„Hunde sind nicht da, um gestreichelt zu werden“, sagt Lou.
Seine Kernbotschaft trägt Lou auch auf dem Rücken.
Die Info-Abende in Glurns und Latsch (im Bild) waren gut besucht.
Lou: „Wir Menschen sind es, die die Hunde verstehen müssen, sie wissen alles über uns.“

„Wenn du den Hund verstehst, …

… wird er bereit sein, auch dich zu verstehen.“

Publiziert in 9 / 2023 - Erschienen am 9. Mai 2023

Glurns/Latsch - Viele Probleme bei der Haltung und im Umgang mit Hunden sind darauf zurückzuführen, dass der Mensch den Hund nicht versteht, ihn wie ein Spielzeug behandelt, seine Bedürfnisse nicht kennt, ihn überfordert und stresst und ihm zu wenig Ruhe lässt. „Wenn der Mensch aber lernt, den Hund zu verstehen, wird auch dieser bereit sein, den Menschen zu verstehen.“ Das war die Kernbotschaft, mit der Lorenz Blaas aus Godrain, besser bekannt als Lou, kürzlich bei zwei Informationsabenden in der Turnhalle in Glurns und im CulturForum in Latsch unter dem Motto „Heeey, Mensch!“ aufwartete. In Glurns waren rund 200 Personen gekommen, in Latsch über 250. Anschaulich, einfach und mit vielen konkreten Beispielen aus seinen jahrzehntelangen Erfahrungen zeigte Lou auf, wie sich Hundebesitzerinnen und -besitzer verhalten und was sie tun und unterlassen sollten. Schon bei der Anschaffung eines Hundes müsse man sich im Klaren darüber sein, dass man damit die Verantwortung für das gesamte Hundeleben übernimmt. Ein Hund soll nicht Mittel zum Zweck werden, wie etwa zum Herzeigen, als „Spielzeug“ für die Kinder, als Hilfe bei Einsamkeit, Ersatz für Verluste oder „Trainingsbegleiter“ beim Joggen.

Verantwortung für das gesamte Hundeleben

Die Verantwortung für die Erziehung von Hunden muss immer bei Erwachsenen liegen und darf nicht auf Kinder abgewälzt werden. Der Hund ist laut Lou wie ein vollwertiges Familienmitglied anzusehen und seinen Bedürfnissen sei gerecht zu werden: „Ich muss bereit sein, bei jedem Wetter mit meinem Hund hinauszugehen, ich darf ich ihn nicht stressen und ich muss darauf achten, dass er das bekommt, was er braucht und das sind vor allem Ruhe und viel Schlaf.“ Das Geheimnis eines ausgeglichenen, zufriedenen und gehorsamen Hundes liegt laut Lou im konsequenten Handeln des Menschen. Stetes Tadeln, Befehlen und Anschreien bringe nichts, „klare und deutliche Worte hingegen führen viel eher zum Ziel.“ Von übermäßigem Streicheln hält Lou ebenso wenig wie vom Verabreichen von Leckerli oder von sogenannten Flexi-Leinen, mit denen der Hund mehr Lauffreiheit bekommen soll, „in Wirklichkeit aber jedes Mal mit einem Ruck schlagartig gestoppt wird.“

Es braucht Zeit und Geduld

Was den Hunden am meisten fehle, „ist die Zeit und Geduld der Menschen.“ Ein Hund könne nicht alles auf einmal lernen. Den Menschen sei oft nicht bewusst, welch starken Einfluss Gerüche auf Hunde haben, wie wichtig für sie die Körpersprache ist und wie notwendig sie einen ungestörten Platz brauchen, „wo sie von nichts und niemandem gestört werden.“ Hundeboxen an ruhigen Stellen können hierbei hilfreich sein. Neben vielen konkreten Tipps und Ratschlägen wartete Lou auch mit 4 Zutaten für ein ausgeglichenes, gesundes „Hundefutter“ auf: eine große Portion Hausverstand, viel Zeit, Konsequenz sowie artgerechte, angepasste Liebe. Zu unlängst getätigten Äußerungen, wonach er als „selbsternannter Hundetrainer“ aktiv sei, meinte Lou: „Es stimmt, dass ich keine Ausbildung habe. Was ich aber habe, ist Bildung.“ Fortgebildet habe er sich sehr wohl, „im Geben und Nehmen bei rund 1.350 Fällen.“ Die Info-Abende wurden in Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein Vinschgau organisiert, für den auch die freiwilligen Spenden bestimmt waren. Wie die Vereinsvorsitzende Anita Pichler im Vorfeld des Vortrages in Latsch vorausgeschickt hatte, ist es Verein u.a. gelungen, in den vergangenen 15 Jahren über 4.000 streunende Katzen im Vinschgau der Kastration zuzuführen. Detail am Rande: Lou ist zusammen mit seiner Lebenspartnerin Lies bereits mit den Vorbereitungen für den Almsommer 2023 beschäftigt. Zum 30. Mal wird Lou heuer auf der Fürstenalp in Graubünden Galtvieh hüten, übrigens in „Nachbarschaft“ mit dem Wolfsrudel Calanda. 

Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.