Diese Pflanzenvision von Friedrich ­Sebastian Feichter ist im Außenbereich des „Spazio Rizzi“ ausgestellt.

„Er macht Kunst für uns alle“

Publiziert in 17 / 2013 - Erschienen am 8. Mai 2013
Friedrich Sebastian Feichter zeigt einen Querschnitt seiner Skulpturen in- und außerhalb des „Spazio Rizzi“ in Latsch. Latsch - Die abstrakten Skulpturen und Kreaturen von Friedrich Sebastian Feichter sind faszinierend, geheimnisvoll, berührend. Es braucht Zeit, sie in ihrer Kompaktheit zu erfassen, aber trotz aller mystischer Gedanken macht Feichter Kunst für uns alle, nicht für eine Elite, sodass wir uns auch ohne philosophische Auseinandersetzung einfach nur an ihrem ästhetischen Aussehen erfreuen dürfen. Mit diesen Worten führte die Kunstkritikerin Ilse Thuile am 1. Mai im „Spazio Rizzi“ in Latsch in das Schaffen des international anerkannten Bildhauers aus ­Luttach im Ahrntal ein. Walter Rizzi freute sich, diese besondere Ausstellung beberhergen zu dürfen. Er erinnerte daran, dass Feichter mit dem großen Sammler und Kunstmäzen Karl Nicolussi Leck, der am 31. August 2008 gestorben ist, befreundet war. Nicolussi Leck hatte Feichter beauftragt, für den Kunstparcours mit der markanten Kugel auf Hochfrangart bunte, bis zu 10 Meter hohe Lichtbäume in leuchtenden Farben aus Metall­teilen zu schaffen. Werke aus verschiedenen Arbeitszyklen Im „Spazio Rizzi“ zeigt ­Friedrich Sebastian Feichter Werke aus verschiedenen Arbeitszyklen. Die Skulpturen sind zum Teil in Gruppenform angeordnet, „wie Menschen, die beisammen stehen,“ interpretierte Thuile. Sie beschrieb den überlebensgroßen, weiblichen Engel mit dem Schwert in den Händen als „Wächter über Gut und Böse, als Beschützer auch der langbeinig-grazilen urförmigen Geschöpfe.“ Damit bezog sie sich auf die Skulpturen, die Feichter „homo solaris“ nennt. Auch Arbeiten der Zyklen „Blütezeit“ und weiterer Schaffensperioden sind zu sehen. Feichter schafft immer wieder neue Kreaturen. Um seinen Visionen Form zu geben, verwendet er Holz, Metall, Glas, Eisen, Aluminium, Acrylfarbe, Folien, Goldnieten und andere Materialien. „Kunst war nicht im Programm“ Für Feichter, geboren 1962 in einer kinderreichen Familie, „war die Kunst zunächst sicher nicht im Programm,“ so Thuile. Kreativität und Talent hätten jedoch früh seinen Weg bestimmt. Feichter besuchte die Schnitzschule in St. Jakob im Ahrntal. „Seine überlebensgroßen Heiligenfiguren waren seine Brotkunst, aber nicht seine Erfüllung.“ Später besuchte Feichter die Meisterklasse für Bildhauer an der Höheren Technischen Lehranstalt in Graz. Thuile: „Friedrich Feichter engagierte sich für mehr Gerechtigkeit in einer Welt des Materialismus und der Oberflächlichkeit, experimentierte immer wieder mit neuen Materialien und Formen, perfektionierte immer weiter seine technischen Fähigkeiten.“ Die internationale Kunstwelt wurde 1997 auf den Luttacher aufmerksam, als er auf dem Valparolapass (2.192 m) den „homo solaris“ ausstellte, und zwar in 40facher Ausfertigung. Die „Sonnenmenschen“ sind mittlerweile in bedeutenden Galerien sowie bei Ausstellungen vertreten. Als Kontrapunkt gibt es den „homo lunaris“, der die ganze Palette menschlicher Begierde und negativer Eigenschaften widerspiegelt. Ein Großteil dieser Gruppe ist derzeit in Holland zu sehen. Feichter ist laut Thuile überzeugt, dass es auf anderen Planeten Lebewesen gibt, die sich in verschiedenen Evolutionsstufen befinden. „Wir auf der Erde haben die Wahl uns für Geist oder Materie zu entscheiden.“ Dank an Familie Rizzi Offiziell eröffnet hat die Ausstellung Vizelandeshauptmann ­Richard Theiner, übrigens ein Nachbar von Christine und Walter Rizzi in Latsch. „Schon allein das Gebäude hier ist ein Kunstwerk,“ sagte Theiner. Er dankte der Familie Rizzi für die liebgewordene Tradition, im „Spazio Rizzi“ Jahr für Jahr besondere kulturelle Höhepunkte erleben zu dürfen. „Walter Rizzi hat viel von der Allgemeinheit bekommen, er hat der Allgemeinheit aber auch viel zurückgegeben und tut dies immer noch,“ so Theiner. Er erinnerte daran, dass Walter Rizzi 36 Jahre lang Obmann der Raiffeisenkasse Latsch war. Neuer Obmann ist seit wenigen Tagen Adalbert Linser. Zur Ausstellungseröffnung waren viele Persönlichkeiten aus der Kunstszene, der Politik und der Wirtschaft gekommen sowie zahlreiche Kunstfreunde und Kunstliebhaber aus nah und fern. Feichters Werkschau kann bis zum Herbst besichtigt werden. sepp laner
Josef Laner

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