Über 300 Personen sind zum Filmabend gekommen.
Eine Szene aus dem Film „Das Gipfelkreuz“.
Im Bild (v.l.): Michael Fliri, Roselinde Gunsch, Roman Wiesler und Andreas Wiesler.

Ein unschätzbares Geschenk

Über 50 Jahre lang hat Roman Wiesler das Geschehen in seiner Heimatgemeinde Taufers im Münstertal mit der Filmkamera „eingefangen“.

Publiziert in 22 / 2024 - Erschienen am 3. Dezember 2024

Taufers im Münstertal - Wenn über 300 Leute eines knapp 1.000 Einwohner zählenden Dorfes zu einer Veranstaltung kommen, muss es sich um etwas Besonderes handeln. Der Filmabend, zu dem die Gemeinde Taufers im Münstertal und der Bildungsausschuss am 23. November in die Schulturnhalle eingeladen hatten, war in der Tat etwas Besonderes. Unter dem Motto „50 Jahre Taufers im Münstertal im Film“ wurden Ausschnitte aus dem umfangreichen Filmarchiv von Roman Wiesler gezeigt. Das Landesamt für Film und Medien hat die Filme von Roman unlängst ins Landesarchiv aufgenommen. Für den Filmabend hatte Andreas Wiesler Ausschnitte aus Romans Filmarchiv ausgewählt, geschnitten und zum Teil mit passender Musik unterlegt. Zu sehen bekam das Publikum Ausschnitte bzw. Filme, die Roman in der Zeit von 1972 und 1986 sowie in den Jahren 1998 und 2008 gedreht hat. Prozessionen, Faschingsumzüge, Naturkatastrophen, Almauftriebe und Eröffnungsfeiern hat Roman Wiesler mit seiner Super-8-Filmkamera ebenso festgehalten, wie große und kleinere Ereignisse und Geschehnisse in Taufers. Gezeigt wurde auch der Kurzfilm, den der passionierte Filmemacher Mitte der 1970er Jahre gedreht hat, als Bergfreunde in mehreren Anläufen ein großes Holzkreuz auf den 3.076 Meter hohen Grenzberg Piz Starlex trugen, zogen und aufstellten. Für den Film „Das Gipfelkreuz“ wurde Roman Wiesler 1982 beim internationalen Amateur-Bergfilmwettbewerb des Deutschen Alpenvereins in München mit einer „Lobenden Erwähnung“ ausgezeichnet.

175.000 Lire für die erste Kamera

„Über 50 Jahre hinweg hat Roman Wiesler die Zeit und das Leben in Taufers festgehalten und dokumentiert“, würdigte Michael Fliri den ersten „richtigen“ Filmemacher im Dorf. Gefilmt hatten vorher zwar auch Luis Karner und Alfons Fliri, aber Roman war der erste, der einen fertigen, sprich geschnittenen und vertonten Film präsentierte. Geschnitten wurde damals mit Schere und Klebestreifen. Auch auf den Werdegang des Filmers blickte Michael Fliri zurück. Entdeckt hatte Roman seine Liebe zum Film schon als Kind, als er bei einem „Geheimen“, der als Untermieter im Steinhaus Wiesler wohnte, lustige Schwarzweiß-Stummfilme zu sehen bekam. Das Zeigen von Filmen während der Schulzeit steigerte seine Leidenschaft. 1963 kaufte Roman – er absolvierte damals die Ausbildung als Koch in Meran – ein „Filmbuch“ in Meran und 8 Jahre nachher erwarb er nach langen „Sparanstrengungen“ für damals stolze 175.000 Lire eine Super-8-Kamera. 1972 zeigte er im oberen Stockwerk der St.-Johann-Kirche in Taufers seinen ersten Film über die Insel Korfu. Legendär wurde sein „Dorfkino“. Für die gut besuchten Vorführungen hatte er stets spezielle Orte in Taufers ausgesucht, so etwa eine Tischlerei oder einen Heustadel. Sein erstes Stativ hatte er in der Schweiz bestellt, wobei ihn sein Freund und Wegbegleiter Martin Fliri Dane unterstützte. Ein kleiner Meilenstein seines Schaffens als Filmer war der Beitritt zum Amateurfilmer Verein Vinschgau. Die Filme von Roman Wiesler nannte Fliri als ein „unschätzbares Geschenk“ für Taufers und ganz Südtirol. Nicht unerwähnt ließ er auch das Schaffen von Romans Bruder Reto, der das Dorfleben mit seinem Fotoapparat mit großer Leidenschaft festgehalten hatte. Nicht zuletzt dankte der Laudator Romans Frau Anni, seiner Tochter Helene und Andreas Wiesler, von dem die Idee für den Filmabend ausgegangen war „und der Roman als Filmarchivar für Taufers folgen wird.“

Besondere Auszeichnung

Die Bürgermeisterin Roselinde Gunsch überreichte Roman Wiesler im Namen der Gemeinde eine besondere Auszeichnung „in Würdigung seines jahrzehntelangen Engagements für die Dokumentation und Bewahrung der Geschichte und Kultur von Taufers im Münstertal.“ Sie dankte auch dem Amt für Film und Medien für die Aufnahme des Filmarchivs von Roman Wiesler in das Landesarchiv, „wo es fachmännisch verwahrt und öffentlich zugänglich gemacht wird.“ In Vertretung des Amtes war Marlene Huber nach Taufers gekommen. Stefanie Dietl umrahmte den Filmabend mit Musik. 

Josef Laner

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