Der erste Yak-Auftrieb im Juni 1986

Wie die Yaks nach Sulden kamen

Publiziert in 13 / 2006 - Erschienen am 28. Juni 2006
Sulden – Sie schleppten das Holz, das Essen, die Zelte und das Ausrüstungsmaterial bis zum Basislager. Ohne die Hilfe von rund 30 Yaks wäre die Südtiroler Cho-Oyu-Winterexpedition im fernen Jahr 1982, an der unter anderem Reinhold Messner, Friedl Mutschlechner, Hans Kammerlander, Luis Stefan Stecher, Hanspeter Eisendle, der Arzt Oswald Oelz aus der Schweiz und Paul Hanny teilnahmen, wohl kaum möglich gewesen. Künstler und Frauen hatten sich zum Ziel gesetzt, bis auf 5.000 Meter zu gelangen. Es war in diesem Jahr, als im Basislager auf etwa 5000 Meter die Idee geboren wurde, einige der genügsamen Rinder aus dem Himalaya nach Sulden zu bringen. Die erste Andeutung, dass sich die Yaks im hoch gelegenen Suldental eigentlich recht wohl fühlen müssten, kam von Paul Hanny. Reinhold Messner war von der Idee sofort begeistert. Zwei Jahre später wurde Reinhold Messner von Max Platter aus Oberstdorf im Allgäu angeschrieben. Er teilte mit, dass sich in Oberstdorf mehrere Yaks befinden, die ursprünglich von einer Frau aus Tibet nach Deutschland gebracht worden waren und die dort nicht mehr länger gehalten werden könnten. Sollte sich kein Käufer finden, würden die Tiere zum Metzger gebracht. Reinhold Messner packte die Gelegenheit beim Schopf und entschloss sich, die Tiere vor der Schlachtbank zu retten. Mit dem Transport und der Erledigung sämtlicher organisatorischer Hürden beauftragte er Paul Hanny. Im Herbst 1985 war es dann soweit: Zwei Yak-Stiere und drei Muttertiere wurden erstmals nach Sulden gebracht. Der erste Auftrieb auf die Sommerweide erfolgte im Juni 1986. Während der ersten Jahre wurde die kleine Yak-Herde immer bis auf die Düsseldorferhütte aufgetrieben, später immer auf die Weiden oberhalb der Bergstation der Seilbahn Sulden (Madritsch). Während der ersten zwölf Jahre hat sich Manuel Abertegger mit viel Fleiß und Einsatz um Reinhold Messners Yaks in Sulden gekümmert. Von 1996 bis 2001 hat Messners Patenkind Markus Holzer diese Aufgabe übernommen, danach Luis Platter und sein Sohn Andreas, die derzeitigen Pächter des 1996 von Messner eröffneten Gourmet-Restaurants „Yak & Yeti“ in Sulden. In diesem Restaurant können Einheimische und Gäste unter anderem Yak-Gerichte aus der eigenen Zucht genießen. Wenn die Yaks nicht auf der Weide sind, halten sie sich auf dem Bauernhof beim Restaurant auf. Yakfleisch ist fettarm, von dunkelroter Farbe und hat einen würzigen Geschmack. Der jährliche Yak-Auftrieb in Sulden ist mittlerweile schon zu einer kleinen Tradition geworden. Vor allem viele Gäste lassen es sich nicht nehmen, die Tiere auf die Sommerweide zu begleiten. Wohl noch mehr „zieht“ allerdings die Tatsache, dass Reinhold Messner seine Yaks zusammen mit Paul Hanny, Roland Thöni und anderen Begleitpersonen seit jeher persönlich mit dem Hirtenstock auftreibt. Der heurige Jubiläums-Auftrieb (20 Jahre) mit über 20 Tieren findet am Sonntag, 2. Juli, statt. Treffpunkt ist um 8.30 Uhr bei der Talstation der Seilbahn Sulden. Seit jeher Tradition ist auch die Namensgebung der Yak-Stiere. Der erste Stier wurde auf den Namen Gustav (Gustav Thöni) getauft, der zweite auf jenen von Roland (Roland Thöni). Der erste weiße Stier bekam 2005 anlässlich des 65. Geburtstages von Paul Hanny den Namen Paul. Dass es den Yaks in Sulden gut geht, konnte 1999 auch das Sherpa-Mädchen Pemba feststellen. Sie war eigens für den damaligen Auftrieb nach Sulden gekommen. Wer den Yaks im Hochgebirge begegnet, sollte zur eigenen Sicherheit einen Respektabstand von mindestens zehn Metern einhalten. Besonders von Muttertieren, die Kälber führen, sollte man sich fern halten.
Josef Laner

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