Fenster geben dem Haus ein Gesicht
Schlanders - Fenster sind durchscheinende, aber keineswegs unscheinbare Elemente unserer Baukultur, und ihre individuelle Fertigung ist Ausdruck hoher Handwerkskunst. In den vergangenen Jahrzehnten sind viele historische Fenster aus den Haus-, Dorf- und Stadtansichten verschwunden. „Damit ist auch viel wertvolles Handwerkswissen verloren gegangen“, bedauerte Franz Fliri vom Heimatpflegeverband anlässlich der Ausstellungseröffnung „Zeitfenster – Ein Blick auf 500 Jahre Handwerk und Baugeschichte“ in der Bibliothek Schlandersburg. In dieser Ausstellung werden bis zum 4. April historische Fenster aus der privaten Sammlung von Josef Spechtenhauser gezeigt. In den vergangenen 50 Jahren hat der Glasermeister aus Schlanders oft nach beträchtlicher Überzeugungsarbeit die Fenster vor der Zerstörung gerettet. Gar einige hat er auf dem Sperrmüll gefunden und in seiner Werkstatt in Schlanders wieder liebevoll restauriert. Als einen Schutz des kulturellen Erbes bezeichnete Claudia Plaikner, Obfrau des Heimatpflegeverbandes Südtirol die Sammlung von Josef Spechtenhauser, Franz Fliri nannte sie einen „absoluten Glücksfall“. Claudia Plaikner erinnerte an das Schwerpunktthema des Verbandes „Handwerk im Fokus“, das sich mit dem traditionellen Handwerk, den Nachwuchsproblemen, dem Verlust von wertvollem Wissen und dem Thema Renovieren und Sanieren als gelebten Umweltschutz auseinandersetzt.
Die Ausstellung wurde von Helmut Stampfer angeregt
Es war der langjährige Landeskonservator Helmut Stampfer, ein Freund und Wegbegleiter von Josef Spechtenhauser, der die Idee hatte, eine Auswahl dieser Sammlung der Öffentlichkeit zu zeigen. Beinahe in 100 Südtiroler Kirchen, Kapellen und auch in einigen Schlössern hat Josef Spechtenhauser jährlich unter der Aufsicht des Denkmalamtes historische Fenster vorbildlich restauriert. Dabei wollte er in den 60er Jahren gar nicht Glaser werden wie seine Vorfahren, sondern den modernen Beruf des Radio- und Fernsehtechnikers erlernen. Aber es sollte doch anders kommen, und Josef Spechtenhauser machte in Innsbruck eine Lehre in einer Glaserei, um die Familientradition weiterzuführen. 1970 errichtete er sich in Schlanders eine eigene kleine Werkstatt hinter der heutigen Trafik Spechtenhauser und schon bald hatte sich Josef als Restaurator von Kirchenfenstern in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt einen Namen gemacht. In der neu errichteten Werkstatt an der Staatsstraße hat Josef einige Lehrlinge ausgebildet und immer mehr Aufträge bekommen. Der Erfolg weckte seinen beruflichen Ehrgeiz und seine Begeisterung für die Arbeit. Das Wissen, wie unsere Vorfahren gearbeitet haben, hat sich Josef aus Fachbüchern angeeignet. Ständig stand er auch im Austausch mit Berufskollegen aus Österreich. „Ich wünsche mir, dass die Menschen aufmerksam sind und historisch wertvolle Fenster aufbewahren bzw. in gute Hände geben,“ sagt Josef Spechtenhauser.
