An der höchstgelegenen Stelle des Almenweges („Auf den Gelenk“) wurde ein schlichter Aussichtspunkt errichtet.
Diese Holzbrücke, die im Pedertal über den Bach führt, ist neu.
Vizebürgermeister Sepp Maschler
Günther Pircher, der Ideengeber
Maria Hochgruber Kuenzer sucht Erfrischung im Bach im Pedertal.
Ein starkes Team von drei Frauen „schmeißt“ auf Lyfi die Almwirtschaft. Es sind dies Julia Daniel aus Graun, (Zweite von links), ihre Schwester Katja (links) und Miriam Glinzner aus Österreich (Dritte von links). Ebenfalls im Bild Tobias Geneth aus Kortsch.
Bei diesem „Ratscher“ auf der Peder Stieralm ging es weniger um den Almenweg, sondern um den Nationalparkplan, mit dem es nicht so recht weitergeht, zumindest nicht aus Vinschger Sicht (v.l.): Hanspeter Gunsch, Maria Hochgruber Kuenzer, Andreas Tappeiner, Albrecht Plangger und Georg Altstätter.
Der neue Almenweg führt von der Zufall-Alm zum Madritschboden, weiter zur Peder Stieralm und von dort bis zur Lyfi-Alm und Enzian-Alm.
Der neue Almenweg führt von der Zufall-Alm zum Madritschboden, weiter zur Peder Stieralm und von dort bis zur Lyfi-Alm und Enzian-Alm.

Von Alm zu Alm

Marteller Almenweg soll den Blick auf die Almwirtschaft lenken.

Publiziert in 25 / 2020 - Erschienen am 23. Juli 2020

Martell - Zusätzlich zum einzigartigen Plima-Schluchtenweg, der 2017 eröffnet wurde und der vom Bereich des ehemaligen Hotels „Paradiso“ bis auf die Zufallhütte (2.256 m) führt, gibt es in Hintermartell nun einen weiteren Themenweg. Es ist dies der neue, familiengerechte Almenweg, der an 4 Almen vorbeiführt. Hatte die Architektin Heike Pohl bei der Projektierung des Schluchtenweges mehrere naturnahe, bestens in die Landschaft integrierte Bauwerke aus Cortenstahl eingeplant (Kelle, Sichel, Kanzel und Hängebrücke), um die Besucher hautnah an die ungestüme Wildheit der Plima-Schlucht und deren Umgebung heranzuführen, hat sie sich bei der Projektierung des Almenweges noch mehr zurückgehalten, um möglichst nur das sprechen zu lassen, was schon da ist: die Natur mit ihrer hochalpinen Fauna und Flora sowie die seit Jahrhunderten bestehenden Almen entlang des Weges. Der Großteil des Weges führt über Steige, die es schon vorher gab. Nur an manchen Stellen waren kleinere Grabungs- bzw. Sicherungsarbeiten notwendig, zum Beispiel an Stellen, wo man sogenannte „Steingannen“ überquert.

„Auf den Gelenk“

An der höchstgelegenen Stelle des Almenweges, die man im Volksmund „Auf den Gelenk“ nennt (2.450 m), kann man bei einem schlichten und sanft gestalteten Aussichtspunkt die prächtige Bergkulisse bewundern. Neu sind auch Holzbänke in der Nähe des Aussichtspunktes sowie eine Holzbrücke, die über den Bach im Pedertal führt. Entlang des beschilderten und neu markierten Almenweges stoßen die Wanderer auch auf Thementafeln, die über die Almwirtschaft Auskunft geben und in die unterschiedlichen Arten der Almnutzung einführen. Während auf der Zufall-Alm, wo der Weg beginnt, im Sommer mehrere hundert Schafe weiden, haben sich auf der Peder Stieralm früher Stiere aufgehalten. Heute werden die Weideflächen dieser Alm im Frühsommer von der Milchkühen der Lyfi-Alm beweidet. Das Gebäude auf der Peder Stieralm wurde vom AVS Martell saniert und wird auch von diesem betreut. Von der Stieralm führt der Weg zur Lyfi-Alm (Kuhalm und Schutzhütte) und von dort weiter bis zur Enzian-Alm, wo vor allem Galtvieh grast.

