Trübe Stimmung im kalten Stadtsaal.

Trauerspiel im Städtchen

Publiziert in 37 / 2020 - Erschienen am 27. Oktober 2020

Glurns - Der Stadt Glurns steht ein mehrmonatiger Stillstand ins Haus. Weil es nicht gelungen ist, einen Stadtrat einzusetzen, wird die Gemeinde ab dem 28. Oktober kommissarisch verwaltet. Und im Frühjahr des nächsten Jahres gibt es Neuwahlen. Wenn es formalrechtlich nicht notwendig gewesen wäre, hätte Bürgermeister Luis Frank die Gemeinderatssitzung vom 21. Oktober gar nicht erst einberufen. „Aber abstimmen müssen wir“, schickte er im kalten Stadtsaal voraus. Dass es nicht gelingen würde, im Gemeinderat eine Mehrheit für die Bildung des Stadtrates zu finden, war schon im Vorfeld mehr oder weniger klar. Luis Frank unterstrich erneut, dass die SVP alles getan habe, trotz der Patt-Situation im Gemeinderat - die SVP und die Liste „Für Glurns“ waren mit jeweils 6 Ratsmitgliedern in den Gemeinderat eingezogen - eine Stadtregierung auf die Beine zu stellen, damit der Gemeinde eine kommissarische Verwaltung und ein mehrmonatiger Stillstand erspart bliebe. Auch auf weitere Bemühungen, die Liste „Für Glurns“ für eine konstruktive Mitarbeit zu bewegen, verwies Frank. Obwohl man sich innerhalb der SVP darauf geeinigt habe, den 4-köpfigen Stadtrat mit je zwei Vertretern der SVP und der Liste „Für Glurns“ zu besetzen und damit dem Wählerwillen auch bei der Zusammensetzung des Stadtrates Rechnung zu tragen, habe es seitens der Liste „Für Glurns“ nie eine ernsthafte Bereitschaft für eine Mitarbeit gegeben. Auch Einzelgespräche mit mehreren Ratsmitgliedern von „Für Glurns“ hätten zu keinen Ergebnissen geführt. Rosa Pichler Prieth etwa habe eine Mitarbeit im Stadtrat abgelehnt, Erich Wallnöfer habe angegeben, aus Arbeitsgründen keine Zeit zu haben und Kurt Warger könne nicht Referent werden, weil seine Arbeit als Gemeindesekretär mit diesem Amt nicht vereinbar ist. „Mir liegen bis heute keine Namensvorschläge der Liste ‚Für Glurns’ vor“, musste der Bürgermeister am 21. Oktober feststellen. Die vom Gesetz vorgesehenen 2 Abstimmungen über die Zusammensetzung des Stadtrates waren eigentlich nur mehr lästige Pflichtübungen. Der erste Vorschlag (Luis Frank und Christine Stecher von der SVP sowie Beat Wunderer und Heinz Riedl von der Liste „Für Glurns“) wurde in geheimer Abstimmung mit 6 Nein- und 5 Ja-Stimmen ebenso versenkt wie der 2. Vorschlag, der vorsah, den Stadtrat mit 5 SVP-Vertretern zu bestücken. Die Frage, ob es manchen Vertretern von „Für Glurns“ tatsächlich um das Wohl der Allgemeinheit und der Stadt insgesamt ging, oder ob man das „Für“ eher als „Gegen“ interpretieren sollte, muss erlaubt sein. Bei der Diskussion hatte Warger zwar Fragen im Zusammenhang mit der Satzung bezüglich der Anzahl der Stadtratsmitglieder in den Raum geworfen, aber das wirkte nur mehr wie leeres Gerede. Luis Frank gab sich am Ende froh darüber, „dass diese Geschichte, die mir viel Energie gekostet hat, nun zu Ende ist. Ich werde die Stadt noch bis zum 27. Oktober als Bürgermeister verwalten und ab dem 28. Oktober wird ein Kommissar die ordentliche Geschäftsgebarung übernehmen.“ Das Opfer sei am Ende die Gemeinschaft: „Diese Situation schadet der Stadt sowohl wirtschaftlich als auch moralisch.“ Frank dankte nur jenen im Gemeinderat, „die konstruktiv mitgearbeitet haben.“ Seine letzten Worte: „Ich finde das alles sehr schade und traurig. Gute Nacht.“

Josef Laner

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