Im Bild (v.l.): Stefan Peer, Fabian Zwick und Werner Thöni, drei Burgeiser Schafbauern
Ein vom Wolf gerissenes Schaf

Wolfsrisse im Zerzertal

Frühzeitiger Schafabtrieb aus dem Zerzertal – 15 tote und 14 vermisste Schafe

Publiziert in 15 / 2022 - Erschienen am 30. August 2022

Zerzertal - Mit 172 Tieren war der Schaf- und Ziegenzuchtvereines Burgeis Tabaratta im Juni ins Kirchertal, einem Seitental des Zerzertales, aufgefahren. Bereits Ende Juni wurden drei tote Tiere nahe der Seebodenspitze gefunden. Am vergangenen Wochenende nun die erschreckende Bilanz. Innerhalb weniger Tage wurden 15 Tiere vom Wolf gerissen, 14 werden noch vermisst, die Lämmer nicht eingerechnet. Ein Video, aufgenommen von Jägern und der Forststation Graun zugespielt, zeigt einen Wolf, der die Schafherde umhertreibt. Der Beweis liegt vor, aber ob deshalb die betroffenen sieben Züchter eine Entschädigung erhalten, ist ungewiss, so Obmann Werner Thöni. Zumeist fehlen die Köpfe bzw. die Ohren, wo die Marken angebracht sind. Keine Marke, kein Geld. Auch eine DNA-Spur lässt sich nach mehr als 10 Stunden schwer nachweisen. Die Tiere werden zum Teil mit GPS überwacht und drei Mal die Woche behirtet. Ein Herdenschutz ist in diesem weitläufigen Gebiet nicht möglich. Somit bleiben die Bauern auf sich allein gestellt, sei es mit ihrer Wut, als auch mit den finanziellen Schäden. „Ein Brillenschaf kostet an die 500 Euro und mit jedem Ausfall wird die Zucht mehr erschwert“, fügt ein sichtlich betroffener Stefan Peer hinzu. Um den Rest der Herde zu schützen, wurden alle Schafe einen Monat früher als geplant auf die Herbstweide oberhalb Burgeis gebracht. Doch die sommerliche Trockenheit hat dort kaum Gras wachsen lassen, also muss zusätzliches Futter angekauft werden. 13 Bauern umfasst der Verein, der 1991 gegründet wurde. Jeder Züchter baut eine Beziehung zu seinen Tieren auf. „Solche Verluste sind demotivierend für unsere jungen Züchter und für unsere Kinder, die ja mit den Tieren aufwachsen“, sagt Werner Thöni. Nun kreisen die Aasfresser wie Bart- und Gänsegeier über dem Kirchertal. Noch sind die Bauern unsicher, wie es im nächsten Jahr weitergeht. „Aber auf jeden Fall: so können wir nicht Almwirtschaft betreiben“, stellen die drei Schafbauern klar. Auch erleben sie die großen Begriffe wie Nachhaltigkeit und Regionalität als hohle Worte, wenn gleichzeitig die Politik nichts Konkretes gegen die Zerstörung der jahrtausendealten Kultur der Beweidung unternimmt.

Andrea Kuntner

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