Direktorin Claudia Santer freut sich, dass die Tätigkeit im Bildungshaus Schloss Goldrain wieder angelaufen ist.

Wieder Leben im Schloss

Der Bildungsbetrieb im Vinschger Bildungshaus in Goldrain nimmt Schritt für Schritt Fahrt auf

Publiziert in 18 / 2021 - Erschienen am 20. Mai 2021

Goldrain - Nach einem über einjährigen, von der Pandemie erzwungenen „Dornröschenschlaf“ ist kürzlich auch wieder das Bildungshaus Schloss Goldrain zu neuem Leben erwacht. Dank der Corona-Lockerungen, die das Land unlängst auch für den Weiterbildungsbereich beschlossen hat, kann das Leben im Vinschger Bildungshaus wieder Schritt für Schritt an Fahrt aufnehmen. der Vinschger sprach mit der Direktorin Claudia Santer.

der Vinschger: Frau Direktorin, gab es im Bildungshaus seit dem Ausbruch der Pandemie im März 2020 bis vor kurzem tatsächlich kein bzw. nur sehr wenig Leben?

Claudia Santer: Im Jahr 2020 wurde der Weiterbildungsbereich tatsächlich vor sehr große Herausforderungen gestellt. Auf Anweisung der Landesregierung mussten die Bildungshäuser ihre Tätigkeit am 6. März 2020 einstellen, es folgte der vollständige „Lockdown 1“. Mit den ersten Angeboten des „Aktiv-Sommers Schloss Goldrain“ konnte das Bildungshaus seinen Betrieb schrittweise und mit Einschränkungen wieder aufnehmen. Die Kinder und Jugendlichen brachten etwas Leben und Lachen in die alten Schlossmauern. Auch einige wenige Gastgruppen konnten wir im Laufe des Sommers begrüßen. Im Herbst liefen dann die ersten Eigenveranstaltungen für Erwachsene wieder an. Mit dem doch eher unerwarteten „Lockdown 2“ am 30. Oktober 2020 war dann wieder Schluss mit der Bildungstätigkeit. Es folgten 6 Monate Unsicherheit, Absagen, Warten und Verschieben von bereits geplanten Veranstaltungen – dabei wäre unsere Buchungslage außerordentlich gut gewesen. Zumachen, mit Einschränkungen öffnen und dann wieder schließen: so könnte man das Tätigkeitsjahr 2020 im Bildungshaus Schloss Goldrain zusammenfassen.

Wie haben Sie und Ihr Team diese außergewöhnliche Zeit überstanden?

Es war eine schwierige Zeit für mich und mein Team. Vor allem die ständige Unsicherheit war schwierig. Der Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war im Lohnausgleich, die Arbeit in der Verwaltung musste weiterlaufen, da viele Tätigkeiten in Zusammenarbeit mit den zuständigen Landesämtern zu erledigen waren. Ein Mitarbeiter in der Verwaltung und ich waren ständig im Schloss, um die Struktur sowie alle Anfragen von Seiten des Landes – und leider auch die Absagen und Verschiebungen von Veranstaltungen – bearbeiten zu können. Wichtig war uns auch, den Kontakt und Austausch mit unseren Referenten und Referentinnen aufrecht zu erhalten. 2021 haben wir dann begonnen, digitale Webinare bzw. Onlinekurse anzubieten, um auch in dieser schwierigen Zeit für unsere Teilnehmenden da zu sein. Das war eine neue interessante Erfahrung für die Menschen vor Ort, für unsere Referentinnen und Referenten, aber auch für uns. Dabei ist allen bewusst geworden, dass ein digitales Seminar eine reale Veranstaltung nicht ersetzen kann. Das Wichtigste in einem Bildungshaus ist und bleibt das gemeinsame Lernen, der Austausch und die Begegnung in der Gruppe. Der Mensch ist ein soziales Wesen, und Bildung ist etwas Soziales. Menschliche Nähe ist nicht dauerhaft mit Telefonaten und einem Zu-Winken per Videokonferenz zu ersetzen. Menschen brauchen reale Begegnung. Umso mehr freuen wir uns jetzt, dass der Neustart angelaufen ist.

Seit wann sind die Tore im Bildungshaus wieder geöffnet und was können Sie derzeit den Gästen und Besuchern bieten?

Am Wochenende Mitte Mai konnten wir mit den ersten Veranstaltungen starten. Nach wie vor bieten wir für unsere Kursbesucher ein breites Spektrum an Veranstaltungen an sowie Räumlichkeiten für Gastveranstalter. Auch unser Restaurant sowie das Gästehaus sind für die angemeldeten Gruppen und Kursbesucher wieder geöffnet.

Worauf müssen Besucher, die für Kurse und Veranstaltungen ins Schloss kommen, bezüglich der Covid-19-Regeln achten?

