Im Bild (v.l.): Ehrenbürger Gustav Thöni, die Präsidentin der Ferienregion Ortlergebiet, Nadja Hutter, Vizebürgermeister Franz Heinisch, Ehrenbürger Paul Hanny und Bürgermeister Hartwig Tschenett.
Gruppenbild mit den neuen Ehrenbürgern.
Neben Angehörigen, Freunden und Bekannten der zwei neuen Ehrenbürger hatte sich auch viel Prominenz aus Politik, Sport, Tourismus und Wirtschaft zum Festakt in Sulden eingefunden.
Neben Angehörigen, Freunden und Bekannten der zwei neuen Ehrenbürger hatte sich auch viel Prominenz aus Politik, Sport, Tourismus und Wirtschaft zum Festakt in Sulden eingefunden.
Die „Tauferer Wirtshausmusikanten“
Ein Korb voller „Sulden Tschosch“

Prägende Persönlichkeiten

Paul Hanny und Gustav Thöni zu Ehrenbürgern der Gemeinde Stilfs ernannt.

Publiziert in 30 / 2019 - Erschienen am 10. September 2019

Sulden/Stilfs - Eines haben Gustav Thöni und Paul Hanny gemeinsam: Sie haben - jeder auf seine Art - Großes für ihre Heimat und darüber hinaus geleistet. Als Dank und Anerkennung dafür wurde ihnen am 2. September im Freizeitzentrum in Sulden die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Stilfs verliehen. Bürgermeister Hartwig Tschenett sprach in seiner Begrüßung von einem „großen Tag für die Gemeinde Stilfs.“ Rund 20 Vereine der Gemeinde, vor allem aus Sulden und Trafoi, hatten darum ersucht, dem ehemaligen Skirennläufer Gustav Thöni aus Trafoi sowie Paul Hanny, der vor allem die touristische Entwicklung von Sulden maßgeblich mitgeprägt hat, die Ehrenbürgerschaft zu verleihen. Neben Angehörigen, Freunden und Bekannten der zwei zu Ehrenden hatte sich auch viel Prominenz aus Politik, Sport, Tourismus und Wirtschaft zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft eingefunden. Landeshauptmann Arno Kompatscher fühlte sich persönlich geehrt, „heute hier zu sein.“

Besondere Leistungen

Paul Hanny und Gustav Thöni hätten „Besonderes für ihre Heimat und ganz Südtirol geleistet.“ Es sei geradezu selbstverständlich, ihnen die höchste Ehre, die eine Gemeinde überhaupt verleihen kann, zukommen zu lassen, so Kompatscher. Als er die Einladung bekam, „war meine erste Reaktion: Jetzt erst?“ Als Gustav Thöni den 4. Gesamtweltcup gewann, „war ich 5 Jahre alt und kann ich mich noch erinnern, wie wir alle in der vollbesetzten Stube vor dem Fernseher saßen und mitfieberten,“ sagte der Landeshauptmann. Paul Hanny habe es verstanden, das Bergdorf Sulden international zu vernetzen und weltweit bekannt zu machen. Kompatschers Vorgänger Luis Durnwalder war 1969, als Gustav Thöni an seinem ersten Weltcuprennen teilnahm und den Riesenslalom in Val-d’Isère gewann, Bürgermeister in Pfalzen: „Ich dachte damals, dass dieser Sieg wohl nur eine Eintagsfliege bleiben würde, wurde dann aber ein Jahr später, als Gustav drei weitere Rennen gewann, eines Besseren belehrt“, erinnerte sich Durnwalder.

Gustav, der Bodenständige

Thöni habe es verstanden, sein Talent mit Verstand, Herz und Begeisterung zu entfalten. Er habe ständig an sich gearbeitet und viele Opfer auf sich genommen. Seine Frau Ingrid sei ihm stets zur Seite gestanden. Seine Erfolge als Skirennläufer - Gustav Thöni gewann insgesamt 4 Mal die Gesamtwertung des Weltcups, war Olympiasieger und mehrfacher Weltmeister in verschiedenen Disziplinen - und als Trainer hätten dem Skisport und Wintertourismus nicht nur in Südtirol, sondern auch auf Staatsebene zu neuem Aufschwung verholfen. Thöni habe somit für das ganze Land eine „große indirekte Leistung erbracht.“ Besonders hervorgehoben hat Durnwalder auch die Bodenständigkeit und Bescheidenheit der großen Trafoiers. Gustav Thöni, geboren 1951, war in den frühen 1970er Jahren das große Idol von Skisportfans aus Südtirol, ganz Italien und darüber hinaus. „Du bist einer, auf den viele stolz waren“, schloss Durnwalder seine Laudatio. Auch der ehemalige Nationaltrainer Oreste Peccedi ließ die Glanzleistungen von Gustav Thöni Revue passieren. 

