Systemrelevanz der Jugendarbeit

Publiziert in 20 / 2020 - Erschienen am 4. Juni 2020

Obervinschgau - In Deutschland hat die renommierte „Nationale Akademie der Wissenschaften - Leopoldina“ ihre dritte Stellungnahme zur Corona-Virus-Pandemie veröffentlicht. Darin wird den Krisenmanagern u.a. vorgeworfen, die negativen Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Menschen zu unterschätzen. „Wir alle sind Menschen, doch der Mensch hat keine Lobby“ stimmt auch Tobias Stecher, Geschäftsführer im Jugenddienst Obervinschgau, überein. „Wir alle sind zurzeit in unserer Freiheit eingeschränkt.“ Das Opfer dabei war und ist groß: „Social Distancing“ bezeichnet die Kontaktminimierung. Im privaten Kontext war demnach lediglich der Kontakt mit Mitgliedern aus den eigenen vier Wänden rechtens. „Besonders für Heranwachsende fühlte sich das wie ein Zwangsjacke an, in der die Luft auch knapp werden kann,“ so Stecher. Wie sollte der unendliche Entdeckungsdrang von jungen Menschen gestillt werden? Woher bekomme ich als junger Mensch Feedback, wer ich bin? Einige solcher und ähnlicher Fragen konnten durch die Digitalisierung teilweise aufgefangen werden. Seitens des Jugenddienstes heißt es aber: „Ob digitale Sozialisierung gelingt oder in digitaler Isolation endet, hängt vor allem von der Stärke der Beziehungen ab – und diese müssen bereits vor Corona gefestigt gewesen sein.“ Gemeint sind dabei das Bestehen von Freundschaften, Jugendcliquen oder Vereine bzw. Bezugspersonen der Jugendarbeit. „Sich treffen können, sich frei bewegen und gemeinsam Ideen zu verwirklichen ist existenziell für junge Leute. Die Jugendarbeit in den Vereinen und Jugendtreffs wird in dieser zweiten Phase systemrelevant sein“, ist Stecher überzeugt. Die kulturelle Tätigkeit ist inzwischen mit vielen Einschränkungen wieder erlaubt. Der Phase 1 begegnete die Jugendarbeit mit viel Kreativität im digitalen Raum. „In Phase 2 benötigen Menschen jedoch wieder den direkten Kontakt. Die aus der Krise entstandenen emotionalen Unsicherheiten können nicht auf digitalem Weg gelöst werden“,
so Stecher.

Redaktion

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