Im Bild (v.l.): Arnold Wolf, Markus Wallnöfer, Stefan Telser, Josef Patrick Ratschiller, Stefan Gruber (Obmann der Baubiologie Südtirol), Tobias Holzknecht, Josef Baldauf, Benjamin Auer, Hermann Tumler, Lukas Fink, Bernd Kinze (Hauptreferent und Vertreter des Institut für Baubiologie und Nachhaltigkeit IBN, über das die Teilnehmer die Prüfung absolvieren), Christian Kerschbaumer und Bernhard Oberrauch (Baubiologie Südtirol); es fehlen im Bild: Georg Ladurner, Erich Weissteiner und Andreas Stefan Kaserer. Foto: AM

Wir regional sind wir?

Publiziert in 22 / 2016 - Erschienen am 8. Juni 2016
Gut besuchte Tagung und Hausmesse an der Landesberufsschule Schlanders zu den Themen Bauen, Essen und Wohnen. Schlanders - Ins Schwarze getroffen hat die Landesberufsschule Schlanders am 27. und 28. Mai im Rahmen der Initiative „Berufsbildung im Gespräch“ mit einer Fachtagung und Hausmesse zum Themenkreis „Bauen - ­Essen - Wohnen: wie regional sind wir?“ Die Schuldirektorin Virginia Maria Tanzer freute sich, dass es gelungen ist, die Veranstaltungen zusammen mit der Landesberufsschule für das Gastgewerbe „Savoy“ auf die Beine zu stellen. Die Idee zur gemeinsamen Initiative war anlässlich des Jubiläums „10 Jahre Baubiologie“ geboren worden. „Die Zusammenarbeit unserer Schule mit der Wirtschaft im Tal ist von großer Bedeutung“, sagte Tanzer. Sie konnte zur Fachtagung am 27. Mai eine Reihe namhafter Referenten begrüßen. Wirtschaft neu denken Günther Reifer (Terra Institute) rief die Unternehmen dazu auf, „Wirtschaft neu zu denken.“ Die Wirtschaft sollte für die Menschen da sein, nicht umgekehrt. Nicht die Gewinnmaximierung sollte als Priorität gelten. Vielmehr sollte sich jedes Unternehmen fragen: „Was ist mein sinnvoller Beitrag für die Welt?“ Über den großen Stellenwert regionaler Produkte in der Küche referierte Reinhard Steger, der Präsident des Südtiroler Köcheverbandes. Was die Gäste weltweit schätzen, seien landestypische Speziali­täten. Südtirol habe hierbei vieles zu bieten. Um auch künftig als unverwechselbares Genussland wahrgenommen zu werden, sei eine gute Aus- und Weiterbildung weiterhin unerlässlich. Tradition und Innovation Wenn zusätzlich zur echten Tradition auch Kreativität und Innovation dazukommen, „hat regionaler Genuss im globalen Wettbewerb eine wunderbare Zukunftschance.“ Ben Schneider (IDM Südtirol) referierte zum Thema „Das Geschäft mit der Regionalität – Lebensmittel im Fokus“. Das Qualitätszeichen Südtirol werde seit geraumer Zeit sehr gut angenommen. Laut Schneider gehöre die Regionalität allerdings nicht zu einem sogenannten ­Megatrend, sondern zu den Trends, die nach bestimmten Zeit­räumen wieder abklingen. Derzeit stehe die Regionalität noch hoch im Kurs. Gefördert wurde die Regionalität vom globalisierten Lebensmittelmarkt und von ­Ängsten seitens der Konsumenten. Als interessant wertet Schneider das unterschiedliche Verständnis zwischen Einheimischen und Gästen in Bezug auf regionale Produkte. Die Gäste verbinden mit dem Kauf solcher Produkte ein Mehr an Lebensqualität. Bei den Einheimischen spielt dieses Kriterium eine untergeordnete Rolle. Auch auf kritische Aspekte zum Thema Regionalität ging Schneider ein: geringe Verfügbarkeit, hohe Preise, Gefahren des Missbrauchs. Das Wort „Abfall“ ist relativ neu Auf sehr originelle Art ging ­Siegfried De Rachewiltz sein ­Thema „Wiederverwertung“ an. Er verknüpfte es mit den Knödeln, bei deren Zubereitung Brotreste verwendet werden. Das Wort „Abfall“ habe es vor dem Industriezeitalter überhaupt nicht gegeben. Er erinnerte an den Einfallsreichtum der Alpenbewohner und Bauern. Weder in der Ernährung, noch beim Bauen oder in anderen Bereichen seien Dinge einfach weggeworfen worden. Authentizität hat laut De Rachwiltz mit Tiefe und Ehrlichkeit zu tun: „Wir können es uns nicht leisten, zu einer reinen Wegwerfgesellschaft zu werden.