Josef Kaufmann: Was geschieht wirklich, wenn Geld in Umlauf kommt?

Wie lange noch?

Publiziert in 14 / 2015 - Erschienen am 15. April 2015
Südtirols „Humanökonome“ wollten keine Schuldigen suchen, aber krankes System verstehen und erklären Schlanders - Eine Postkarte lag im Kulturhaus auf. Damit sollte auf die „Human Economy“ aufmerksam gemacht werden. Ein Satz, der der großen Mehrheit aus dem Herzen spricht, sprang ins Auge: „GELD - alle brauchen es und wenige haben es“. Dann folgen die Frage „Wusstest du...“ und neun enthüllende Hinweise auf legale Zahlungsmittel, Giral- oder Buchungsgeld, auf Kredite und Sicherheiten und auf Gewinner und Verlierer unserer Geldwirtschaft, aber auch auf Alternativen zum derzeitigen Geldsystem. Es war der erste Auftritt von ­„Human Economy“ im Hauptort des Bezirks. Vor etwa 70 Besuchern stellte der Schlanderser Unternehmer Reinhold Holzer den Agronomen und Forstwirt Josef Kaufmann als Referenten vor und betonte, dass er nicht für eine Organisation spreche, dass kein Verein hinter der „Human Economy“ stehe. „Wenige wissen, wie Geld funktioniert“, eröffnete Kaufmann sein Referat. Optisch und akustisch versuchte er eine Beweiskette aufzubauen, dass Banken lügen, wenn sie behaupten, mit dem Geld der Anleger Kredite zu vergeben. Mit jeder Kreditvergabe aber würden sie „aus dem Nichts Geld erschaffen“, sogenanntes Buchungs- oder Giralgeld. Dies werde dem Kreditnehmer gut geschrieben und für das nicht existierende Geld würden auch noch Sicherheiten verlangt. Kaufmann spielte Aussagen von Fachleuten und Globalisierungskritikern ein, um zu erklären, wie Unternehmen der Realwirtschaft um die Rückzahlung der Zinsen kämpfen, die sie wiederum aus dem Kreditkapital anderer bezahlen müssten. Zinszahlung baue auf dem eigenen Gewinn und schaffe zwangsläufig Verlierer. Dies würde zynisch als „gesunder Wettbewerb“ erklärt. Jeder von uns trage diese Ungerechtigkeiten mit, entnimmt man einer Aussendung. Jeder trage zum Raubbau von Ressourcen und zur Umweltzerstörung durch den „zinsbedingten Wachstumsdruck“ bei. Kaufmann stellte als Ausweg die Gründung der „demokratischen Notenbank“ vor, die mit demokratisch geschöpftem „Vollgeld“ und mit einer Grundversorgung der Verarmung großer Bevölkerungsteile zuvorkommen könnte. Er plädierte für ein Umdenken, für eine Neu­definition des Begriffs Leistung und ging auf das „Informationsgeld“ des Wiener Wirtschaftswissenschaftlers Franz Hörmann als „Geld ohne Tauschfunktion“ ein. In der nachfolgenden Diskussion bezeichnete Kaufmann den Hinweis eines Zuhörers, es gehe demnach darum, große Gewinner und Verlierer zu vermeiden, als zentralen Punkt der „Human Economy“. s
Günther Schöpf

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