Was aus der schönsten Nebensache entstehen kann
Seit 60 Jahren sind Latsch und Calw partnerschaftlich verbunden. Ein Fußballspiel im Jahre 1957 war der Auftakt.
Goldrain - Mit der Idee, die noch lebenden und damals siegreichen Fußballer des Jahres 1957 einzuladen, war der Sport dann doch mehr als die schönste Nebensache der Welt. Kulturreferent Mauro Dalla Barba hatte die „Helden“ vom 9. Juni 1957 zur Jubiläumsfeier in Schloss Goldrain geladen. Als sich die Fußballer im Alter zischen 79 und 94 erhoben, nahm der Applaus der Gäste aus Calw und der Geladenen aus Latsch kein Ende. Es war der emotionalste Moment eines würdigen Festaktes im Rittersaal. Referent Dalla Barba war es gelungen, über viele Zeitzeugen, über fotografische Ein- und Rückblicke auch den Jüngsten im Saal die Geschichte einer der ältesten Städtepartnerschaften Südtirols einprägsam mitzuteilen. Zum ersten Mal wurde das schönste Haus in der Gemeinde Latsch, das Grafenschloss der Hendl, von den Besitzern, den Bürgern, zum Rahmen einer Jubiläumsfeier gemacht. Musikalisch mitgestaltet wurde die Feier von der verstärkten „Latscher Tanzlmusi“. Offizieller Höhepunkt war die „Verlängerung des Freundschaftsvertrages“ zwischen Oberbürgermeister Ralf Eggert und Bürgermeister Helmut Fischer. In verschiedenen Redebeiträgen wurden davor und dazwischen an die Pioniere der Partnerschaft, an Episoden und Entwicklungen erinnert. Festredner Sepp Rinner stellte klar, dass Latsch viel mehr bekommen als gegeben habe. Oberbürgermeister Eggert würdigte seine Vorgänger als Architekten der Partnerschaft, die es Wert sei, an die nächsten Generationen vermittelt zu werden. Bürgermeister Fischer beabsichtigte, sich auch auf politischer Ebene auszutauschen. Mit der Übergabe eines Glaskunstwerkes aus 363 Einzelteilen des Künstlers Reinhold Wohlleben wollte Eggert auf die vielen Bausteine hinweisen, von denen die Partnerschaft bis heute gelebt habe. Ungewöhnliches und Unerhörtes brachte der frühere Bürgermeister, spätere Oberbürgermeister und einstige Vorsitzende der „Gemeinschaftshilfe Calw-Latsch“, Karl Heinz Lehmann, zur Sprache. Die Geladenen schmunzelten, als er von den unbürokratischen Reisepassverlängerungen an der Staatsgrenze in Reschen erzählte, von der Auflage, zur 10-Jahresfeier die Festreden nach Rom zu schicken, von den 5 Bussen aus Calw 1967 und vom Transport eines 700-Personen-Zeltes nach Latsch. Er erinnerte auch, wie konsequent die Latscher darauf geachtet hatten, dass man Latsch nicht wie Laatsch ausspricht. Aufmerksam machte er auch, dass die Apfelwirtschaft im Vinschgau von den „Regnern“ der Firma Perrot in Calw heute noch profitieren würde. Die Latscher haben ihm und seiner Frau Heidi Gertraud für den jahrzehntelangen Einsatz um die Partnerschaft anlässlich der 30-Jahrfeier 1987 die Ehrenbürgerschaft verliehen.