Manfred Alois Mayrs Werk aus einiger Entfernung. Foto: m. a. mayr
Die Installation „ding-dong-dang“ von Manfred Alois Mayr. Foto: W. Beath
Am Glockenspiel „ding-dong-dang“ Foto: A. Nachbauer

„ding-dong-dang“

Manfred Alois Mayr ist an der Ausstellung „Arte Albigna 2017“ beteiligt

Publiziert in 31 / 2017 - Erschienen am 19. September 2017

Bergell/Graubünden - Noch bis zum 30. September läuft in der Albigna-Region im Bergell in Graubünden das wandernd erlebbare Kunstprojekt „Arte Albigna 2017. Das Bergell hat sich in den letzten Jahren als Schauplatz zeitgenössischen Kunstschaffens etabliert. „Arte Albigna“ führt als Kunstraum unter freiem Himmel von der Talstation der Albigna Seilbahn in Pranzaira (1.200 m) hinauf zur monumentalen Staumauer (2.165 m), weiter zu den kleinen Seen (2.565 m) über der Capanna da l’Albigna (2.333 m) und erstreckt sich über die unmittelbaren Wanderwege. Die Zahl der Kunstschaffenden, die sich im Rahmen der heurigen Auflage mit der archaischen Bergwelt und ihren geschichtlichen, landschaftlichen und sozialpolitischen Besonderheiten auseinandergesetzt haben, ist lang: Judith Albert, Remo Albert Alig, Evelina Cajacob, Bob Gramsma, Haus am Gern, Isabelle Krieg, Yves Mettler, Reto Rigassi, Pipilotti Rist, ­Roman Signer, Jules Spinatsch, Jürg ­Stäuble und der in Schlanders aufgewachsene, in Bozen arbeitende und in Meran wohnhafte Künstler Manfred Alois Mayr. Seine Installation (4,5 m hoch und 3,95 m breit) trägt den Titel „ding-dong-dang“. Damit wird an den Satz „Am 24. Oktober 1954 erklangen im ganzen Bergell die Kirchturmglocken“ erinnert. „Diese häufig zitierte Beschreibung des Tags, an dem die Stadtzürcher einem Millionenkredit für den Bau der Bergeller Kraftwerke und Übertragungsleitungen zustimmten, verdeutlicht den wirtschaftlichen Aufschwung, der die Wasserkraftanlagen dem Bergell brachten: neue Arbeitsplätze, Wasserzinsen und Steuereinnahmen prägen die Wirtschaft des Tals bis heute. Die damalige Euphorie hervorrufend, die die Verkündigung des Staumauerbaus bei der Bergeller Bevölkerung ausgelöst hatte, hat der Künstler Manfred Alois Mayr ein Glockenspiel geschaffen, das das Läuten der Kirchenglocken wieder ertönen lässt. Jedes einzelne als Instrument fungierende Gerüstrohr wurde den Klängen der Tal-Kirchen angepasst. Platziert ist das Glockenspiel auf der Staumauerkrone – der physischen Verkörperung des wirtschaftlichen Aufschwungs“, schreibt die Kuratorin Céline Gaillard über das Werk von Manfred A. Mayr. Das Glockenspiel erinnere in seiner offensichtlichen Bau-Ästhetik an das Errichten der Staumauer. Angelehnt sei die Gestaltung an ein Bild des Holzschneiders und Malers Emil Zbinden (1908-1991). In ortsspezifischen Auseinandersetzungen schaffe Manfred Alois Mayr raumgreifende und kleinere Installationen. „Den Untersuchungsgegenstand bilden dabei alltägliche Lebensräume, die der Künstler auf die Präsenz des Menschen hin analysiert“, so Gaillard weiter. „Dabei stellen sich ihm Fragen wie die nach der Konstruktion von (kultureller) Identität oder der Existenz von Farben und spezifischen Materialien sowie ihrer kulturellen Bedeutung. Skulpturale Gebrauchsgegenstände werden einem Bedeutungswandel unterzogen, der neue, häufig irritierende Referenzen schafft. Die Arbeiten des Raumanthropologen bewegen sich zwischen Kunst und Architektur, zwischen Design und Objekt.“ Die für „Arte Albigna 2017“ geschaffenen Kunst-Installationen ent­standen durch Kooperationen und wurden zum Großteil von privater Hand gefördert. Manfred Alois Mayr, geboren 1952, arbeitet im Spannungsfeld von Bildkunst und Baukunst. Er thematisiert (Farb-)räume zwischen Oberfläche und Konstrukt, analysiert Farbexistenzen und Materialkörper formal, geographisch, soziologisch und kulturhistorisch. Die Zahl seiner künstlerischen Interventionen an öffentlichen und privaten Bauten ist groß. Sepp/red

Josef Laner

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