Die Vinschgerbahn bei Kastelbell.

„Wir werden an der Elektrifizierung festhalten“

Publiziert in 30 / 2015 - Erschienen am 2. September 2015
Hickhack um Antriebsform der Vinschgerbahn. Theiner: „Interessanter Vorschlag, aber...“ Vinschgau - Der Vorschlag der SVP-Landtagsabgeordneten Sepp Noggler und Albert Wurzer, für den Antrieb der Vinschgerbahn als Alternative zur Elektrifizierung eventuell auf einen Wasserstoffantrieb zu setzen, hat bei der Umweltschutzgruppe „große Verwunderung“ ausgelöst. „Nachdem uns weltweit keine ähnliche Bergbahn bekannt ist, die mit Wasserstoff betrieben wird, müsste die Vinschgerbahn als Wasserstoff-Experiment herhalten. Wir raten jedoch dringend davon ab, die notwendige Elektrifizierung der Bahnlinie Meran-Mals mit solch riskanten Wunschvorstellungen zu verzögern“, schreibt Vorstandsmitglied Rudi Maurer. „Riskante Wunschvorstellung“ Die elektrische Traktion mit Oberleitung funktioniere mit dem geringsten Energie-Verlust und dem höchsten Wirkungsgrad, ganz anders als beim Wasserstoff mit einem relativ schlechten Wirkungsgrad. Ein Wasserstoff-Betrieb auf der Linie Meran-Mals würde die lang ersehnte umsteigefreie Fahrt Mals-Bozen und darüber hinaus wieder zunichte machen. „Die Linien Meran-Bozen und im ­Pustertal nun mit Wasserstoff-Schienenfahrzeugen zu betreiben würde wohl keinen Sinn machen, da die Oberleitungen dort bereits vorhanden sind.“ Auch im Hinblick auf eine mögliche Bahnverbindung in die Schweiz sei eine elektrifizierte Vinschgerbahn Grundvoraussetzung. Die zuständigen Politiker werden daher von der Umweltschutzgruppe aufgefordert, „die Elektrifizierung der Vinschgerbahn wie geplant ohne jegliche Verzögerung voranzutreiben und nicht als Lückenbüßer für die fehlende Nachfrage am Bozner Wasserstoff-Zentrum aufs Spiel zu setzen.“ „Kein Grund zur Sorge“ Sepp Noggler schreibt in Reaktion auf die Pressemitteilung der Umweltschutzgruppe, dass diese keinen Grund habe, „sich wegen einer eingehenden Prüfung aller Alternativen bei der Umstellung der Vinschgerbahn von Diesel auf erneuerbare Energien zu fürchten.“ Im Gegenteil: „Die Umweltschützer müssten sich über unseren Vorschlag sogar freuen, denn er entspricht ganz der ‚green economy’“, so Noggler. „Wir sprechen zwar beim Bahnverkehr von einer recht jungen Anwendung der Wasserstoff-Technologie, aber von einem risikoreichen Experiment sind wir weit entfernt.“ Außerdem spiele auch die Frage des Elektrosmogs für die Anrainer eine Rolle. „Unsachlich und teilweise irreführend“ Die Umweltschutzgruppe bezeichnet die Reaktion von ­Noggler als „unsachlich und teilweise irreführend“. Sie verweist darauf, „dass die Elektrifizierung bereits von der Landesregierung auf Vor- und Nachteile sowie die Kosten überprüft worden ist.“ Mehrere Landtagsanfragen und Antworten könnten dies bestätigen. „Deshalb wurde auch am 16. Dezember 2014 von der Landesregierung der Beschluss zur Elektrifizierung gefasst.“ Wahrscheinlich habe Noggler diesen Beschluss schon wieder vergessen. „Nicht erprobt und nicht homologiert“ Energie- und Umweltlandesrat Richard Theiner wertet den Vorschlag von Noggler und Wurzer zwar durchaus als interessant, weil beide Varianten als Formen der „Grünen Mobilität“ zu werten sind, gibt aber zu bedenken, dass es derzeit keine Bahn gibt, die mit Wasserstoff fährt. Erste Pilotprojekte sollen 2016 in Deutschland anlaufen. Er sei zwar überzeugt, dass die Wasserstoff-Technologie insgesamt zukunfts- und ausbaufähig ist, speziell auch im Individualverkehr, aber für den Antrieb von Zügen gebe es bis dato keine Erfahrungswerte. Und wenn schon, wäre das Flachland für Erprobungen sicher geeigneter als die Vinschgerbahn, die an zwei Stellen eine Steigung bis zu 28 Promille aufweist. Noch schwieriger und zeitraubender wäre es, den Wasserstoff-Antrieb auf der Schiene vom Staat homologieren zu lassen. Dies hätte ihm auch der Umwelt­experte Walter Huber bestätigt. Der Antrieb mit Strom habe sich seit über 100 Jahren weltweit bewährt. Aus diesen und weiteren Gründen steht Theiner dafür ein, „dass die Elektrifizierung der Vinschgerbahn umgesetzt wird, und zwar so, wie es die Landesregierung 2014 beschlossen hat.“ Demnach sollen die derzeitigen Dieselzüge verkauft und neue Flirtzüge angekauft werden. Dank der Elektrifizierung, die innerhalb der laufenden Legislaturperiode umgesetzt werden soll und für die Ausgaben in Höhe von über 56 Mio. Euro vorgesehen sind, sollen der Fahrplan verdichtet (30-Minuten-Takt) und die derzeitige Sitzplatzkapazität von täglich 7.500 auf 16.500 gesteigert werden. Auch durchgehende Fahrten von Mals nach Bozen, sprich ohne Umsteigen in Meran, wird es geben. Sepp
Josef Laner

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