“ Mit Esskultur verbindet er den „Respekt für das, was in ehrlicher Arbeit erzeugt wurde.“ Auch De Rachewiltz steht für eine andere Art der Wirtschaft ein, und zwar für eine, „die nicht nur nach dem Preis der Dinge frägt.“ Untermauert hat er seine Anschauungen mit Lehren, die sich aus der Vinschger Sagenwelt ableiten lassen. Mit dem Aufruf, das Sehen zu üben, begann der Architekt Zeno Bampi sein Impulsreferat. Er wartete mit einer Vielzahl von negativen und positiven Beispielen der Südtiroler Baukultur auf. „Was wir zunehmend verlieren, ist die Vielfalt von Kleinarchitektur. Auch die symbolische Funktion bestimmter Bauelemente wird oft verkannt.“ Viele Altbauten „niedergebaggert“ In Südtirol seien leider viele alte Gebäude „niedergebaggert“ worden. Trotz aller Liebe zu den typischen, sprich archaischen und einfachen Bauten, haben laut Bampi „auch neue Formen in der Regionalität Platz.“ Mitverfolgt haben die Impulsreferate auch viele Vertreter aus der Vinschger Wirtschaft. HGV-Präsident Manfred Pinzger bedankte sich im Namen aller Wirtschaftstreibenden „für diese tolle Veranstaltung.“ Im Anschluss an die Referate wurde ein Sketch aufgeführt. Schülerinnen und Schüler der Landesberufsschule für das Gastgewerbe verwöhnten das Publikum mit originellen Köstlichkeiten. Diplome überreicht Den Abschluss und Höhepunkt des ersten Tages bildete die Verleihung der Diplome und Teilnahmebestätigungen an die Absolventen und Absolventinnen des Lehrgangs Baubiologie 2015/2016 an der Landesberufsschule Schlanders und des Lehrgangs „Nachqualifizierung Küchenbereich“ an der Landesberufsschule für das Gastgewerbe „Savoy“. Virginia Maria Tanzer hatte bereits in ihrer Begrüßung auf die Bedeutung der Ausbildung von Baubiologen hingewiesen. „Zehn Jahre Baubiologie haben im Bauwesen in Südtirol Spuren hinterlassen“, so Tanzer. Einige der Absolventen hätten ihr berufliches Leben im Anschluss an den Lehrgangsbesuch auf den Kopf gestellt und ihren Horizont erweitert. Sie lobte die ­Absolventen des Lehrgangs 2015/2016. Immerhin haben sie insgesamt 350 Stunden an der Schule verbracht, und das zusätzlich zur Arbeit. Einen besonderen Dank zollte die Direktorin dem Verantwort­lichen für die Weiterbildung an der Landesberufsschule Schlanders, Peter Spechtenhauser, sowie seinem Mitarbeiterteam. Die neuen Baubiologen heißen Benjamin Auer (Kiens), Josef Baldauf (Glurns), Lukas Fink (Feldthurns), Tobias Holzknecht (Taufers i.M.), Andreas Stefan Kaserer (Laas), Christian Kerschbauemr (St. Pauls), Georg Ladurner ­(Algund), Josef Patrick ­Ratschiller (Schlanders), Stefan Telser (Schlanders), Hermann Tumler (Schnals), Markus Wallnöfer (Prad), Erich Weissteiner ­(Bruneck) und Arnold Wolf (Unterinn/Ritten). Den Lehrgang „Nachqualifizierung Küchenbereich“ hatten 20 Frauen und ­Männer absolviert. Auch ihnen wurden die Teil­nahmebestätigungen überreicht. Über 50 Aussteller Bei der Hausmesse am 28. Mai herrschte den ganzen Tag über reges Kommen und Gehen. Über 50 Aussteller aus dem Vinschgau und ganz Südtirol stellten Produkte und Erzeugnisse zum Themenkreis „Bauen – Essen – Wohnen“ aus. Ebenfalls gut besucht waren viele Fachvorträge im Rahmen der Hausmesse. Über Kräuter und deren Wirkung wurde ebenso informiert wie über Hanfprodukte, Natursteine, nachhaltiges Bauen, pilzresistenten Weinbau und viele weitere Themen. Außerdem ­konnten Gerichte verkostet werden, die vor Ort mit regionalen Produkten zubereitet worden waren. sepp
Josef Laner

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