Auf dem brüchigen Grat der Trafoier Eiswand wurden die Sammler abgesetzt und abgeholt.
Filmemacher Eberhard Reinstadler aus Sulden
Christian Mazagg mit dem Model der Gomagoier Festung. Dahinter die Ausstellung zum Thema 1. Weltkrieg
Christian Mazagg mit dem Model der Gomagoier Festung. Dahinter die Ausstellung zum Thema 1. Weltkrieg
Laut Gerald Holzer wird im Roman „Das Fähnlein von Trafoi“ die Eroberung der Trafoier Eiswand erzählt.

Der Kampf um die Trafoier Eiswand

Ein viel beachtetes Filmprojekt des Ortler-Sammelvereins – I. Weltkrieg 

Publiziert in 33-34 / 2021 - Erschienen am 12. Oktober 2021

Prad - Ungebrochen scheint das Interesse der Prader und Stilfser an den kriegerischen Ereignissen des 1. Weltkrieges zu sein. Dazu beigetragen haben nicht zuletzt die Aktivitäten des „Ortler Sammelvereins I. Weltkrieg“. Seit mit Eberhard Reinstadler aus Sulden ein versierter Filmer zum Verein gestoßen ist, entdeckte man die Möglichkeiten, oder besser die Wirkung von Dokumentarfilmen. Nach den erfolgreichen Vorführungen der Filme „Stilfserjoch und Monte Scorluzzo“ und „Die Eroberung der Hohen Schneid“ kam „Die Eroberung der Trafoier Eiswand“ ins Prader Kino. Zu verstehen ist darunter das Nationalparkhaus „aquaprad“, wo sich Bibliotheksleiterin Manuela Muntetschiniger im Namen des Bildungsausschusses auch diesmal über einen vollen Saal freuen durfte. Zur Einleitung stellte Vizepräsident Gerald Holzer den Ortler-Sammelverein vor. Er erinnerte an die Anregung durch eine viel beachtete Ausstellung im Nationalparkhaus Trafoi 2005, an die Gründung ein Jahr später und an die derzeitige Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bodendenkmäler. „Wir haben nämlich gemerkt, dass viele Italiener im ehemaligen Frontgebiet zirkulieren, Relikte sammeln und sie verkaufen“, erklärte er. Diese Fundstücke seien dann für die Geschichtsforschung verloren. 

Der 50-Minuten-Film war eingerahmt von einem spektakulären Anflug der Trafoier Eiswand und einem halsbrecherischen Abholmanöver durch Pilot Niki Wallnöfer aus Stilfs und seinen Flugbegleiter Reinhold Stecher. Dazwischen wurde die Geschichte der Eroberung mit alten Bildern beider kämpfenden Parteien nacherzählt, mit atemberaubenden Landschaftsaufnahmen unterlegt und – erstmalig und einmalig – mit historischem Filmmaterial aus einem englischen Archiv ergänzt. Darunter befand sich eine ausführliche Dokumentation des Besuchs von Kaiser Karl am Stilfserjoch und in Prad im September 1917. Die Texte hatte Melanie Platzer den Aufzeichnungen von Generalmajor Moritz Erwin Freiherr von Lempruch entnommen. Der damalige Befehlshaber des Frontabschnittes zwischen Stilfserjoch und Cevedale hatte die Aufzeichnungen 1924 veröffentlicht. Franz Angerer und Christof Anstein - Letzterer als Lempruch - liehen die Stimmen. Am Filmkonzept war neben Reinstadler, Holzer und Platzer auch Benjamin Tragust beteiligt. Hauptdarsteller waren die Sammler Christian Mazagg, Präsident des Ortler Sammelvereins, sein Stellvertreter Gerald Holzer, Arnold Kuntner und Filmer Eberhard Reinstadler. Sie suchten zwischen halbverfallenen Stellungen auf brüchigem Felsgrat nach aussagekräftigen Überbleibseln und Dokumenten. Die „heldenhafte Eroberung“ (Lempruch) der Eiswand und der blutige Verlust des Gipfels wenige Tage später wurde in einem kurzen Film mit Siegfried Steinegger ergänzt. Er war der Sohn des einzigen K. u. K. Soldaten, dem die Flucht über die Nordwand gelang. Acht seiner Kameraden starben bei der Rückeroberung durch die Alpini, sechs wurden verwundet und kamen in Gefangenschaft. 

Die Filmpremiere in Prad beendete Moderator Gerald Holzer mit dem Hinweis auf eine kleine, aber aussagekräftigen Ausstellung in „aquaprad“ zum Thema „Prad und Umgebung im 1. Weltkrieg.

Günther Schöpf

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