Referent Hartmann Nischler (vorne rechts) im Dialog mit Erwin Pircher (hinten, 3. von links).

Der Verkehr rollt, der Umfahrung droht Stillstand

Publiziert in 13 / 2016 - Erschienen am 6. April 2016
Es schien alles in trockenen Tüchern. Die Umfahrungsvariante V sollte Rabland erlösen. Dann setzte die Landesregierung zum Sparen an und alles änderte sich. Partschins/Rabland - Seit Bürgermeister Albert Gögeles Zeiten waren Gemeinderatssitzung mit über 3 Stunden Dauer in Partschins die Ausnahme. Am 29. März 2016 aber musste das Sitzfleisch für 4 Stunden reichen. Die Folge war, dass Gögele hinter vorgehaltener Hand unterstellt wurde, die Sitzung absichtlich in die Länge gezogen zu haben, um die x-te Diskussion über das Thema Umfahrung in Rabland zu verkürzen. Dass trotzdem die Geduld der Räte und Zuhörer auf eine harte Probe gestellt wurde, war einmal auf die Präsentation des Tourismuspräsidenten Hans Peter Weiss und auf den darauf folgenden Schlagabtausch zwischen Weiss und „SS 38-Referent“ Hartmann Nischler auf der einen und Erwin Pircher als Vertreter einer Bürgerinitiativgruppe auf der anderen Seite zurückzuführen. Dazu gibt es eine Entwicklung, die sich nicht nur verkompliziert, sondern zu eskalieren und die Bevölkerung von Rabland zu spalten droht oder zum Teil schon gespalten hat. „Das Spalt-Ei“ habe der Landeshauptmann bei der Bürgerversammlung am 25. November 2015 gelegt, war allgemein zu hören. Damals habe LH Arno Kompatscher angemerkt: „Die 44,5 Millionen Euro, die das Projekt mit einem 920 m langen Tunnel kosten wird, sind für uns ein Riesenbrocken. Wenn eine bessere Variante mit weniger Risiken gefunden wird, würde sie im Bautenprogramm des Landes nach vorne rücken.“ Es war eine Bürgerin aus dem Hauptort, die bei einer „günstigeren“ Variante der Umfahrungstraße die Lebensqualität der Anrainer in Gefahr sah. Variante V als Grundsatzentscheidung Nach der Klausurtagung des Gemeinderates am 5. Februar 2016 wurden der Landeshauptmann, der Direktor der „Abteilung 10, Tiefbau“, und der Amtsdirektor „Straßenbau West“ darüber informiert, dass die Grundsatzentscheidung vom 30. September 2014 für die Variante V nach wie vor Bestand habe. Da eine Alternative der Arbeitsgruppe vom Rat nicht positiv begutachtet worden sei, habe man sich geeinigt, die frühere „Variante D“ - nach Buchstabe D die 4. - nochmals genauer untersuchen zu lassen. Einen diesbezüglichen Bericht erwarte man innerhalb April 2016. Die Variante D verläuft bekanntlich südlicher als die Vereinsheim-Variante und würde vor der Einmündung in die Vinschgaustraße als Überflurtrasse geführt, auf Privatgrund und auf Kosten des Landschaftsbildes, wie Referent Hartmann Nischler auch einräumte. Das Land wolle Kosten sparen, erklärte er, und den Tunnel auf 500 m reduzieren, um Wartungskosten zu vermeiden. Das würde zu einem Tunnelausgang knapp nach der Gutraun-Straße führen, was von der Verwaltung klar abgelehnt werde. Bereits in der Klausur habe man die Bedingungen formuliert, nach der über die Variante D nur nachgedacht würde, wenn eine Verlängerung des Tunnels im Westen um mindestens 200 m nach der Gutraun-Straße vorgesehen sei, so Nischler. Spätestens seit dem Bekanntwerden der Klausur-Ergebnisse begann sich eine Gruppe Bürger zu rühren. Sie brachte den Tiefbautechniker Manfred Ebner ins Spiel. Nach Aussage von Erwin Pircher ging es der Gruppe bei einem Gespräch mit dem Bürgermeister im Beisein von Ingenieur Ebner „um Optimierungsvorschläge für die Vereinsheim-Variante“. Damals, am 2. März 2016, sei der Vorschlag auch „in der Gemeinde hinterlegt worden“. Dass die Bürgerinitiative nach gut einer Woche den Vorschlag auch den Landestechnikern vorgelegt habe, sei „nicht in der Absicht geschehen, die Gemeindeverwaltung zu hintergehen, sondern in der Hoffnung, dass der Vorschlag schon frühzeitig in die Planung einbezogen werde“, meinte Pircher. Fast eine Beleidigung der Bürger Ganz anders sah das Referent Nischler. Er sei sprachlos gewesen, als man ihn aus Bozen fragte, was es mit der „Variante Ebner“ auf sich habe. „Wir sind ihnen gegenüber immer ehrlich und transparent gewesen und sie haben ohne unser Wissen Unterschriften gesammelt, auf fragwürdige Weise und aufdringlich“, sagte Hartmann. Die Initiativgruppe war entrüstet: „Dass die Unterschriftensammlung fragwürdig sein soll, grenzt schon fast an eine Beleidigung der Bürger. Die 975 Bürger, darunter einige, die die Variante schon 1991 abgelehnt hatten, wurden sachlich informiert. Jeder, der heute unterschreibt, denkt sich etwas dabei“, erklärte Pircher. Er und seine Gruppe wunderten sich aber über die Haltung der Touristiker gegenüber der Variante V. „Die Bedenken der Betriebe in der Bauphase sind ernst zu nehmen, aber die Dauer der Bauarbeiten sind nicht belegt. Schließlich hat Weiss ja keine Daten von den Technikern“, meinte Pircher. Seit September 2014 habe man recht ruhig mit der Variante V leben können, plötzlich stehe die Existenz der Betriebe auf dem Spiel. Pircher bezog sich auf den Auftritt von Hans Peter Weiss in der Ratssitzung vom 29. März. Mit dem Verweis auf die frühere Vorgangsweise eines Bürgers hatte Weiss das Recht beansprucht, mit moderner Präsentationstechnik zu informieren. Er bezog sich in seinen Ausführungen auf Punkt 2, Buchstabe C der berühmten Grundsatzentscheidung vom September 2014. Darin sei klar festgelegt, dass sich die Bauarbeiten an die Tourismussaison anzupassen hätten. Optimierung heißt längere Bauzeit Aber die sogenannte Optimierung durch die Variante D ergäbe eine Bauzeit von mindestens 2 Jahren; zudem sei eine genaue Zeitdefinition gar nicht möglich. Er führte ein Dutzend Tourismusbetriebe und Geschäfte an, die in ihrer Existenz gefährdet seien. Bei Saisonausfall würden in der Gemeinde Partschins um 14 % Nächtigungen weniger aufscheinen. Das hätte Auswirkungen auf die Arbeitsplätze im Tourismusverein, auf den Betrieb der Texelbahn, auf die Hütten, ja auf die gesamte Wirtschaft der Gemeinde. Pircher hielt dagegen: „Nicht nur Wirtschafter, auch Bürger wohnen an der Straße.“ Weiss nannte die Unterschriftenaktion fraglich. In einer Aussendung schrieb er: „Hier werden die Bürger mit Halbwahrheiten und Panikmache nur verunsichert. Eine Spaltung des Dorfes sollte unbedingt vermieden werden.“ Günther Schöpf
Günther Schöpf

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