt laut Noggler allseits sehr gut an, in St. Valentin ebenso wie in Reschen, bei den Gästen gleichermaßen wie bei den Einheimischen. „Wir schleppten dieses Projekt viele Jahre lang wie einen großen Klotz am Bein mit. Jetzt ist dieser Klotz weg“, sagt Noggler im Interview mit dem der Vinschger und atmet im wahrsten Sinne des Wortes auf.

der Vinschger: Wie haben Gäste und Einheimische bisher auf die neue Verbindung und die neuen Pisten und Anlagen im Skiresort Schöneben-Haider Alm reagiert?

Heinrich Noggler: Die Skiverbindung wird sehr gut angenommen. Ich habe bisher nur positive Rückmeldungen von Gästen, Einheimischen und Betrieben bekommen. In St. Valentin ist man ebenso begeistert wie in Reschen, in der gesamten Gemeinde und darüber hinaus. Es ist uns mit diesem Vorhaben gemeinsam gelungen, einen großen Schritt nach vorne zu machen. Es gibt keine Verlierer, sondern nur Gewinner.

Gibt es schon Zahlen zu den Frequenzen?

Konkrete Zahlen kann ich noch keine nennen, aber dass die Erwartungen der Schöneben AG übertroffen werden, steht bereits fest. Mittlerweile verstummt sind auch jene kritischen Stimmen, wonach die Frequenzen auf der Haider Alm abnehmen könnten. Das Gegenteil ist der Fall. Besonders viel Zuspruch erfährt das neu gestaltete Bedienungs-Restaurant an der Bergstation. In unserem wunderschönen und einzigartigen Skigebiet können wir jetzt den Ansprüchen und Wünschen aller Besucher entsprechen.

Haben sich alte Zwistigkeiten, wie es sie über Jahre hinweg vor allem zwischen Reschen und St. Valentin gegeben hat, mittlerweile gelegt?

Ja, davon bin ich überzeugt. Hand in Hand mit der Skiverbindung konnten auch soziale Spannungen innerhalb der Gemeinde abgebaut werden. Mit ausschlaggebend für den Zusammenschluss waren im Nachhinein betrachtet, sicher das Drängen der Gemeinde für eine gemeinsame Lösung, sowie die gute Zusammenarbeit mit dem neuen Verwaltungsrat der Schöneben AG und die Mithilfe des Landes, speziell auch des ehemaligen Landesrates Richard Theiner und des Landeshauptmannes Arno Kompatscher. Jetzt können wir endlich sagen: eine Gemeinde, eine Ferienregion, ein Skigebiet. Diese neue Ausgangslage wird die künftige Entwicklung sicher erleichtern.

Gehört auch eine Verbindung mit dem Skigebiet Nauders zur künftigen Entwicklung?

Eine Verbindung mit Nauders ist eine von möglichen Visionen und Vorstellungen. Nicht zu vergessen sind natürlich auch künftige Entwicklungen und Verbesserungen innerhalb des Skiresorts Schöneben-Haider Alm. Es ist letztlich die Schöneben AG, welche die Entscheidungen zu fällen hat.

Richtet sich die Gemeinde somit nach dem, was die Schöneben AG sagt?

Ja. Wir als Gemeinde werden uns sicher hinter die Entscheidungen der Gesellschaft stellen.

Und was ist mit der Verbindung Langtaufers-Kaunertal?

Auch in dieser Sache wird sich die Gemeinde die Position der Schöneben AG zu eigen machen. Wenn die Gesellschaft sagt, dass dem Skiresort dadurch eine Konkurrenz entsteht, wird auch die Gemeinde dieses Projekt nicht befürworten können.

Aus Langtaufers ist nicht selten zu hören, dass das Hochtal als Stiefkind behandelt wird.

Das stimmt so überhaupt nicht. Es wird weiterhin unser Bestreben sein, den Langlauf in Langtaufers zu fördern. Dass die Loipen nur mehr dort gespurt werden, ist in diesem Sinn nur zu begrüßen. Wir möchten von der Fraktion Langtaufers außerdem zwei Garagen ankaufen, um dort eine Schneekatze und weitere Geräte unterzubringen. Außerdem gibt es für die Langtauferer und Gäste einen kostenlosen Skibusdienst, den die Schöneben AG, die Gemeinde und der Tourismusverein finanzieren. Die Angebote und Wintererlebnisse auf Maseben finden breiten Anklang, die Melager Alm wurde umgebaut und vergrößert. Worauf wir alle warten, ist der Neubau der Weißkugelhütte am neuen Standort. Die derzeitige Hütte bleibt stehen, geht an die Fraktion über und kann möglicherweise touristisch genutzt werden, zum Beispiel als Buschenschank.

Wie steht es mit der Erweiterung der Erlebnisschule in Langtaufers?

Eine Machbarkeitsstudie liegt vor, die weiteren Schritte sind noch zu tun.

Welches sind die größten Projekte, die derzeit im Bau sind bzw. die heuer umgesetzt werden sollen?

