Traum und Alptraum im Vinschger Oberland
Publiziert in 41 / 2015 - Erschienen am 18. November 2015
Zentrale Themen im Gemeinderat: eine Seilbahnverbindung als Trauma und Notwendigkeit, eine Zugverbindung als Traum und Perspektive
Graun - Die 12 Tagesordnungspunkte der Sitzung vom 9. November hatten es in sich. Den 15 Gemeinderäten wurde über mehr als drei Stunden Flexibilität abverlangt. Es gab Lichtblicke, vergebene Chancen, vage Perspektiven und negative Bilanzdaten. Lichtblicke waren der Bau der Kite-Station und die Einigkeit im Falle des Krankenhauses Schlanders. Ganz und gar nicht einig war man sich bei der Genehmigung eines „Zusammenarbeitsvertrages“ zum Bau des Kraftwerks am Karlinbach. Es kam zu unmissverständlichen Wortwechseln. Der schon 2011 beschlossene Bau des Werkes habe sich durch den Einstieg der „Energieversorgung Langtaufers Genossenschaft“ (EVL) verzögert, inzwischen wegen Unrentabilität sogar erübrigt. „Kirchturmdenken“ hätte zu finanziellen Schäden für die Gemeinde geführt, wurde angemerkt. Die Genehmigung fand mit sieben Ja- gegen vier Nein-Stimmen bei vier Enthaltungen keine Mehrheit. Erst der Punkt „Grundsatzbeschluss bezüglich einer Zugverbindung Mals-Landeck“ brachte die Gemüter wieder auf Linie. Als Referent für öffentliche Bauten verlas Franz Prieth eine Resolution, in der man sich „auf positive Signale“ der EU und deren Präsidenten Jean-Claude Juncker bezog. Die Signale waren schon am 18. September als Meldung „Die Zugverbindung Mals-Landeck soll fertiggestellt werden“ durchs Netz gegeistert. Die „Grauner Zug-Resolution“, die sich an die Landeshauptleute in Nord- und Südtirol und an den Südtiroler Landtag richtet, enthält Hinweise auf bestehende Pläne und konkrete Baumaßnahmen zwischen April und November 1918. In der Zugverbindung sah der Gemeinderat „eine große Aufwertung für den gesamten Vinschgau und des Oberinntales, speziell für die Grenzregion Reschenpass“. Mit den Möglichkeiten, sämtliche Skigebiete an die Bahn anzubinden und den Rad- und Wandertourismus zu intensivieren, konnten sich alle Ratsmitglieder identifizieren. Wenig Möglichkeiten, aber schnellstmöglichen Handlungsbedarf sahen Referent Franz Prieth und Vizebürgermeisterin Andrea Frank im Zusammenhang mit der finanziellen Situation der Haider Alm. „Die Lage ist prekär und ich möchte euch transparent und ehrlich informieren“, meinte Prieth. Für Gemeinderat Thomas Federspiel kamen als Lösungen nur der absolute Stillstand oder die Übernahme durch die Schöneben AG in Frage. Prieth war für ein Abspecken in kleinen Schritten; der Zubringerlift müsse erhalten bleiben. s
Günther Schöpf