Viel Gutes gesät
Gemeinde Naturns ehrt 4 verdiente Persönlichkeiten aus der Gemeindepolitik.
Naturns - Sie haben sich jahrzehntelang als Verwalter bzw. Mitglieder des Gemeinderates für das Wohl der Bevölkerung eingesetzt und sich darüber hinaus ehrenamtlich in sozialen und kulturellen Bereichen für die Dorfgemeinschaft engagiert: Andreas Heidegger (von 1985 bis Dezember 1991 Gemeinderat, von Dezember 1991 bis 1995 Ersatzreferent, von 1995 bis 2005 Gemeindereferent und von 2005 bis 2020 Bürgermeister), Marianna Holzeisen Bauer (von 1985 bis 1995, von 2005 bis 21.01.2007 und von 2015 bis 2020 Gemeinderätin sowie von 1995 bis 2000 und von 2010 bis 2015 Gemeindereferentin), Helmuth Pircher (von 1995 bis 2000 Gemeindereferent, von 2000 bis 2010 Vizebürgermeister und von 2010 bis 2015 Gemeinderat) und Valentin Stocker (von 1995 bis 2000 und von 2015 bis zu seinem Tod am 01.05.2020 Gemeinderat sowie von 2000 bis 2015 Gemeindereferent). Als Dank und Anerkennung für seine Verdienste wurde dem früheren Bürgermeister Andreas Heidegger am 11. September die Ehrenbürgerschaft verliehen. Den Ehrenring konnten Marianna Holzeisen Bauer und Helmuth Pircher entgegennehmen sowie Elke Moser für ihren verstorbenen Mann Valentin Stocker, der posthum geehrt wurde.
„Vieles bewegt und bewirkt“
Die Ehrung der 4 Persönlichkeiten fand im Rahmen einer feierlichen Festveranstaltung im Bürger- und Rathaus statt, bei der auch die Städtepartnerstadt zwischen Naturns und Schloß Holte-Stukenbrock besiegelt wurde (siehe Bericht auf Seite 7). Bürgermeister Zeno Christanell hob die Verdienste der 4 Persönlichkeiten hervor. „Diese Menschen haben viel Gutes gesät, das wir und auch die nächsten Generationen noch ernten werden“, so Christanell wörtlich. Wie schon Christanell gab sich auch Vizebürgermeister Michael Ganthaler überzeugt, dass es gut zusammenpasse, eine neue Städtepartnerschaft zu besiegeln und gleichzeitig verdiente Naturnser zu ehren, „weil es ja um Menschen geht, die etwas bewegen, die etwas bewirken.“
Sichtbare und fühlbare Spuren
Dem verstorbenen Valentin Stocker bescheinigte Ganthaler, den Einsatz für Schule und Kultur zu seiner Lebensaufgabe gemacht zu haben. Er habe sich um alles und um alle gekümmert und immer ein offenes Ohr für jeden gehabt. Die Spuren seines Wirkens als Politiker, Lehrer und Pfadfinderleiter „können wir überall in Naturns sehen und fühlen.“ Ganthaler erinnerte auch Stockers Wirken als Präsident der Kultur und Freizeit GmbH. Die Bildung sei ihm stets ein großes Anliegen gewesen. Dem Ehrenamt gegenüber habe er sich immer wertschätzend gezeigt und sich immer um den richtigen Ausdruck bemüht.
Das Wohl der Familie im Fokus
Marianna Holzeisen Bauer habe immer den sozialen Gedanken in den Mittelpunkt gerückt. Mit großer Weitsicht hat sie innovative Gesellschaftsmodelle entwickelt, etwa beim Projekt zum Betreuten Wohnen, das derzeit umgesetzt wird. Auch mit ihrem Einsatz für die Kindertagesstätte und das Elternkindzentrum habe sie Weichen gestellt und Naturns zu einer familienfreundlicheren Gemeinde gemacht. Nicht zuletzt sei sie eine Vorreiterin in der lokalen Frauenpolitik gewesen und habe die Entwicklung von Naturns mit Umsicht und Weitsicht mitgeprägt.