Zu den größten Vorhaben zählen sicher der Neubau des Sitzes für das Weiße Kreuz mit Gesamtausgaben von 1,85 Millionen Euro, das Sportplatz-Projekt in St. Valentin mit einem Kostenrahmen von 1,33 Mio. Euro, der Bau der Kite-Station Graun mit Ausgaben in Höhe von 600.000 Euro und die energetische Sanierung und Erweiterung der Grundschule St. Valentin in Höhe von 1,10 Mio. Euro. Weitere Vorhaben sind u.a. die Neugestaltung des Kreuzungsbereichs bei der Raiffeisenkasse in St. Valentin, der Umbau des Hallenbades in Graun, der Bau von Wohneinheiten für begleitetes Wohnen in St. Valentin, die Errichtung neuer Wohnbauerweiterungszonen in Graun und Pedroß, das Projekt Turm-Areal und viele weitere größere und kleinere Projekte im gesamten Gemeindegebiet.

Woran wird beim Projekt Turm-Areal konkret gedacht?

Es handelt sich hierbei um ein ziemlich teures Vorhaben mit Kosten in Höhe von ca. 10 Millionen Euro. Weil es für die Gemeinde nicht möglich ist, diese Kosten zu stemmen, sind wir bestrebt, das Land als Bauherrn zu gewinnen. Gedacht wird an ein PPP-Projekt, also an eine öffentlich-private Partnerschaft. Landeshauptmann Arno Kompatscher war bereits öfters hier bei uns und hat uns seine volle Unterstützung für dieses Projekt zugesichert.

Was soll auf dem Areal vor dem versunkenen Kirchturm entstehen?

Grundsätzlich ist geplant, das Areal als „Tor zu Südtirol“ zu gestalten. Gedacht wird unter anderem an ein Bistrot, an ein Museum für die Seestauung, an einen Bauernladen, an Toiletten und weitere Infrastrukturen.

Wie werten Sie den Umstand, dass in der neuen Landesregierung kein Vinschger mehr vertreten ist?

Das ist natürlich sehr schade, denn es ist enorm wichtig, eine direkte Verbindung zur Landesregierung zu haben. Rückblickend getraue ich mich z.B. zu behaupten, dass man uns im Zusammenhang mit der Terna-Hochspannungslinie ohne die Unterstützung von Richard Theiner und die Mithilfe von Albrecht Plangger wohl „überfahren“ hätte. Dass ich seit jeher einen guten Draht zum Landeshauptmann habe, freut mich jetzt umso mehr.

Und wie ist der „Draht“ zur Nachbargemeinde Nauders?

Nauders und Graun sind Tourismus-Gemeinden und haben daher weitgehend die gleichen Anliegen und Probleme. Die Beziehungen zu Nauders sind seit dem Amtsantritt von Helmut Spöttl als Bürgermeister eng und freundschaftlich geworden. Wir sind uns in vielen Bereichen nähergekommen, man denke etwa an die Zwei Länder Skiarena. Wir fühlen uns wie Geschwister. Nauders zieht es mehr nach Graun als nach Pfunds.   

Was waren im mehrjährigen Rückblick die wichtigsten Entscheidungen und Entwicklungen in Ihrer Gemeinde?

Zusätzlich zur Fusion der Skigesellschaften und der Verbindung Schöneben-Haider Alm sind
sicher der Ankauf des Stromnetzes und der Glasfaseranschluss im gesamten Gemeindegebiet zu nennen. Diese zwei letztgenannten Vorhaben konnten nur dank der engen Zusammenarbeit und der finanziellen Unterstützung der Energie-Genossenschaft Oberland EGO umgesetzt werden.

Was tut sich in der Gemeinde in Sachen Verkehrsbelastung und Sicherheit?

Die Verkehrsproblematik ist sicher eine der großen Herausforderungen, mit denen sich die Gemeinde in Zukunft zu beschäftigen hat. Wir haben 6 Speed-Boxen aufgestellt und auch die anstehende Neugestaltung des genannten Kreuzungsbereichs in St. Valentin wird die Sicherheit erhöhen, doch langfristig werden auch andere, sprich umfassendere Lösungsansätze ins Auge zu fassen sein.

Ist die Apotheke noch immer ein Thema in der Gemeinde?

Eigentlich nicht. Formell haben wir zwar nur eine Arzneimittelausgabestelle, die von der Apotheke „Gaudenz“ in Schluderns geführt wird, aber für uns ist und bleibt es die Apotheke. Sie ist von Montag bis Freitag jeden Vormittag geöffnet und jetzt zusätzlich auch jeden Dienstag- und Donnerstagnachmittag.

Sie sind seit 2010 Bürgermeister. Werden Sie 2020 erneut als BM-Kandidat antreten?

Wir haben bis dahin noch viele Arbeiten zu machen. Die Entscheidung über eine neuerliche Kandidatur werde ich zu gegebener Zeit fällen.

Josef Laner

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