So hat Judith Prugger (Designstudentin) ihre Mutter Anita in einer Zeichnung dargestellt.

Spiel mit der Sprache

„Das Schreiben ist eine Möglichkeit, verdichtete Wirklichkeit zu schaffen.“

Publiziert in 25 / 2020 - Erschienen am 23. Juli 2020

Mals - Die Lyrikerin und Mittelschul-Lehrerin Anita Prugger aus Mals hat den Sprung in die Endausscheidung des Literaturwettbewerbes der Gruppe 48 Geschafft. Ein Gespräch über Lyrik, Literatur insgesamt und darüber, „warum Schreiben doch meistens eine sehr einsame Tätigkeit ist.“         

der Vinschger: Sie sind Finalistin im Bereich Lyrik beim Literaturwettbewerb der Gruppe 48. Was ist das für ein Wettbewerb?

Anita Prugger: Die Gruppe 48 wurde von Autoren und Literaturkennern im Jahr 2017 gegründet und versteht sich in der Tradition der legendären Gruppe 47.  Ihr Hauptziel ist die Entdeckung und Förderung guter deutschsprachiger Literatur. Beim diesjährigen Wettbewerb gab es über 800 Text-Einsendungen aus ganz Europa und Übersee. Dass ich mit meinen Texten in die Endausscheidung gekommen bin, hat mich völlig überrascht, aber natürlich auch sehr gefreut. Im Herbst werden alle acht Finalisten (4 Prosa, 4 Lyrik) ihre Texte in Rösrath lesen und zur Diskussion stellen. Schließlich wählt das Publikum die zwei Hauptpreisträger. Der noch recht junge Literaturwettbewerb ist dank diverser Sponsoren gut dotiert.

Schreiben Sie vornehmlich Gedichte oder widmen Sie sich auf anderen literarischen Gattungen?

Ich schreibe vorwiegend Lyrik, gelegentlich aber auch Prosa. 

Haben Sie Ihre Werke bereits veröffentlicht?

Es gibt keinen eigenständigen Gedichtband, aber Veröffentlichungen in verschiedenen Anthologien und Zeitschriften.

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Das kann ich gar nicht genau sagen. Sehr genau dagegen erinnere ich mich an meine erste bewusste Begegnung mit der Lyrik. Und die verdanke ich meinem sehr geschätzten Deutschlehrer Tarcisius Moser. Das Gedicht „Die erste Lerche“ von Arno Holz, das er in der 2. Klasse Mittelschule mit uns behandelt hat, war für mich ein Aha-Erlebnis. Ich war fasziniert von den Sprachbildern und Wortschöpfungen. Später las er mit uns auch „Die Füße im Feuer“ von C.F. Meyer und den „Kinderkreuzzug“ von Brecht. Alle diese Texte haben bei mir bleibende Eindrücke hinterlassen. Und irgendwann im ersten oder zweiten Oberschuljahr begann ich selber mit dem Schreiben.

Nahmen Sie bisher auch an anderen Wettbewerben teil bzw. wurden Ihre Gedichte ausgezeichnet?

Ich nehme seit ca. 5 Jahren gelegentlich an Wettbewerben teil, manchmal auch mit Erfolg. 2016 war ich Finalisten beim Meerbuscher Literaturpreis (insgesamt gab es 1.899 Beiträge), 2017 war ich Hauptpreisträgerin beim Hildesheimer Literaturwettbewerb „Zwischen den Zeilen“.

Was gibt Ihnen das Schreiben persönlich?

Das Schreiben ist eine Möglichkeit, verdichtete Wirklichkeit zu schaffen. Das Leben kristallisiert sich oft erst im Wort. So können Texte schließlich zu einer Art Resonanzraum für das eigene Dasein werden. Dann ist da aber natürlich auch die Freude am kreativen Tun, am Spiel mit der Sprache.

Wollen Sie mit Ihren Gedichten Botschaften vermitteln?

Ich habe beim Schreiben nicht einen möglichen Leser im Kopf, an den ich irgendwelche Botschaften richten möchte. Aber natürlich ist es interessant zu erfahren, was eigene Texte beim Leser an Assoziationen und Empfindungen auslösen können. Patricia Falkenburg hat das, was sich vielleicht jeder Autor wünscht, in ihrem Gedicht „Fliegenfischen“ auf den Punkt gebracht: „Ich werfe Worte aus an feinen Schnüren ( … ) Vielleicht, dass ein Verstehen anbeißt. “

Haben Sie literarische Vorbilder oder Lieblingsautoren?

Es gibt sehr viele Vorbilder, allen voran Nelly Sachs, Hilde Domin, Paul Celan und Mascha Kaléko. Von den zeitgenössischen Lyrikerinnen mag ich besonders die Gedichte von Sigune Schnabel. Eines meiner Lieblingsbücher ist „Die Wand“ von Marlen Haushofer, das lese ich immer mal wieder. Zu meinen zeitgenössischen Lieblingsautoren gehören neben vielen anderen auch Pascal Mercier, Judith Taschler und den Horst Moser. 

Stehen Sie mit anderen Literaturschaffenden bzw. Kreisen in Südtirol oder darüber hinaus in Verbindung?

Es gibt lose Kontakte zu Autoren im deutschsprachigen Ausland, zu solchen in Südtirol bisher nicht. Aber gerade in letzter Zeit habe ich mir überlegt, dass es interessant wäre, eine Art Plattform für den Austausch zu schaffen, da das Schreiben doch meistens eine sehr einsame Tätigkeit ist.

Josef Laner

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