Das Schnalser Schaf wurde von der Organisation Slow Food offiziell in ihren Förderkreis aufgenommen.

Schnalser Schaf goes Slow Food

Das Schnalser Schaf wurde von der Organisation Slow Food offiziell in ihren Förderkreis aufgenommen. 

Publiziert in 43-44 / 2020 - Erschienen am 15. Dezember 2020

Schnals - Gut, sauber und fair ist das Qualitätskonzept, welches die Slow Food Förderkreise verfolgen. Mit dem Motto „Bewusst genießen“ hat der Gründer Carlo Petrini Slow Food als Gegenbewegung zur globalisierten Fast Food Industrie stilisiert. Im Mittelpunkt steht der Respekt vor Tier und Umwelt. Die Förderkreise unterstützen ein Landwirtschaftsmodell, das auf kleinen Herstellern und ihrem ursprünglichen Know-how beruhen. Regionale und nachhaltig produzierte Nahrungsmittel werden gefördert. Außerdem wird darauf geachtet, dass die Produkte unter fairen Arbeitsbedingungen entstehen, ein würdiges Einkommen garantieren und kulturelle Nachhaltigkeit berücksichtigt wird. Die strengen Qualitätsmerkmale müssen permanent eingehalten werden und stehen unter regelmäßiger Kontrolle eines „Presidios“. Weitere Südtiroler Produkte und Rassen, die bereits aufgenommen wurden, sind der Ahrntaler Graukäse, die Grauviehrasse, das Vinschgauer Ur-Paarl und das Villnösser Brillenschaf. 

Das Schnalser Schaf hat sich bewährt

Das Schnalser Schaf wurde von der Organisation aufgenommen, da es sämtlichen Slow Food Kriterien entspricht und außerdem schützenswert ist, weil die Rasse vom Aussterben bedroht ist. Eine Besonderheit des Schnalser Schafes ist, dass es nur auf Weiden gehalten werden kann. Diese Eigenschaft wirkt sich positiv auf das qualitativ hochwertige Endprodukt aus, aber schränkt die Wettbewerbsfähigkeit der Rasse auf dem Markt ein. Zurzeit gibt es das Schnalser Schaf nur noch auf 60 Südtiroler Berg-Bauernhöfen. In den 1960er Jahren war das Schnalser Schaf die wichtigste Rasse, die im Landkreis Südtirol gehalten wurde. Heute dagegen gibt es nur noch 1.500 Tiere im ganzen Schnalstal. Das Überleben der Art hängt mittlerweile zum Großteil vom Schutz der uralten Tradition der Transhumanz ab, die seit Jahrhunderten praktiziert wird und seit 2019 zum immateriellen UNSECO Weltkulturerbe gehört. Bei der Transhumanz ziehen alljährlich zum Sommeranfang tausende Schafe zusammen mit Hirten und Hunden von den Dörfern Vernagt und Kurzras im Schnalstal über das Nieder- und das Hochjoch auf die Sommerweiden bei Vent im österreichischen Ötztal, um dort von den über 600 Jahre alten Weidrechten Gebrauch zu machen. Im September treten Mensch und Vieh die zweitätige Heimreise an und sorgen für einen der eindrucksvollsten Momente des Jahres für alle Talbewohner und Gäste, den traditionellen Schafabtrieb. Mit der Erklärung zum UNSECO Weltkulturerbe wurde die grundlegende Rolle der Transhumanz für das ökologische Gleichgewicht der Hochtäler anerkannt und diese traditionelle Praxis für schützenswert befunden. 

Das Schnalstal nach vorne bringen

Durch die neue Anerkennung des Schnalser Schafes als Slow Food werden lokale Fleischproduzenten unterstützt und die gesamte Verwertung der Schafe gefördert. Dabei profitieren auch Hotel- und Restaurantbetreiber des Tales. Zudem wird eine Wiederbelebung der Tradition der Woll- und Filzverarbeitung zunehmend interessant. Vor 300 Jahren gab es acht Filzhersteller im Schnalstal, die so hochwertige Materialien verkauften, dass sie alle wichtigen Schneidereien in einem Gebiet zwischen Venedig, Mailand und Salzburg belieferten. „All diese Traditionen, die unsere Geschichte geprägt haben, gilt es lebendig zu erhalten und die Schnalser Produkte in der Welt bekannt zu machen. Es ist ein bedeutender Qualitätssprung für unsere ganze Gemeinschaft, dass die Schnalser Schafe aus unserem Tal die Anerkennung als Slow Food Presidio erhalten haben“, so Manfred Waldner, Direktor des Tourismusvereins Schnalstal gegenüber der Presseabteilung Slow Food. Das Slow Food Presidio des Schnalser Transhumanz-Schafs wird vom Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik und dem Tourismusverein Schnalstal finanziert.

Dominik Pazeller

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