Den Schlanderser Gemeinderat zwang das Coronavirus in den großen Saal des Kulturhauses.

„Sonderbare und schwierige Zeit“

Ratssitzung im Zeichen von Corona. Kortsch wird teilweise mit Erdgas versorgt.

Publiziert in 16/17 / 2020 - Erschienen am 7. Mai 2020

Schlanders - „Wir leben derzeit in einer sonderbaren und schwierigen Zeit. Im Vinschgau hält sich der Coronavirus-Befall Gott sei Dank in Grenzen, aber für die Wirtschaft ist die Situation dramatisch, speziell für den Tourismus, den Handel und das Gastgewerbe. Auch viele Arbeitsplätz in diesen Wirtschaftszweigen sind in Gefahr.“ So umschrieb Bürgermeister Dieter Pinggera bei der Ratssitzung am 30. April, die aufgrund der Covid-19-Vorgaben im Kulturhaus stattfand, die Auswirkungen der Coronakrise. Er lobte die Disziplin des Großteils der Bevölkerung, die Solidarität, die Nachbarschaftshilfe und den vorbildhaften Einsatz der vielen Ehrenamtlichen (siehe auch Interview im der Vinschger, Ausgabe 14/15 2020). 

Arbeiten gehen teilweise weiter

Vizebürgermeister Reinhard Schwalt informierte, dass die Arbeiten an öffentlichen Baustellen, die beim Ausbruch der Krise geschlossen werden mussten, mittlerweile wieder teilweise fortgesetzt werden, so etwa die Glasfaserverlegung in der Grüblstraße. Auch im Schlanderser Ortszentrum soll die Kabelverlegung demnächst beginnen. Wieder angelaufen sind u.a. auch die Pflasterungsarbeiten in Göflan. Auf die teils dramatischen Auswirkungen der Krise auf die Privatwirtschaft ging der Gemeindereferent Manuel Trojer ein. Man sei dabei, mit dem Tourismusverein, dem hds und anderen Wirtschaftszeigen verschiedene Strategien für einen Neustart abzuklären. Noch offen sei, wann genau und unter welchen Vorgaben das Freibad geöffnet werden kann. Erschwerend hinzu komme, „dass wir noch keinen neuen Pächter gefunden haben.“ Die Gemeinde sei auf jeden Fall bestrebt, das Freibad zu öffnen, auch wenn die Besucherkapazität auf ein Drittel reduziert werden muss. Verzichten werde man auf die Öffnung nicht, „koste es, was es wolle.“ Die Citybus-Dienste werde man voraussichtlich in einiger Zeit wieder vollständig hochfahren können.

Kinder- und Jugendsommer?

Dass es auch heuer einen Kinder- und Jugendsommer in der Gemeinde Schlanders geben wird, steht laut der Referentin Monika Wielander Habicher zwar fest, „wir können zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen, wie und unter welchen Sicherheitsvorkehrungen.“ Wan wisse auch noch nicht, wie groß die Gruppen sein dürfen. Erleichtert und froh gab sich Wielander Habicher, „dass wir im Bürgerheim bis jetzt keinen Corona-Infektionsfalls haben.“ Sie lobte die Heimführung und das Mitarbeiterteam für die gut durchdachte und organisierte Handhabung der Krisensituation: „Es wurden sofort ein hausinterner Krisenstab und eine eigene Quarantänestation eingerichtet. Schutzausrüstung war immer genügend vorhaben.“ In absehbarer Zeit könne an eine langsame und behutsame Öffnung des Heims gedacht werden.

Danke an die vielen Freiwilligen

Mit einem großen Dank an alle Freiwilligen wartete auch die Referentin Dunja Tassiello auf. Die Ehrenamtlichen hätten auf vielen Ebenen Großartiges geleistet. Besonders hervorgehoben hat Tassiello den Einsatz der freiwilligen Schneiderinnen beim Nähen von Schutzmasken. Die Schneiderinnen denken schon jetzt daran, mit der Unterstützung der Gemeinde waschbare Mundschutzmasken aus Stoff für alle Kinder der Gemeinde zu nähen. Was die Lebensmittelgutscheine betrifft, so bekam die Gemeinde Schlanders ca. 32.900 Euro vom Staat. Laut dem Bürgermeister sind bisher ca. 30 Ansuchen eingegangen, „wobei rund die Hälfte die Kriterien für die Ausgabe der Gutscheine erfüllt hat.“

Erdgasleitung nach Kortsch

Einstimmig genehmigt hat der Gemeinderat die Erweiterung des Gasverteilernetzes für den Anschluss von einigen Ortsteilen in Kortsch. „Nach den positiven Erfahrungen mit der Erdgasversorgung in Göflan ist es sinnvoll, jene Teile von Kortsch, die nicht an das Fernheizwerk Schlanders angeschlossen sind, an das Gasverteilernetz anzubinden“, so der Bürgermeister. Verhandlungen mit der Gesellschaft Südtirolgas seien bereits geführt worden. „Dort, wo das Fernheizwerk bereits Fernwärme liefert, ändert sich nichts. Die Erdgasversorgung wird ausschließlich auf die noch nicht versorgten Zonen ausgedehnt,“ präzisierte Pinggera. Theoretisch hätte auch die Fernheizwerk GmbH die Restgebiete mit Fernwärme versorgen können, doch die Lösung der Erdgasverteilung sei aus mehreren Gründen sinnvoll, auch aus wirtschaftlicher Sicht. Reinhard Schwalt meinte zwar, dass die Erdgasversorgung besser sei als alte Öfen und Heizkessel, doch das Fernheizwerk habe nicht gern auf den weiteren Ausbau des Fernwärmenetzes in Kortsch verzichtet. Auch aus ökologischer Sicht wäre diese Lösung die bessere gewesen. Schwalt regte überdies an, dass sich die Gemeinde überlegen sollte, „sich von der Alperia zu lösen.“ Die Alperia ist an der Fernheizwerk GmbH mit 49% beteiligt, die Gemeinde hält 51%. Nach schwierigen Jahren in der Vergangenheit befindet sich die GmbH laut Pinggera, seines Zeichens auch Präsident des Fernheizwerks, wirtschaftlich gesehen in einem „ruhigen Fahrwasser.“ Was einen Erwerb der Alperia-Anteile betreffe, so habe man die Alperia gebeten, eine Schätzbericht ihrer Anteile zu liefern.

Lob für Gemeindebedienstete

Im Rahmen der abschließenden Diskussion zum Thema Corona dankte das Ratsmitglied Patrik Gamper dem Mitarbeiterstab der Gemeinde, dem es gelungen sei, wichtige Dienste für die Bevölkerung trotz der Krise zu gewährleisten. Ebenso dankte er dem gesamten Mitarbeiterteam im Bürgerheim sowie den Ehrenamtlichen für ihre Aktionen und Initiativen der Solidarität. 

Josef Laner

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