Arthur Gfrei referierte über die Baugeschichte der Hochalpenstraße über das Stilfser Joch.
Die Stilfser Joch-Hochalpenstraße ist eine beliebte Strecke. Statt der heute 48 Kehren waren ursprünglich 61 geplant.

Wechselvolle Geschichte am Joch

Arthur Gfrei referiert über seine Forschungen in verschiedensten Archiven im In- und Ausland zur Baugeschichte der Stilfser Joch-Hochalpenstraße.

Publiziert in 44 / 2018 - Erschienen am 18. Dezember 2018

Schlanders - Mit 2.757 Metern Meereshöhe ist er der höchste Gebirgspass Italiens und die über ihn führende Hochalpenstraße verbindet heute den Vinschgau auf Südtiroler Seite und das Veltlintal auf lombardischer Seite. Die Rede ist von der Stilfser Joch-Hochalpenstraße, die 1825 als Verbindung zwischen der Lombardei und den nördlicheren Regionen des österreichischen Kaiserreichs errichtet wurde. „Dabei handelt es sich um die schönste und wichtigste Hochalpenstraße Europas, und vielleicht der ganzen Welt“, schwärmte Referent Arthur Gfrei kürzlich bei einem Vortrag in der Bibliothek Schlandersburg über die Baugeschichte der Straße. Gfrei, der über Jahre am Stilfser Joch ein Hotel betrieben hatte, sichtete in den vergangenen Jahren in verschiedenen Archiven von Bozen, Mailand, Innsbruck und Wien bisher rund 10.000 Seiten an Dokumenten zur Baugeschichte der Straße, transkribierte und ordnete sie. Dass er bei seinem Vortag nur auf einen kleinen Bruchteil der gesammelten Dokumente eingehen konnte, liegt auf der Hand. „Weitere 3.000 bis 4.000 Dokumente kommen vermutlich noch dazu“, merkte Gfrei an.

Militärischer Zweck zentral für Bau

Der Beginn der Baugeschichte der Hochalpenstraße lässt sich laut dem Experten auf das Jahr 1809 datieren: Frankreich und Bayern, zu dem damals auch Tirol gehörte, schlossen damals einen Handelsvertrag. In diesem ist der Bau einer Straße von Bormio nach Tirol geplant. Es folgen Vermessungen, 3,20 Meter breit soll die Straße sein, doch dann kommt die Lombardei nach dem Sturz Napoleons unter die Herrschaft der Habsburger. Aber auch unter der österreichischer Kaiserkrone will man, insbesondere auf Drängen der Mailänder, am Bau der Hochalpenstraße festhalten. Insbesondere aus militärischen Gründen, denn die Österreicher befürchteten einen Einfall der Franzosen. „Gegen die Bau-Pläne wurde jedoch in Innsbruck gearbeitet“, schilderte Gfrei, weil man einen Bedeutungsverlust der Stadt Bozen als Handelsplatz fürchtete. Schließlich erhielt der italienische Ingenieur Carlo Donegani (1775-1845) den Auftrag für den Bau. 1820 bis 1825 wurde dann gebaut. Für einen Versteigerungspreis in der Höhe von 1.091.113,10 italienische Lira wurde der Bau vergeben, zudem verpflichtete sich die Firmengruppe, die Straße 9 Jahre lang zu erhalten. 200.000 Kubikmeter Aushubarbeiten, fast 100.000 Kubikmeter Trockenmauern, 48 statt 61 Kehren und mehrere Tote später war der Bau vollendet. Für die „einheitliche Choreographie“, wie Donegani die Straße bezeichnete, brauchten die Arbeiter, vor allem aus dem italienischen Raum, 14,5 Monate an effektiver Bauzeit, sieben Monate kürzer als geplant. 

Manuel Gruber

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