Ein Basecamp am Gletscher
Sie spielt die Hauptrolle im neuen Film: Gal Gadot.
Alpin Arena Schnals-Marketingleiter, Stefan Hütter (l.) und Manfred Waldner (r.) im Gespräch mit den Schauspielern (v.l.) Liane Forestiere, Sarah Bauerett und Mehmet Kurtulus (ARD-TV-Krimi „Mordach“)
Gipfeldreh für den Film „Manaslu, Berg der Seelen“ von Regisseur Gerald Salmina und Hans Kammerlander

Das Schnalstal als große Filmbühne 

Gal Gadot als Geheimagentin in Schnals. Und warum das Tal ohnehin als Film-Mekka gilt. 

Publiziert in 4 / 2022 - Erschienen am 1. März 2022

Schnalstal - Actionszenen auf Skipisten, Schießereien auf dem höchsten Hotel Europas, eine Geheimagentin und Spionage: Und mittendrin, das Schnalstal. Worum es im neuen Netflix-Film „Heart of Stone“ genau gehen wird, ist noch ganz nach guter Agenten-Manier Geheimsache. Fest steht aber: Schnals wird dabei eine Hauptrolle spielen. Die Agentin, James Bond als Frau sozusagen, verkörpert Hollywood-Star Gal Gadot. Die israelische Schauspielerin wirkte unter anderem in Filmen wie „Fast & Furious“, „Knight and Day“ oder dem aktuellen Kinofilm „Tod auf dem Nil“ mit. Bekannt ist sie vor allem als „Wonder Woman“. Diese Rolle übernahm sie 2016 in der Comic-Verfilmung „Batman v Superman: Dawn of Justice“ sowie ein Jahr später im gleichnamigen Film „Wonder Woman“. 2020 folgte die Fortsetzung „Wonder Woman 1984“, wo sie erstmals auch als Produzentin tätig war. Laut Internetberichten erhält die hübsche 36-jährige Israelin für „Heart of Stone“ eine Gage von rund 12 Millionen Dollar. Mit dabei ist auch ein weiterer Hollywood-Star und zwar kein Geringerer als Jamie Dornan, der in „Fifty Shades of Grey“ die Rolle des Christian Grey verkörpert. 

Viel Aufwand 

Die Netflix-Produktion „Heart of Stone“ gilt als „Big-Budget-Production“. Kein Wunder, dass der Aufwand riesig ist. Rund 500 Filmschaffende werden von März bis April für die Dreharbeiten im Schnalstal sein. Die ersten Vorbereitungen liefen bereits im Februar an. „Schnals ist somit ein echter Coup gelungen“, freut sich Manfred Waldner, der Direktor der Tourismusgenossenschaft Schnalstal. Der Film erhalte dabei keine Beiträge vom Land Südtirol bzw. der IDM Filmförderung „sämtliche Aufwendungen werden eigenständig von Netflix finanziert“, betont er.
Alles begann im Sommer 2021. Im Juni habe es erste Anfragen für diese Produktion gegeben. „Dann kam die Maschinerie sozusagen ins Rollen“, erzählt Waldner im Gespräch mit dem der Vinschger. Es galt mehrere Voraussetzungen zu erfüllen. Unter anderem für die Actionszenen auf Schnee. Zudem sei ein Hotel am Berg eine weitere Anforderung gewesen. „Hier sind wir natürlich mit den Schnalstaler Gletscherbahnen bestens gerüstet“, so Waldner. 

Direkte Wertschöpfung und große Werbung

Man habe die Anfrage an die Alpin Arena Schnals weitergegeben und zusammen mit den Filmschaffenden verhandelt. „Wir können die Anforderungen optimal erfüllen und waren in einer guten Verhandlungsposition“, freut sich auch Stefan Hütter, der Marketingverantwortliche der Alpin Arena Schnals. Von der Produktion erwarte man sich so einiges. „Der Werbeeffekt für das ganze Tal wird riesig sein“, so Hütter. Auch darüber hinaus, für den Vinschgau und ganz Südtirol entstehe einmal mehr ein nachhaltiger Werbeeffekt. Im Skigebiet selbst bleiben in diesem Zeitraum die Pisten und Liftanlagen geöffnet, da die Dreharbeiten in erster Linie nachts stattfinden. 
„Neben dem nachhaltigen Werbeeffekt dürfen sich Schnals und auch Naturns über direkte Wertschöpfung freuen“, ergänzt Waldner. Die rund 500 an der Produktion beteiligten Personen müssen freilich auch irgendwo untergebracht sein. „So haben wir in Zusammenarbeit mit der Tourismusgenossenschaft Naturns Unterkünfte organisiert“, sagt Waldner. Dies sei eine ideale Einnahmequelle für den Tourismus. Im Naturnser Rathaus befindet sich auch das sogenannte „Basecamp“. 