Paul, der „Exot“

Für Reinhold Messner war Gustav Thöni „ein großartiger Sportler und genialer Skifahrer, der als Südtiroler die Welt des Skisports aufmischte.“ Für Paul Hanny wählte Messner die Bezeichnung „Exot“. Paul Hanny sei ein „Durchhalter, ein Mann mit großartigen Ideen und ein ernster Arbeiter für Sulden.“ Ohne den Paul „wäre ich heute nicht in Sulden. Auch Jürgen Todenhöfer wäre ohne ihn nicht hier und auch nicht die Yaks, denn es war Paul Hanny, der 1982 die Vision hatte, Yaks nach Sulden zu bringen.“ Messner, der sich als „halber Suldner“ bezeichnete, hat in Sulden sein Museum „MMM Ortles“ errichtet und einen über 400 Jahre alten Bauernhof, der vom Verfall bedroht war, saniert und in einen Gasthof umgewandelt (Yak & Yeti). Für Sulden habe Paul Hanny Großartiges geleistet: „Es ist ihm gelungen, das Dorf wieder zusammenzuführen und die Suldner davon zu überzeugen, dass es nur funktioniert, wenn alle zusammenhalten.“ Von den vielen Initiativen und Aktionen, mit denen es Paul Hanny immer wieder gelang, Sulden international bekannt zu machen, nannte Messner zum Beispiel das „Aktuelle Sportstudio“ des ZDF, das 1986 live aus Sulden übertragen wurde. Diese Sendung, die von über 9 Millionen Zuschauern mitverfolgt wurde, war Reinhold Messner gewidmet, der kurz vorher als erster Bergsteiger alle 14 Achttausender erfolgreich und ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff bestiegen hatte.

„In Sulden verliebt“

Auf das Konto von Paul Hanny, geboren 1940, gehen aber auch die Skitest- und Skispaßwochen in Sulden, zahllose Berichte über Sulden in auflagenstarken Medien des deutschsprachigen Raums und viele weitere Initiativen. Auch wenn sich Paul Hanny, oft zusammen mit Oskar Dangl und Roland Thöni, so manchen Spaß erlaubte (Stichwort „Sulden Tschosch“), so hatte Hanny stets nur eines im Kopf: etwas Gutes für Sulden zu tun. „Paul ist in Sulden verliebt, er hat permanent für Sulden gearbeitet“, würdigte der ehemalige deutsche Politiker, Medienmanager, Publizist und Buchautor Jürgen Todenhöfer das Wirken seines Freundes Paul. Todenhöfer, für den Sulden mittlerweile zum „Lieblingskurort“ geworden ist, erinnerte u.a. daran, dass der Popstar Michael Jackson (1958 -2009), der sich im März 2001 in Sulden aufhielt, den Paul immer als „President of Sulden“ nannte, oder dass die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel die Hälfte des Apfelstrudels, den sie beim Seelsorger Josef Hurton zu sich nahm, eigens für Paul Hanny übrig ließ. 

Mit Sportwagen und Pelzmantel

Franz Angerer aus Sulden wartete mit einigen besonderen Begebenheiten und Episoden aus dem Leben der zwei neuen Ehrenbürger auf. So gab er Gustav Thöni einige Autogrammkarten zurück, die der damalige Skistar Anfang der 70er Jahren unterschrieben hatte. Gustav Thöni sei Dank seiner Karriere zu einem „Werbeträger für das Ortlergebiet“ geworden. Auch Angerer verwies auf die sportlichen Erfolge von Gustav Thöni und an jene von Roland Thöni. Nicht unerwähnt ließ Angerer die Zeit, als Paul Hanny, den er als „aufrichtigen und loyalen Vermittler für Sulden“ würdigte, Ende der 1960er Jahre in einem englischen, offenen Sportwagen mit Pariser Kennzeichen in Sulden aufkreuzte und dabei einen langen Pelzmantel trug. Organisiert haben die feierliche Verleihung der Ehrenbürgerschaft, über die sich beide Geehrten aufrichtig freuten, die Ferienregion Ortlergebiet mit der Präsidentin Nadja Hutter und dem Geschäftsführer Andreas Tschurtschenthaler an der Spitze sowie die Gemeindeverwaltung mit BM Hartwig Tschenett und Vize-BM Franz Heinisch. Für Musik sorgten die „Tauferer Wirtshausmusikanten.“

„Leute zusammenbringen“

Seit 1974 schlägt das Herz von Paul Hanny für Sulden. Er hatte vorher fast die ganze Welt gesehen und viele Reisen unternommen. „Als ich nach Sulden kam, fühlte ich sofort, dass ich hier mein Naturell anbringen und ausleben kann“, sagte der neue Ehrenbürger dem der Vinschger. Das Wichtigste sei ihm immer gewesen, „die Menschen zusammenzubringen und davon zu überzeugen, dass man nur gemeinsam etwas weiterbringen kann.“

Josef Laner

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