Politisches Schwergewicht
Als „politisches Schwergewicht in der Naturnser Gemeindepolitik und als stimmgewaltigen Mann des Volkes“ bezeichnete Ganthaler den Ehrenringträger Helmuth Pircher. Es gebe wahrscheinlich wenige Vereine und Verbände, in denen der „Helli“ nicht in irgendeiner Funktion Verantwortung getragen hat: „Pragmatisch in seinen Entscheidungen, großzügig in seiner Persönlichkeit. Für jeden Spaß zu haben – ein begnadeter Schauspieler und Tänzer.“ Helmuth Pircher habe als „Außenminister“ die Gemeinde Naturns weit über die Landesgrenzen hinaus bestens vertreten und zusammen mit Andreas Heidegger einen „wesentlichen Beitrag zum Entstehen, zum Gelingen und zur Pflege unserer Partnerschaften geleistet.“ Er habe mit seiner offenen, umarmenden Art Menschen zusammengeführt und viel für die Allgemeinheit getan, u.a. auch im Bereich Zivilschutz.
„Lange mit der Politik verheiratet“
Andreas Heidegger habe die Geschicke der Gemeinde in den vergangenen Jahrzehnten am meisten geprägt. „Mehr als die Hälfte seines Lebens stand er aktiv im Dienst des Gemeinwohls. Er war fast so lange mit der Politik verheiratet wie mit seiner Frau Rosi“, so Ganthaler. Der neue Ehrenbürger zeichne sich vor allem durch seine gesellschaftspolitische Weitsichtigkeit aus. Soziale Themen und der Bereich Umweltschutz seien ihm immer schon am Herzen gelegen. Andreas Heidegger habe gesellschaftliche Entwicklungen frühzeitig erkannt und immer wieder versucht, politische Antworten darauf zu geben. Es sei ihm immer wieder gelungen, kritische Mitbürgerinnen und Mitbürger miteinzubinden, Brücken zu bauen und den Menschen in Bürgerbeteiligungsprozessen eine Stimme zu geben. Außerdem habe er es geschafft, „unsere Gemeinde in ihrer schwierigen finanziellen Situation zu konsolidieren.“ Auch als nervenstarker Politiker habe er immer wieder den richtigen Ton getroffen. Ausgestattet mit Visionen und Optimismus sei es ihm auch gelungen, „uns ‚junge’ Politiker zu motivieren.“ Vor vielen Jahren aus Aschbach zugereist, „hast du in Naturns Heimat gefunden und Heimat geprägt.“ Für eine besondere Einlage sorgte die Chronistin, Mundartdichterin und Heimatpflegerin Maria Fliri Gerstgrasser, die Ganthaler als „reifste“ Poetry-Slammerin Südtirols vorgestellt hatte. Die „Höfler Moidl“, die im August die Verdienstmedaille des Landes Tirol erhalten hatte, wartete mit eigens verfassten Gedichten und Texten über die vier geehrten Persönlichkeiten auf. Im Namen der Landesregierung, aber auch als ehemaliger Bürgermeister der Nachbargemeinde Plaus bedankte sich Landesrat Arnold Schuler bei den Geehrten. Bei einem Gespräch auf der Bühne beantworteten Andreas Heidegger, Marianna Holzeisen Bauer und Helmuth Pircher Fragen, die ihnen Michale Ganthaler stellte.
„Nichts gegen die Personen, aber …“
Den Beschluss, die vier Persönlichkeiten zu ehren, hatte der Naturnser Gemeinderat am 30. August im Rahmen einer außerplanmäßigen Sitzung gefasst. Dem entsprechenden Vorschlag des Ausschusses hatten 10 Ratsmitglieder zugestimmt. Evi Prader (Zukunft Naturns) war dagegen. Ihr Nein habe nichts mit den vier Personen und deren Verdiensten zu tun, die sie voll anerkenne, sondern richte sich ausschließlich gegen die Vorgehensweise der Verwaltung. Der Gemeinderat hätte schon im Vorfeld miteinbezogen werden sollen. Außerdem wäre es angebracht gewesen, die Verordnung bezüglich der Ehrungen, die aus dem Jahr 1987 stammt, im Rat zu überarbeiten bzw. dem Zeitgeist anzupassen. Der Bürgermeister, die Partnerschafts-Beauftragte Astrid Pichler und weitere Räte und Referenten verteidigten den Vorschlag des Ausschusses sowie auch die Entscheidung, die Ehrungen im Rahmen der Besiegelung der Partnerschaft vorzunehmen, „und zwar einmal aufgrund der Covid-19-Situation und einmal auch aus Kostengründen“, wie der Bürgermeister ausführte.