„Wir wollen überleben“
Landesrat Luis Walcher sagt Unterstützung für Projekt „Ortler Ronda“ zu. „Nationalpark und Bettenstopp sind Hemmschuhe“.
Sulden - Mit einer ganzen Reihe von Anliegen, die der Bevölkerung von Sulden bzw. der gesamten Gemeinde Stilfs und darüber hinaus unter den Nägeln brennen, wurde am 22. Mai der für Land- und Forstwirtschaft sowie für den Tourismus zuständige Landesrat Luis Walcher in der Turnhalle in Sulden konfrontiert. „Es ist gut, dass der neue Landesrat direkt vor Ort von den Leuten hört, was gut läuft und was nicht funktioniert“, sagte SVP-Bezirksobmann Albrecht Plangger, der die gut besuchte Informationsversammlung zusammen mit den SVP-Ortsgruppen Sulden, Stilfs, Gomagoi/Trafoi, Prad und Lichtenberg organisiert hatte. Überzeugt gab sich Walcher, dass die Landwirtschaft und der Tourismus einander brauchen: „Das eine kann ohne das andere nicht“. Nicht die landesweit rund 36 Millionen Nächtigungen seien das Problem, sondern die ungleiche Verteilung. Martell zum Beispiel - dort hatte sich der Landesrat im Vorfeld der Versammlung zusammen mit dem Bürgermeister Georg Altstätter umgesehen - sei ein klassisches Beispiel einer schwach entwickelten Gemeinde, obwohl sie nicht als solche eingestuft sei. In Martell und andern Gemeinden sollten touristische Entwicklungsmöglichkeiten zugelassen werden. Die Bettenstopp-Regelung sei insgesamt näher anzuschauen.
„Ohne Skigebiete sind die Dörfer tot“
„Wir wollen nicht ein Kronplatz werden, aber wir wollen überleben.“ So eröffnete Erich Pfeifer, Präsident und Geschäftsführer der Seilbahnen Sulden GmbH, die Diskussion. Er bezog sich auf das Projekt „Ortler Ronda“ und den damit zusammenhängenden Bau der Hintergratbahn. Diese Bahn sei die Zukunft von Sulden. Der Staatsrat in Rom habe das Projekt nur aufgrund eines Formfehlers gestoppt. „Sulden und die ganze Gemeinde stehen hinter dem Vorhaben,“ so Pfeifer. Ohne Skigebiet und ohne Tourismus gebe es für Sulden, das auf 2.000 Höhenmetern liegt, keine Zukunft. Diese Meinung teilte auch Landesrat Walcher. Er regte an, in Sachen „Ortler-Ronda“ direkte Verhandlungen mit dem zuständigen Ministerium in Rom aufzunehmen: „Es braucht einen gemeinsamen Koordinator, der sich in Rom um das ‚Spezialprojekt’ Hintergratbahn und weitere Themen kümmert, die den Nationalpark betreffen.“
„Nur Probleme mit dem Nationalpark“
In Sachen Nationalpark wurde harsche Kritik laut. Mit Ausnahme der Pflege von Wanderwegen habe sich seit der Übernahme der eigenständigen Verwaltung des Südtiroler Anteils des Nationalparks seitens des Landes im Jahr 2015 nichts Positives getan, hieß es aus dem Publikum: „Wir haben nur“. Besonders deutlich wurde Stephan Gander: „Der Nationalpark ist ein Hemmschuh.“ Wegen des immer noch fehlenden Parkplans gebe es keine Planungssicherheit und somit auch kaum Perspektiven für junge Leute. Der Bettenstopp sei ein weiterer Hemmschuh.
Es braucht Perspektiven
In Sulden und weiteren Dörfern im Ortlergebiet gebe es fast ausschließlich im Bereich Tourismus Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten. Kritik übte Gander auch an der IDM. Während die östliche Landeshälfte stark beworben werde, gehe das Ortlergebiet weitgehend unter. Luis Walcher sicherte zu, sich um die aufs Tapet gebrachten Probleme und Anliegen zu kümmern. In vielen Punkten teilte er die Ansichten der Diskussionsteilnehmer und sprach sich z.B. dafür aus, dass die Schaffung zusätzlicher Gästebetten in Sulden ermöglicht werden sollte. Zu Ohren gebracht wurden dem Landesrat noch viele weitere Anliegen. Die Palette reichte von der Beseitigung der Straßen-Engstelle „Laganda“ und der Instandhaltung des ländlichen Wegenetzes bis hin zur Auflagenflut bei der Veredelung landwirtschaftlicher Produkte, zu den Problemen im Zusammenhang mit den Großraubtieren Wolf und Bär, zu Verzögerungen bei der Öffnung der Passstraße auf das Stilfserjoch im Frühjahr, sowie zu unzureichenden politischen Rahmenbedingungen für eine Rückkehr junger Menschen, die im Ausland studieren. Detail am Rande: Die Einwohnerzahl der Gemeinde Stilfs ist von einst rund 1.700 auf ca. 1.200 gesunken.