Strom sparen mit Dimmen
Ulrich Stecher: „In der öffentlichen Beleuchtung liegt viel Potential.“
St. Valentin a.d.H. - Der explosionsartige Anstieg der Energiepreise hat das Thema des Energiesparens verstärkt in den Mittelpunkt gerückt. Unter den Kostenerhöhungen leiden nicht nur die Privaten und die Wirtschaft, sondern auch die öffentlichen Verwaltungen, wie zum Beispiel die Gemeinden. „Viel Geld könnten die Gemeinden und öffentlichen Verwaltungen u.a. im Bereich der öffentlichen Beleuchtung einsparen“, ist der im Dörfl in St. Valentin auf der Haide ansässige IT-Techniker Ulrich Stecher überzeugt. Er hat zusammen mit Partnern aus Südtirol spezielle Kleingeräte entwickelt, mit deren Hilfe der Stromverbrauch von Straßenlampen digital gesteuert und merklich gesenkt werden kann. „Warum müssen zum Beispiel Straßenlampen abseits von Ortszentren die ganze Nacht über mit voller Leistung brennen, wenn keine Menschen mehr unterwegs sind?“, fragt sich der Techniker und IT-Tüftler. Wir trafen ihn am Abend des 15. Februar am Haidersee, genauer gesagt am Weg nordöstlich des Sees, wo die Gemeinde vor einigen Jahren in relativ weiten Abständen 11 moderne 40-W LED-Straßenlampen aufgestellt hat.
11 moderne LED-Lampen als Versuchsfeld
Ulrich Stecher nutzt diese Lampen seit dem 20. Jänner 2022 mit dem Einverständnis der Gemeinde sozusagen als Versuchsfeld. Unterhalb jeder LED-Leuchte hat er einen kleinen Apparat montiert, über den er mit seinem Tablet die Lichtintensität und somit auch den Energieverbrauch und letztlich die Stromkosten steuern kann. Eine einzelne Lampe kann ebenso gesteuert werden wie alle 11 zusammen. Das Ziel ist es, die Helligkeit der Lampen im Zeitraum von nach Sonnenuntergang bis vor Sonnenaufgang zu dimmen. Während dieser Zeit sind in der Regel kaum Menschen unterwegs. Und wenn doch, fahren die Lampen ihre Leuchtkraft automatisch hoch, denn die Apparate sind auch mit Bewegungssensoren ausgestattet. Das Besondere an diesem System ist, dass man keine Abstriche bei der Helligkeit bzw. Sicherheit machen muss, weil es so „smart“ ist, dass die Lampen schon im Voraus, sozusagen proaktiv hochgedimmt werden, sodass es schon hell ist, bevor man dorthin kommt.
Großes Sparpotential
Auf seinem Tablet kann Ulrich Stecher nicht nur den Stromverbrauch jeder Lampe rund um die Uhr ablesen, sondern auch den Prozentsatz der Einsparung und die damit erzielten Kosteneinsparungen. So wurden seit dem 20. Jänner bis zum 15. Februar bei den 11 Straßenlampen 137,13 kWh eingespart. Das entspricht einer Energieeinsparung von 74,3% und einer Kostenersparnis von 48 Euro. „Rechnet man diese Ergebnisse auf 1.000 oder mehrere Tausend Straßenlampen hoch, ergeben sich ganz schöne Beträge, die von den Gemeinden für andere Zwecke ausgegeben werden könnten“, resümiert Stecher. Natürlich wären zu Beginn auch Investitionen notwendig, wie etwa der Ankauf und das Anbringen der Apparate. Diese Ausgaben wären aber dank der Einsparungen in wenigen Jahren abgeschrieben. Die Steuerung und Überwachung sollten ebenfalls bei den Gemeinden angesiedelt werden. Das System ist auch ein „Managementsystem“. Die Lampen sind nämlich mit ihren Daten samt GPS-Position erfasst, sodass Ausfälle über Mail bzw. SMS gemeldet werden, was zur Sicherheit beiträgt und die Arbeit des Gemeindepersonals reduziert.
„Internet der Dinge“
Ulrich Stecher sieht in der digitalen Steuerung und im automatisierten Dimmen von öffentlichen Straßenlampen ein typisches Beispiel vom „Internet der Dinge“, also jener Technologie, die es ermöglicht, physische und virtuelle Objekte miteinander zu vernetzen und sie durch Informations- und Kommunikationstechniken zusammenarbeiten zu lassen. Auch im Bereich von „Smart City“, in dem Ulrich Stecher tätig ist, so etwa in Algund, sei das Einsparen von Energie in der öffentlichen Beleuchtung ein großes Thema. Selbst bei den modernen LED-Lampen am Haidersee kann noch über 70% an Energie eingespart werden kann, geschweige, wenn das System bei üblicherweise noch stärkeren Lampen zum Einsatz kommt, wie in Algund. Das Energiesparen ist nicht zuletzt auch aufgrund der aktuellen Diskussionen rund um die Lichtverschmutzung und die Nachhaltigkeit von besonderer Bedeutung. Vor allem wenn Ulrich Stecher seinem Hobby der Astrofotografie nachgeht, empfindet er die nächtliche unnötige Erhellung des Himmels als extrem störend. Es war diese negative Empfindung, aus der heraus sein Projekt (www.haidersee.LikeM13.com) erwachsen ist.