Wienerschnitzelrepublik

Publiziert in 33 / 2016 - Erschienen am 21. September 2016
Dass die Bundespräsidentenwahl in Österreich aufgrund von fehlerhaften Wahlkarten um zwei Monate verschoben werden musste, schmeckte nicht allen und veranlasste viele Spötter zu einem übereifrigen Gebrauch des Wortes „Bananenrepublik“. Sogar der heimattreuen Fraktion im Südtiroler Landtag fiel es mit rechtem Herz plötzlich schwer, „stolz aufs Vaterland“ zu sein. Doch es gibt keinen Grund dafür. Wäre Österreich tatsächlich eine Bananenrepublik, dann gäbe es wahrscheinlich gar keine Wahlen oder defekte Kuverts kämen einigen gerade recht, das Ergebnis in ihrem Sinne zusammenzukochen. Zur Erinnerung: Die Wiederholung der Wahl wurde vom Verfassungsgerichtshof nicht angeordnet, weil es tatsächlich zu Wahlmanipulationen gekommen war, sondern allein, weil die Möglichkeit bestand. Das klingt nicht, als würden exotische Früchte regieren: Österreich liegt weltweit immerhin auf Platz 16 der am wenigsten korrupten Staaten. Doch plakative, polemische Ausdrücke werden schnell verwendet und die Medien stürzen sich nur zu gerne darauf. Das geht schneller, als ein Wiener Schnitzel zuzubereiten. z
Christian Zelger

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