Junge Vinschger, die etwas bewegen: Kreativ mit Kopf

Publiziert in 41 / 2011 - Erschienen am 16. November 2011
„Der Vinschger“: Wir haben nur von den Berufsweltmeisterschaften in London gehört und gelesen. Wie kommt es, dass die Medaillengewinner der Weltmeisterschaft für Friseure in Mailand Ende September 2011 so gar nicht beachtet wurden? Max Weiss: Das kann ich nicht sagen. Man müsste vielleicht im Landesverband der Handwerker, im Bereich Schönheitspflege nachfragen. Zur Bronzemedaille hast du ein Diplom bekommen. Was bedeutet die Abkürzung im Schriftzug „OMC World Hair­dressing Championship”? Max Weiss: Organisation mondiale de la coiffure. Alle Länder, die der OMC angehören – ich weiß nicht genau, wie viele es sind – nahmen an der Weltmeisterschafte in Mailand teil. Die Veranstalter haben von 36 Nationen mit 526 Teilnehmern in 29 Gängen geschrieben. Gänge wären so was wie Wettbewerbe. Kathrin Prantl aus Algund und ich sind in der ­Kategorie Junioren und in der Disziplin „Ladies Fashion. Trend Cut“, also Modeschnitt Damen, angetreten. Eher ungewöhnlich. Warum nicht im Modeschnitt Herren? Max Weiss: Dann hätte ich mich verpflichten müssen, nach der Italien­meisterschaft im April jedes Wochenende nach Neapel zu fahren, um an den Vorbereitungslehrgängen teilzu- nehmen. Wo fanden die Italienmeisterschaften statt? Max Weiss: In Treviso. Ich wurde dort Zweiter, eben im Modeschnitt Damen. Du bist in eine Friseurfamilie hinein geboren worden. Stand es immer schon fest, in den Fußstapfen deines Großvaters und Vaters weiterzumarschieren? Max Weiss: Ich wollte immer was mit Sport machen. Warum hat das dann nicht geklappt? Max Weiss: Vielleicht war ich dann doch nicht so talentiert. Man hat mich nach der Mittelschule zum Grundlehrgang „Kosmetik, Friseur und Handel“ in Meran angemeldet. Danach habe ich im Salon Norma, in Bozen, die Lehre absolviert und neben der Berufsschule fünf Jahre lang jeden Dienstag von 20 bis 23 Uhr die Akademie in Bozen besucht. Fünf Jahre lang haben mich meine Eltern hingebracht und abgeholt. Es gab keine Möglichkeit, am späten Abend öffentliche Verkehrs­mittel zu benutzen. Die Lehrpersonen Heiner Dassl und Stella Maria Falcomatto und die Trainerin Margit Gostner waren für mich wie eine zweite Familie. Seit Mai bin ich drei Mal nach Bozen und an den Wochenenden immer nach Modena zur WM-Vorbereitung gefahren. Das hat sich auch gelohnt. Max Weiss: Ja, wir haben uns alle sehr über die Medaille gefreut. Dabei hat es nach dem ersten Bewerb gar nicht so ausgesehen. Bei der Steckfrisur am Übungskopf, bei „Fashion on Long Hair – Daystyle Damen”, konnte ich die vorgegebene Zeit zwar perfekt einhalten, aber ich kam nicht über einen 6. Platz hinaus. Erst im 2. Test, im Trend-Cut, hab ich Gott sei Dank alles aufholen können. Wie haben die Juroren den Sprung von Rang 6 auf den 3. ­Podestplatz begründet? Max Weiss: Man hat mir erklärt, dass das Gesamtbild gepasst habe. Es wurden Einfallsreichtum, Ausgefallenheit des Schnitts, das Zusammenspiel von Färben, Schminken und Schneiden bewertet. Teilnehmer aus sechs Nationen waren in meiner Disziplin am Start. Ich habe mich gerade noch zwischen Kathrin Prantl und einen Dänen schieben können. Und wie geht es jetzt weiter? Gibt es schon Pläne? Max Weiss: Ich möchte im nächsten Jahr irgendwo im Ausland arbeiten und Erfahrungen sammeln. Zur Person Name: Max Weiss Jahrgang: 1992 Wohnhaft: in Latsch Stand: immer auf Suche (Frauen) Tätigkeit: derzeit im Familienbetrieb „Salon Weiss“ in Latsch Motto: Je steiler die Frisur, desto gefährlicher der Abend
Günther Schöpf

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