Teil des Marmorweges

Der Almenweg bildet nicht nur die nahtlose Fortsetzung des Plima-Schluchtenweges, sondern ist zudem Teil des weitaus größeren „Marmorrundweges“ im Nationalpark Stilfserjoch, an dem derzeit noch gearbeitet wird. Weiter oben verläuft der bereits bestehende Ortler Höhenweg, der fast 120 Kilometer lang ist und entlang dem man die Ortler-Gruppe umrunden kann. Zur offiziellen Eröffnung des Almenweges, den man in einer Zeit von 2,5 bis 3 Stunden gemütlich begehen kann, haben sich am 19. Juli neben den Projektbeteiligten auch viele Ehrengäste und Wanderlustige eingefunden. Der Großteil war am Vormittag über den Schluchtenweg zur Zufallhütte aufgestiegen. Nach einer Marende mit Marteller Köstlichkeiten ging es weiter zur Peder Stieralm, wo der AVS Martell mit einem Imbiss aufwartete. Zur Eröffnungsfeier auf der Lyfi-Alm hatten sich weitere Gäste eingefunden.

„Blick auf die Almwirtschaft lenken“

Der Name Almenweg wurde laut Bürgermeister Georg Altstsätter, seines Zeichens auch Präsident des Führungsausschusses für den Südtiroler Nationalpark-Anteil, deshalb gewählt, um den Blick auf die Almwirtschaft zu lenken, die auch in Martell eine große Tradition hat. Einen besonderen Dank zollte Georg Altstätter dem Vizepräsidenten des Tourismusvereins Latsch-Martell, Günther Pircher, der die Idee für den Almenweg gehabt hatte, sowie allen, die am Gemeinschaftsprojekt mitgearbeitet haben bzw. beteiligt waren: Nationalpark, Forstbehörde, Architektin Heike Pohl, Lokale Aktiongruppe (LAG) der Bezirksgemeinschaft Vinschgau. Die Gesamtkosten beliefen sich auf ca. 60.000 Euro. 70% der Ausgaben wurden über das Leader-Programm finanziert, den Rest übernahm die Gemeinde Martell. Die Grabungsarbeiten wurden vom Forstinspektorat Schlanders ausgeführt, die weiteren Arbeiten, wie z.B. die Beschilderung, hatte die Gemeinde Martell in Auftrag gegeben.

„Nationalpark ist mir ein Anliegen“

Die Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer freute sich über die Errichtung des Almenweges: „Besonders in der heurigen Corona-Zeit erleben wir die Natur als Befreiung.“ Der Almenweg sei abwechslungsreich: „Langweilig wird einem entlang des Weges nie.“ Die Landesrätin beteuerte, dass ihr der Nationalpark ein großes Anliegen sei. In punkto Parkplan gelte es, ein klares Ziel vor Augen zu haben und konkrete Schritte zu setzen: „Die Vinschger sollen den Park selbst gestalten und führen.“ Grußworte überbrachten auch Georg Pircher im Namen des Forstinspektorates, Hanspeter Gunsch, der Direktor des Amtes für den Stilfserjoch Nationalpark, und Günther Pircher. Vizebürgermeister Josef Maschler informierte über die Almen und die Almwirtschaft in Martell. Die insgesamt 9 Marteller Almen werden von einer eigenen Nutzungsinteressentschaft geführt. Es werden jährlich 9 Alm-Verantwortliche gewählt. Die insgesamt ca. 3.000 Hektar umfassenden Almflächen sind Eigentum der Gemeinde. Auch das Gebäude auf der Lyfi-Alm gehört der Gemeinde. Im ersten Stock werden unter der Leitung von Julia Daniel aus Graun Käse und Butter hergestellt, das zweite Stockwerk (Schutzhaus und Gastbetrieb) wird von der Familie Eberhöfer geführt. Für den heurigen Sommer wurden für den Aufenthalt auf den Marteller Almen insgesamt 1.338 Stück Vieh gemeldet: Schafe, Ziegen, Kälber, trächtige bzw. trockenstehende Kühe, 64 Milchkühe und 18 Schweine.

Viel Lob für den neuen Weg

Die vielen Ehrengäste waren vom Almenweg begeistert. Die Landtagsabgeordneten Franz Locher und Helmut Tauber lobten den neuen Wanderweg ebenso wie der Kammerabgeordnete Albrecht Plangger, HGV-Präsident Manfred Pinzger, Bezirkspräsident Andreas Tappeiner, der u.a. für die EU-Programme zuständig ist, der Bezirksobmann der Heimatpfleger, Franz Fliri, der Latscher Bürgermeister Helmut Fischer und viele weitere Ehrengäste. Auch Förster, Nationalparkmitarbeiter, Bergretter der Finanzwache und Vertreter weiterer Behörden nahmen an der Eröffnungsfeier teil.

Josef Laner

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