„Um wieder das Vertrauen zu gewinnen“
SVP-Bezirksobmann Albrecht Plangger: „Die Situation ist wieder einmal nicht gut.“
Vinschgau - Die SAD-Affäre und die im Buch „Freunde im Edelweiß“ veröffentlichten Abhörprotokolle sorgen in der Basis der SVP für Unmut, Kritik und Kopfschütteln. Das Vertrauen der Wähler in die Sammelpartei scheint stark angeschlagen zu sein. Wir sprachen mit Albrecht Plangger, dem Bezirksobmann der SVP Vinschgau.
der Vinschger: Herr Plangger, sind Sie überhaupt gewillt, zur dieser „Geschichte“ öffentlich Stellung zu nehmen?
Albrecht Plangger: Ich tue mir persönlich in dieser Phase sicher nichts Gutes, wenn ich als fast Unbeteiligter zu den aktuellen Zuständen rund um die Partei Stellung beziehe, aber ich bin den ehrenamtlichen Funktionärinnen und Funktionären und ‚Parteifreunden’ vielleicht doch etwas schuldig. Das Buch ist da und man muss sich damit befassen.
Wie ist die Lage?
Die Situation ist wieder einmal nicht gut. Haben wir doch zuletzt unter den Corona-Beschränkungen oder den oft - aus unserer Sicht - falschen Entscheidungen in Bozen oder Rom gelitten, so haben wir jetzt schon wieder die nächsten Probleme, dieses Mal parteiintern. Es hört leider nie auf ...
Hatten auch Sie persönlich mit der SAD-Geschichte zu tun?
Für mich war diese Geschichte abgeschlossen. Der SAD-Hauptaktionär hat für seinen Hochmut und seine unpassenden Umgangsformen „bezahlt“ und fast alles verloren. Bis 2024 bleibt ihm noch die Vinschgerbahn, alle anderen Konzessionen im öffentlichen Nahverkehr gingen an seine direkten Konkurrenten.
Neben dem amtierenden Landeshauptmann Arno Kompatscher und weiteren Mitgliedern der Landesregierung kommen auch Bezirksobleute im Buch vor. Wie bewerten Sie das „Mitmischen“ des früheren Landeshauptmannes Luis Durnwalder?
Luis Durnwalder hat keine aktiven Parteimandate mehr und sein „Mitmischen“ in der Politik wurde ihm bisher immer wohlwollend verziehen. Vielleicht hätte es in der SAD-Geschichte von allen direkt Beteiligten aber etwas mehr Zurückhaltung gebraucht.
Glauben Sie an die These, dass hinter der Veröffentlichung der Abhörprotokolle eine Strategie steckt?
Die Fragen, wer Interesse haben könnte, diese Abhörprotokolle in Umlauf zu bringen, oder welche politische Strategie damit und mit dem Buch verfolgt werden könnte, sind für mich neu. Neu ist auch die Parteispenderliste im Zusammenhang mit den letzten Landtagswahlen. Verunglimpft werden in diesem Buch aber auch viele SVP-Leute, die eigentlich unbeteiligt sind. Ich habe den Eindruck, dass hier teilweise nicht im öffentlichen Interesse Journalismus betrieben wird, sondern nur um die Verkaufszahlen zu steigern. Ich hoffe, dass sich die betroffenen Leute „wehren“, damit diese Art von Journalismus im Land nicht Überhand gewinnt. Ich selbst war als Bezirksobmann zwei Mal in politischer Mission beim SAD-Präsidenten, zum Glück persönlich. Hätte ich telefoniert, hätte man sicher auch mir einen „Strick gedreht“, denn vielleicht hätte auch ich am Telefon einen „unflätigen“ Kommentar abgegeben. Jegliche Spekulation mit Telefonabhörungen privater Gespräche, noch dazu mittels QR-Code, ist nach meinem Rechtsempfinden völlig abzulehnen. Aber mit Heimtücke, Undank und übler Nachrede muss man in der Politik leben. Da braucht es schon einen „steifen Buckel“.
Was raten Sie jetzt den Ortsobleuten in Ihrem Bezirk?
Ich ersuche sie, die notwendige Ruhe und Objektivität zu bewahren und jetzt nicht alles schlecht zu machen, was diese Partei oder deren Exponenten gerade tun oder getan haben. Mit bestimmten Urteilen sollten wir noch abwarten. Die parteiinterne Kommission zur Aufarbeitung der Geschehnisse ist ernannt und arbeitet. Es gibt auch einen Untersuchungsausschuss des Landtages. Dieser wird noch mehr Licht in die Sache bringen kann. Auch der „Ehrenkodex“ kann eine gute Antwort auf diese Krise sein. Konzentrieren wir uns weiter auf unseren politischen Auftrag, suchen wir weiter nach Lösungen für die Probleme und sind als kleiner SVP Bezirk stolz, dass wir Vinschger an diesen Machtspielen, Verschwörungs-Strategien und an der Situation der Gesamtpartei keinen Anteil haben.
Hat Ihre Partei noch Zukunft?
Es gibt keine Alternative zu einer mehrheitsfähigen Sammelpartei, daher müssen wir intern die Lösungen finden für das, was gerade in der Partei falsch läuft. Es geht darum, wieder das Vertrauen der Bürger zu gewinnen.