Schnals als wichtiger „Player“ in der Filmbranche 

Der Netflix-Film ist aber nur ein weiterer Coup vom Film-Mekka Schnals. „Wir haben uns hier seit Jahrzehnten wertvolle Kompetenzen im Filmbusiness erarbeitet“, sagt Waldner, der selbst seit 17 Jahren als Tourismusdirektor fungiert. Begonnen habe alles mit dem Ötzifund im Jahre 1991. Zahlreiche internationale TV-Stationen waren damals bei dieser Weltsensation zu Gast. In den folgenden Jahren gab es immer wieder Anfragen für Dokumentarfilme, aber auch für Spielfilm-Produktionen. Eine Koordinierungsstelle bei der Tourismusgenossenschaft wurde noch im Jahre 2008 eingerichtet. 
„Wir wissen, was es für eine Filmproduktion am Berg benötigt, haben wertvolle Kontakte und arbeiten mit verschiedenen Institutionen zusammen“, erklärt Waldner. Von den Schnalstaler Gletscherbahnen, über Bergrettung und Co. bis hin zu Caterern und kreativen Geistern wie Hüttenwirt Paul Grüner sei ein Schnalser „Film-Netzwerk“ entstanden. Man habe sich einen Namen in der Filmbranche gemacht und könne mittlerweile selbst Forderungen an die Produzenten stellen. Auch die Zusammenarbeit mit der IDM Film Fund & Commission Südtirol funktioniere hervorragend. 

Vom finsteren Tal bis nach Hollywood  

Durch die zahlreichen Produktionen sind Waldner und Co. in der Filmbranche mittlerweile bestens vernetzt. Die Teilnahme bei Premieren an wichtigen Filmfestivals wie in Cannes, Berlin, Venedig oder Locarno gehört für die Schnalser zum Standard. „Aber natürlich sind solche Festivals immer wieder ein absoluter Höhepunkt. Bereits zu Ostern ist es in Rom wieder so weit“, erzählt Waldner. Dann feiert der Film „Tiger's Nest“ Premiere. Die italienische Produktion spielt in erster Linie in den Himalajas. Für die Dreharbeiten im Schnalstal wurde dabei sogar eine tibetische Hängebrücke nachgebaut. 
Wie beliebt das Tal mittlerweile seit Jahren bei Filmproduzenten geworden ist, zeigt ein Blick auf die „Schnalser Filmografie“, die Waldner stolz präsentiert. Zahlreiche berühmte Filmplakate hat der Tourismusdirektor dafür herausgesucht. „Das finstere Tal“ mit Tobias Moretti etwa gilt als eine der erfolgreichen österreichisch-deutschen Produktionen. Der Genremix aus Western und Heimatfilm wurde bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin am 10. Februar 2014 uraufgeführt. Als „grandioses, atmosphärisches, heftiges Western-Psycho-Thriller-Drama“, bezeichnete der Bayerische Rundfunk den Film. Ein „wuchtiger Schneewestern, gedreht im eisigen Schnalstal in Südtirol“, schrieb der Tagesspiegel. 2017 erschien „Der Mann aus dem Eis“ („Iceman“) mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle als Ötzi. Der deutsch-italienisch-österreichische Abenteuerfilm wurde unter anderem beim Deutschen Filmpreis 2018 für das beste Maskenbild nominiert. 
Für den Hollywood-Blockbuster „Everest“ waren Superstars wie Jake Gyllenhaal, Keira Knightley, Jason Clarke, Emily Watson und eine ganze Reihe weiterer bekannter Hollywood-Namen in Schnals. Ab Ende Januar 2014 diente das Gletschergebiet für rund fünf Wochen als Kulisse für das Everest Drama. Für den Film „Siberia“ (2020) weilte unter anderem Willem Dafoe im Schnalstal. 
Weitere bekannte Filme sind „Manaslu - ein Lebensporträt von Hans Kammerlander“ (2018), der italienische Thriller „Il testimone invisibile“ (ebenfalls 2018), der Kriegsfilm „L'amore e la guerra“ (2007) das portugiesische Musik-Drama „Amalia“ (2008) sowie natürlich zahlreiche TV-Dokumentationen, nicht nur über Ötzi. Auch für Musik-Clips und Werbespots dient das Tal immer wieder als Kulisse. Das Video des italienischen Rappers J-Ax zum Song „Intro - feat. Bianca Atzei“ etwa wurde auf Youtube über 90 Millionen Mal geklickt. Es zeigt das hintere Schnalstal. Auch aufwendige Werbespots wie zu Ferreros Pocket Coffee wurden in Schnals gedreht. 

Freundschaftliche Verhältnisse

Zu den vielen Filmleuten selbst habe man mittlerweile freundschaftliche Verhältnisse aufgebaut, wie Waldner betont. „Sie kommen immer wieder gerne hier her und wissen unser Tal zu schätzen“, unterstreicht der Tourismusdirektor. Die Koordinierungsstelle für die Filmproduktionen arbeite von der ersten Anfrage bis hin zur Premiere, inklusive der Kommunikation, mit den Filmschaffenden zusammen. „Wir können auch optimal auf die Bedingungen und Wünsche der Produzenten eingehen“, erklärt er. Ob Hubschrauber-Szenen am Gletscher, kurzfristige Planänderungen oder vieles mehr, Schnals macht es möglich. „Eines habe ich in den vergangenen Jahren in der Filmbranche gelernt: geht nicht, gibt’s nicht“, betont der Tourismusdirektor. 

Michael Andres

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