„Kinder müssen Nachsicht haben“
Schlanders - Bei Kinder- oder Märchenbüchern denkt man in diesem Land eher an Max und Moritz, Struwwelpeter oder Schneewittchen, aber sicher nicht an „den kleinen Prinzen“, der in der Wüste auf einen notgelandeten Piloten stößt. Erwachsene Tiroler sind irgendwann – meist über schulische Wege – auf Antoine de Saint-Exupérys Kinderbuch „Der kleine Prinz“ gestoßen. Nach einem besonderen Theaterereignis im Kulturhaus Schlanders könnte so mancher Erwachsene wieder zu dem dünnen Büchlein greifen, aus dem der Spruch stammt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, im Stück gesprochen von Sara Tomasini in der Rolle eines Fuchses. Der kleine Prinz empfand die Erwachsenen auf dem Planeten Erde als sonderbar und meinte: „Große Leute haben nur Zahlen im Kopf. Kinder müssen mit großen Leuten viel Nachsicht haben“. Es waren an die 60 Kinder, die sich bei der Premiere des „sprach-, bezirks- und generationsübergreifenden“ Theaterprojekts „Der kleine Prinz“ keinen Zwang antaten und mit ihrer Begeisterung dann auch die knapp 200 Erwachsenen übertönten. Das Projekt der Theatergruppe „voLL kReatiV…voll iNklusiV“ des Südtiroler Theaterverbandes und der Theaterwerkstatt Integrierte Volkshochschule Vinschgau (VHS Vinschgau) war ein Erfolg. In malerischen Szenen und phantastischen Bildern, die schwierig zu deuten waren, wurden die Reisen des Prinzen von einem Asteroiden zum nächsten Planeten dargestellt. „Das Wesentliche“ an dem Projekt waren die etwa 20 Darsteller, davon 14 mit Beeinträchtigung, die bewiesen, dass durch Theatererfahrung „Barrieren überwunden und einzigartige Kompetenzen“ zum Tragen kamen. Es wurde in den Bezirken Vinschgau, Burggrafenamt, Eisacktal, Pustertal und dem Südtiroler Unterland seit Jänner geprobt. Koordiniert von Stefanie Nagler, Südtiroler Theaterverband, traf man sich in Abständen zu gemeinsamen Proben in Bozen. Die Regisseure Sonia Ellemunt, Nadia Schwienbacher und Roman Wegmann – letztere aus dem Vinschgau – leisteten echte Pionierarbeit. Unterstützt wurden sie durch das Projekt „Kribes Krabes“ der Lebenshilfe Vinschgau, durch die Basis Vinschgau, die Stiftung Südtiroler Sparkasse und die Abteilung 24 – Soziales der Autonomen Provinz Bozen.