Sonst wird die „Luft“ eng
Corona-Krise trifft auch den Handels- und Dienstleistungssektor schwer
Vinschgau - Wie fast alle Wirtschaftszweige trifft die Corona-Krise auch den Handels- und Dienstleistungssektor hart. der Vinschger sprach mit Dietmar Spechtenhauser aus Laas, Kaufmann und Präsident des hds-Bezirks Vinschgau.
der Vinschger: Herr Spechtenhauser, wie ist derzeit die allgemeine Stimmung bei den Kaufleuten und Dienstleistern im Vinschgau?
Dietmar Spechtenhauser: Also, ich muss sagen, die soziale Verantwortung unter unseren Mitgliedern ist wirklich sehr, sehr groß. So haben seit 11. März alle ausnahmslos geschlossen, die schließen mussten, und die lebenserhaltenden Bereiche, sprich Lebensmittel, versorgen uns seither mit allem, was wir wirklich zum Leben brauchen.
Welche Mitgliedsbetriebe sind besonders stark betroffen und warum?
Betroffen sind nahezu alle Bereiche, die nicht Lebensmittel verkaufen. Besonders schlimm ist es für die Modebranche, deren Ware ja einen ganzen Monat nicht verkauft werden konnte und in den Regalen älter wurde. Dies ist z.B. bei Haushaltswaren nicht so deutlich der Fall, aber der Umsatzausfall schmerzt alle gleichermaßen, die geschlossen halten müssen.
Befürchten Sie, dass einige Geschäfte nach der Corona-Krise die Türen überhaupt nicht mehr öffnen?
Ich hoffe nicht, aber ich kenne natürlich nicht jede Situation im Einzelnen. Für einige wird es schon richtig eng, wenn man bedenkt, dass Mieten fällig sind, die lagernde Ware bezahlt und viele weitere Fixkosten bewältigt werden müssen. Mit so einem Stillstand rechnete ja niemand.
In den Reihen der Handelstreibenden und Dienstleistern gibt es viele Klein- und Kleinstbetriebe. Was brauchen diese Betriebe jetzt, um weiterhin bestehen zu können?
Jetzt ist es von allergrößter Bedeutung, gerade den kleinsten Betrieben direkt zu helfen, was die Landesregierung nun auch mit Verlustbeiträgen für Betriebe bis zu 5 Vollzeitbeschäftigte zugesagt hat. Die Auszahlung muss aber nun sehr schnell erfolgen, denn die Situation ist teilweise prekär. Für die größeren Betriebe gibt es für 2 Jahre zinsfreie Überbrückungskredite und weitere Unterstützungsmaßnahmen.
Ist mit Entlassungen bzw. Arbeitslosen im Handels- und Dienstleistungssektor zu rechnen?
Das ist schwierig zu sagen. Es kann durchaus sein, dass vor allem in tourismusstarken Gemeinden auch diese beiden Sektoren stark unter dem Rückgang der Touristen leiden werden. Wie es um die Zuversicht und Zukunftseinstellung der einheimischen Bevölkerung nach der Aufhebung der Einschränkungen bestellt sein wird, muss man auch erst sehen.
Wie bewerten Sie bisherigen bzw. angekündigten Hilfszusagen des Landes und des Staates?
Besonders die Bemühungen des Landes finde ich im Ansatz gut. Dabei ist aber auch der Einsatz unserer Verbandsspitze maßgeblich beteiligt. Ohne massives Einwirken von Seiten des hds wären manche Unterstützungsmaßnahmen sicher nicht gekommen. Gerade in Situationen, wie wir sie gerade durchleben, die ja für alle neu ist, sehen wir einmal mehr, wie wichtig eine engagierte Vertretung gemeinsamer Anliegen ist.
Wann werden Sie Ihr Schuhgeschäft wieder öffnen?
Am liebsten gleich morgen (lacht), aber das hängt ja natürlich nicht von uns ab. Wir werden auf jeden Fall darauf drängen, dass wir unter Einhaltung sämtlicher Hygienebestimmungen sobald wie möglich wieder öffnen können und wenn es auch nur für ein paar wenige Stunden am Tag wären. Denn, für viele wird sonst die „Luft“ eng.
Was können bzw. sollen wir aus der Corona-Krise lernen?
Für mich persönlich lerne ich einerseits, dass wir Menschen nicht alles im Griff haben und auch nicht haben können. Zudem konnten und können wir uns in dieser ruhigen Zeit Dingen widmen, die wir in der Vergangenheit vielfach auch vernachlässigt haben und wir merken auch, dass es nicht immer schneller, besser, höher oder billiger sein muss, um gut für uns zu sein. Manchmal täte uns Menschen etwas Entschleunigung durchaus gut. Und noch eines: Unsere Gesundheit ist das höchste Gut, das wir besitzen, dem ist alles andere unterzuordnen. Allen Händlern und Dienstleistern im Tal wünsche ich, dass sie wieder Mut schöpfen und mit neuen Ideen ihre Tätigkeit weiterhin zur eigenen und zur Freude ihrer Kunden ausüben können.