Freunde und Wegbegleiter bereiteten Roland Ruepp einen herzlichen Empfang und in einem Punkt waren sich alle einig: Roland nimmt in der Gesellschaft eine wichtige Vorbildfunktion ein.

Roland ­Ruepp zum 4. Mal bei den ­Paralympics

Publiziert in 15 / 2010 - Erschienen am 21. April 2010
Schluderns – Roland Ruepp ist eine Kämpfernatur. „Miar gfollts, wenn i bon Training schindn konn“, so der 44-­jährige. Der Behindertensportler besticht immer wieder durch seinen Einsatz und seine Ausdauer. Im Sommer schraubt er sich mit seinem Handbike die steilen Bergstraßen hinauf, im Winter saust er beim Ski-Langlauf und beim Biathlon die Piste hinunter. Bei seinen vierten Winterparalympics im kanadischen Vancouver lief es für Roland nicht ganz nach Wunsch. „Ich hätte mir schon ein bisschen mehr erwartet“, kommentierte der Schludernser den 21. Platz im Biathlon und den 23. Rang im Langlauf. Und doch: Was Roland Ruepp seit seinem Kletterunfall geleistet hat, macht ihm so schnell keiner nach. Ruepp hatte 1998 in Nagano­ und 2002 in Salt Lake City zweimal Gold und je einmal Silber und Bronze geholt. Hinzu kommen noch zwei Silber und eine Bronze-Medaille bei den Weltmeisterschaften und ein Mal Gold und drei Mal Bronze bei diversen Europameisterschaften. Deshalb organisierten Rolands Freunde und Wegbegleiter auch ein kleines Fest in der „Alten Mühle“. Der Schludernser Bürgermeister Erwin Wegmann, der Präsident des ASV Schluderns Heiko Hauser und die Präsidentin des ASC Sesvenna Klara Angerer überbrachten Glückwünsche und hoben die Vorbildfunktion des Behindertensportlers hervor. Auch der Landtagsabgeordnete Arnold Schuler lobte Ruepps Kampfgeist: „Der Roland kämpft immer bis zur Ziellinie.“ Schuler fügte noch hinzu: „Es ist schon eine große Leistung sich überhaupt für die Paralympics­ zu qualifizieren“. Nur durch ein hartes Trainingsprogramm und ein gutes Abschneiden bei den Weltcuprennen konnte sich Roland für Vancouver qualifizieren. „Ich habe zwei Mal am Tag und sechs Mal die Woche trainiert. Die langen Trainingseinheiten dauerten drei Stunden, die kurzen Einheiten eine Stunde“, erzählte der Schludernser. Mittlerweile zählen im Behindertensport nur noch Resultate. Von wegen dabei sein ist alles – der Leistungsdruck und das Niveau im Behindertensport sind stark gestiegen (siehe Interview). „Ein Athlet bekommt vom italienischen Verband bei einer Goldmedaille ein Preisgeld von 75.000 Euro, die Nachwuchsarbeit wird hingegen oft vernachlässigt“, bedauerte Ruepp. Mittlerweile ist Roland 44 Jahre alt. War dies seine letzte Teilnahme an einer Großveranstaltung, wie den Paralympics? Momentan sieht es ganz danach aus. „Der Aufwand ist einfach riesengroß und ich bin einfach ‚stuff‘, zumal es auch Unstimmigkeiten innerhalb der Mannschaft gegeben hat“, so Ruepp. Aber zu einem endgültigen Nein kann sich der Ausnahmesportler doch nicht durchringen: „Im Leben sollte man niemals nie sagen.“ „Nicht mehr Zweck des Behindertensports“ „Der Vinschger“: Bei deinen vierten Paralympics in Vancouver hast Du in den Disziplinen Langlauf und Biathlon teilgenommen. Wie ist es gelaufen? Roland Ruepp: Beim Biathlon hatte mein Trainer das Luftdruckgewehr falsch präpariert. Der erste Schuss hat noch gepasst, die nächsten vier Versuche gingen allesamt vorbei. Somit reichte es nur für den 21. Rang. Von der Platzierung bin ich schon ein wenig enttäuscht. Der Zeitabstand zur Spitze war allerdings nicht sehr groß: Ich lag nur zwei Minuten hinter dem Zweitplatzierten. Beim Langlaufrennen über 15 km habe ich mir im Idealfall eine Top-Ten-Platzierung erwartet. Leider konnte mein langjähriger Freund und Servicemann Walter Schütz nicht in Vancouver dabei sein. Die Ski waren deshalb nicht optimal präpariert und ich habe im Rennen ein wenig Zeit verloren. Hinzu kam noch, dass ich mich im Laufe des Wettkampfs verkühlt habe. Am Ende landete ich auf den 23. Platz. Schmerzt es, dass Paralympics ungleich weniger im Fokus der Öffentlichkeit standen, als zuvor die olympischen Spiele? Roland Ruepp: Ich war 1994 zum ersten Mal bei den Paralympics in Lillehammer dabei. Damals war noch keine Fernsehsender vertreten und kaum ein Fotograf vor Ort. Mittlerweile ist das Medieninteresse stark gestiegen. Der Fernsehsender „Sky“ hat dieses Jahr alle Spiele live übertragen. Die erhöhte Medienaufmerksamkeit bringt aber auch Nachteile. Jemand mit einer schweren Behinderung hat beispielsweise beim Langlauf keine Chance mehr. Die Strecken sind sehr anspruchsvoll konzipiert; die Veranstalter wollen den Zuschauern in erster Linie eine Show bieten. Das ist aber nicht mehr Sinn und Zweck des Behindertensports. Der Grundgedanke liegt ja darin, sich vom Breitensport abzugrenzen und möglichst alle Sportler zu integrieren. Wenn die Paralympics größer und größer werden – steigt dann auch die Versuchung zu betrügen? Roland Ruepp: In meinen Augen wird auch im Behindertensport gedopt. In Vancouver wurde beispielsweise ein Curling-Spieler ertappt, ein Aufputschmittel genommen zu haben. Interview: Oliver Kainz
Oliver Kainz

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