Junge Vinschger, die etwas bewegen „In Thailand sind wir keine Ausländer“

Publiziert in 40 / 2011 - Erschienen am 9. November 2011
Die beiden Maturanten Hanna Bernhard und Klaus Zoderer aus Schlanders, waren zu Weihnachten 2010 schon einmal in Thailand. Nicht zum Vergnügen, sondern um gemeinsam mit anderen Klassenkollegen und Klassenkolleginnen unter5 der Leitung von Herta Flader und Jaroslav Kaczanowski das Sozialzentrum und Flüchtlingsprojekt Mae Sot des Vereins „Helfen ohne Grenzen“ kennen zu lernen und mit zu arbeiten. Das hat die beiden so gefesselt, dass sie beschlossen haben noch einmal für längere Zeit nach Mae Sot zu gehen. Vor der Abreise haben wir mit ihnen gesprochen. Wann wollt Ihr in Thailand sein? Hanna: Wir starten am 27. Oktober und fliegen von München nach Bangkok, von dort geht es weiter ins thailändisch – burmesische Grenzgebiet nach Mae Sot. Wie lange wollt Ihr bleiben? Hanna: Ganz genau können wir das noch nicht sagen, der Rückflug ist vorläufig für Ende Mai 2012 gebucht. Was werdet ihr diesmal in Mae Sot machen? Hanna: Ich werde Englisch unterrichten an einer Schule mit rund 130 Schülern verschiedenster Herkunft. Diese Schule konnte ich bereits bei meinem letzten Aufenthalt in Mae Sot kennen lernen. Klaus: Für mich gilt dasselbe. Ich werde in einem Musikprojekt mitarbeiten. Wie das genau abläuft, weiß ich noch nicht. Ich werde auch die Homepage des Projektes betreuen und Berichte und Fotos hineinstellen, damit man auch im Vinschgau sehen kann, was wir in Thailand machen. Was zieht Euch zum zweiten Mal nach Thailand, es ist doch nicht ungefährlich? Hanna: Mir ist schon lange klar, dass ich von Südtirol weg will. In meiner Heimat bin ich nicht so glücklich, dass ich sagen könnte, das ist der Ort, an dem ich mein restliches Leben verbringen möchte. Jetzt ist für mich die beste Zeit, die Welt an zu schauen, um zu erfahren, ob es wirklich so ist, dass ich irgendwo anders hingehöre. Als ich das letzte Mal von Thailand zurückgekommen bin, habe ich gefühlt, dass ein Teil von mir dort geblieben ist, dass ich dorthin wieder zurückkehren muss. Klaus: Meine Motivation zur Rückkehr ist ziemlich ähnlich. Meine Kollegen gehen nach der Matura studieren. Ich möchte auf andere Weise lernen und meinen Horizont erweitern und mit meinen Fähigkeiten andere damit unterstützen. Hanna: Für mich war es sehr schön, dass man uns nicht als Ausländer gesehen hat, wie das hier in Südtirol wäre. Die Gastfreundschaft und die Offenheit der Menschen dort ist so schön, denn für die Menschen dort gibt es ganz andere Werte im Leben als bloß Geld oder Materielles. Klaus: Es gibt viel weniger Stress, alles ist ein bisschen gemütlicher und nicht so perfekt. Ihr werdet Euch ganz nahe bei einem Kriegsgebiet, wenige Kilometer entfernt von der Grenze zu Burma befinden. Habt Ihr keine Angst? Hanna: Nein, Angst habe ich keine, weil wir ja nicht direkt im Krisengebiet sind. Ich habe überhaupt keine Angst, dass ich überfallen oder beraubt werde. In Bozen habe ich in bestimmten Stadtteilen mehr Angst. Klaus: Wir wünschen uns, dass uns ein paar Leute drüben besuchen kommen. Wir werden auch an den „Vinschger“ ab und zu einen Bericht schicken. Wer uns im Internet besuchen will, findet uns auf der Homepage von „Helfen ohne Grenzen“ www.helfenohnegrenzen.org Interview: Friedrich Haring Zur Person: Name: Hanna Bernhard Geboren: 1992 Tätigkeit: Studentin Hobby: Malen und Nähen Familie: glücklich verbunden Wohnort: Latsch Motto: Meinen Prinzipien treu bleiben Name: Klaus Zoderer Geboren: 1992 Tätigkeit: Student Hobby: Musik Familie: Glücklich verbunden Wohnort: Schlanders Motto: Darüber muss ich noch nachdenken Inzwischen sind die beiden in Mae Sot angekommen und haben ihre Arbeit im Sozialzentrum aufgenommen.
Friedrich Haring

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