Voraussetzung für die Teilnahme an den Seminaren ist der Südtiroler Corona-Pass. Diesen erhalten jene, die entweder negativ getestet wurden, den Impfzyklus vollständig abgeschlossen haben oder von einer Infektion genesen sind. Zudem ist das Tragen eines Nasen-Mund-Schutzes (chirurgische Maske oder FFP2-Maske) während des Aufenthaltes im Schloss Pflicht. Mein Mitarbeiter-Team und ich lassen uns laufend testen bzw. sind teilweise bereits geimpft. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Anmeldung auf den entsprechenden Webseiten der Vinschger Gemeinden, das Testen bei den vom Weißen Kreuz betreuten Teststationen und die Übermittlung des Ergebnisses seitens des Sanitätsbetriebes schnell und einwandfrei ablaufen. Das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Einrichtungen und Behörden funktioniert perfekt. Deshalb steht einer „gefahrlosen Weiterbildung“ nichts mehr im Wege.

Wie sieht es zum derzeitigen Zeitpunkt mit dem Sommerprogramm 2021 aus?

Wir freuen uns, wenn bald schon wieder Kinder unser Bildungshaus beleben und Kinderlachen im Schloss zu hören sein wird. Ein buntes und vielfältiges Veranstaltungsprogramm ist geplant und auf unserer Internetseite www.schloss-goldrain.com veröffentlicht. Selbstverständlich werden alle Veranstaltungen gemäß den in Südtirol geltenden Regeln der Sommerbetreuung abgehalten, wobei wir uns an die entsprechenden Covid-19-Sicherheitsvorschriften halten, wie z.B. kleine Gruppen mit bis zu 8 Kindern. Einige Veranstaltungen sind jetzt bereits ausgebucht, bei anderen gibt es noch freie Plätze. Interessierte können jederzeit bei uns anrufen und Informationen einholen bzw. ihre Kinder anmelden.

Wie schwer bzw. kompliziert ist es derzeit, Referentinnen und Referenten aus Südtirol und dem Ausland für Kurse und Veranstaltungen im Bildungshaus zu gewinnen?

Unsere Referentinnen und Referenten bestätigen uns immer wieder, dass sie sehr gerne zu uns ins Bildungshaus Schloss Goldrain mit seiner besonderen Atmosphäre kommen. Auch in der Zeit des Lockdowns haben wir den Kontakt bzw. den Austausch mit vielen unserer Referentinnen und Referenten gepflegt. Ich kann sagen, dass auch sie optimistisch in die Zukunft blicken und sich auf den lang ersehnten Neustart sowie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer freuen.

Wann kann der Bildungsbetrieb voraussichtlich wieder zur Gänze hochgefahren werden?

Wir sind bereit! Im Bildungshaus sind wir bestens für die Wiedereröffnung unter Einhaltung der Covid-19-Sicherheitsmaßnahmen vorbereitet. Dazu gehört u.a. ein eigenes Covid-Hygienekonzept. Die Entwicklung hin zum „Normalbetrieb“ wird von der allgemeinen Entwicklung der Pandemiezahlen abhängen und den damit verbundenen Bestimmungen sowie der Bereitschaft der Menschen, sich wieder in geschlossenen Räumen mit anderen Menschen zu treffen. Was die Zukunft bringen wird, weiß niemand genau. Wir im Schloss Goldrain wissen, dass wir ihr auf jeden Fall hoffnungsvoll begegnen wollen.

Ist auch der Betrieb im Restaurant und im Bettenhaus voll angelaufen?

Ja, auch im Restaurant und Bettenhaus sind wir für die Wiedereröffnung bereit. Zurzeit sind wir allerdings noch weit von den in dieser Zeit üblichen Auslastungszahlen entfernt. Viele unserer Stamm-Gastgruppen haben bereits in den Wintermonaten ihre Sommer-Bildungswochen storniert bzw. auf das nächste Jahr verschoben. In unserem Segment wird es noch etwas Geduld brauchen. 2021 wird wohl noch kein „normales Jahr“ werden. Aber wir haben Freude an unserer Arbeit und werden Schritt für Schritt die Tätigkeit wieder aufbauen.

Wie schlägt sich die erzwungene Auszeit auf die finanzielle Situation des Bildungshauses nieder? Gibt es spezielle Unterstützungen seitens der öffentlichen Hand bzw. seitens von Sponsoren?

Die Pandemie hat das Bildungshaus - und nicht nur - vor große Herausforderungen gestellt. Wir mussten unser Haus für 6 Monate ganz schließen und im Sommer und Herbst mit Einschränkungen arbeiten. Das Ergebnis ist ein Minus von 79% unserer Gesamttätigkeit im Vergleich zu 2019. Das ist bitter. Natürlich hängen damit auch große finanzielle Einbußen zusammen. Seit März 2020 hatten wir kaum Möglichkeiten, Eigenmittel zu erwirtschaften, um damit unsere Fixkosten zu decken. Diese außergewöhnliche Situation konnte 2020 nur durch eine entsprechende Ausfallsfinanzierung von Seiten des Landes überbrückt werden, welche im Übrigen allen Bildungshäusern gewährt wurde. Dankbar sind wir auch darüber, dass uns die Raiffeisenkassen des Vinschgaus als Sponsoren die Treue in dieser schwierigen Zeit gehalten haben.

Josef Laner

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