Diese abgestorbenen Fichtengruppen bergseitig von Gomagoi werden bewusst nicht geschlägert, sondern bleiben stehen, damit beobachtet werden kann, wie sich der Wald im Umkreis der Zonen entwickelt.

Warum bleiben diese „toten“ Fichten stehen?

Publiziert in 26 / 2016 - Erschienen am 13. Juli 2016
Forstinspektorat Schlanders führt neuartiges Pilotprojekt in Gomagoi und Schleis durch. Mario Broll: „Die allgemeine Empfehlung der Schlägerung von Fichtenbäumen, die vom Buchdrucker befallen sind, bleibt aufrecht.“ Gomagoi/Schleis - Wenn sich der sogenannte Buchdrucker über Fichten hermacht, kann das zum Absterben der Bäume führen. Bei geeigneter Witterung, sprich ­Trockenheit, Hitze und Windstille, bildet der Buchdrucker, wie man diese Käferart aus der Unterfamilie der Borken­käfer nennt, Brutherde, von denen eine Massenvermehrung ausgehen kann. Dadurch können ganze Bestände von Fichten absterben. Der Buchdrucker (Ips typographus) dringt über die Rinde der Fichten in die Bastschicht vor, die direkt unter der Rinde liegt, um sich über den dortigen Zuckersaft herzumachen. Abgestorbene Fichtengruppen sind seit einiger Zeit bergseitig von Gomagoi, direkt oberhalb des Dorfes, sowie in einem Wald in Schleis, in Richtung Schlinig, zu beobachten. Dass die abgestorbenen Bäume nicht geschlägert werden, kommt nicht von ungefähr, sondern ist auf ein Pilotprojekt zurückzuführen, mit dem das Forstinspektorat Schlanders vor zwei Jahren begonnen hat. Eines schickt Amtsdirektor Mario Broll sofort und unmissverständlich voraus: „Wenn diese ausgewählten Baumgruppen stehen bleiben, ändert das nichts an unserer allgemeinen Empfehlung an alle Waldeigentümer, befallene Bäume zu schlägern und wegzuräumen.“ An dieser Grundregel der Bekämpfung des Buchdruckers wird im Allgemeinen nicht gerüttelt. Die „saubere Waldwirtschaft“ bleibe in diesem Sinne nach wie vor die beste Art der Bekämpfung. Warum bleiben dann die Bäume in Gomagoi und Schleis stehen? Mario Broll: „Weil wir mit Hilfe dieses Pilotprojektes beobachten möchten, wie sich der Wald im unmittelbaren Umkreis der befallenen Zonen entwickelt.“ Es sei nämlich zu bedenken, dass der Buchdrucker, der sich in der Regel über liegendes, frisches und nicht entrindetes Holz hermacht, nur dann stehende Fichten befällt, wenn diese irgendwie geschwächt sind, zum Beispiel durch einen Blitz­einschlag oder durch anhaltende Trockenheit. Kränkelnde Bäume sondern Duftstoffe ab und der Buchdrucker ist sofort zur Stelle. „Wenn man nun befallene Fichten­gruppen schlägert, entsteht eine Lücke, wodurch weitere Fichten an deren Rande geschwächt werden könnten, etwa durch vermehrten Sonneneinfall, und es zu weiteren ‚Angriffen’ des Buchdruckers kommen könnte.“ Weitere Schlägerungen wiederum würden zu weiteren Lücken führen „und am Ende können auch größere Fichten-Waldflächen verschwinden“, gibt Broll zu bedenken. Im Zuge des Pilotprojektes soll auch beobachtet werden, ob und in welchem Ausmaß es in den ausgewählten Zonen zu einer natürlichen Waldverjüngung kommt, „vorausgesetzt natürlich, dass die Verjüngung nicht vom Wild gehemmt wird, speziell dem Rotwild.“ Als „Brutstätten“ für einen weiteren Befall sind die ausgewählten Zonen nicht anzusehen. Broll: „Die betroffenen Bäume sind abgestorben und der Buchdrucker ist ausgeflogen.“ Keinen Einfluss hat der Mensch natürlich auf die zwei Faktoren Temperatur und Feuchtigkeit. Um die Einheimischen und Gäste über das Pilotprojekt sowie den Buchdrucker insgesamt zu informieren und aufzuklären, sind eigene Schautafeln für die ausgesuchten Zonen in ­Gomagoi und Schleis gestaltet worden. Mario Broll: „Es ist uns als Förster ein besonderes Anliegen, mit der Bevölkerung stets in engem Kontakt zu treten. Daher sind wir auch froh, wenn sich die Leute in den Forst­stationen im Vinschgau oder hier im Inspektorat in Schlanders melden, falls sie besondere Beobachtungen machen. Wir sind ziemlich viel unterwegs, sehen aber nicht alles.“ Sepp
Josef Laner

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