Pestizide im Focus
Mals - Erneut stand bei einem gut besuchten Vortrags- und Diskussionsabend in Mals das Thema Pestizide im Mittelpunkt. Als Podiumsgäste konnte Ingrid Karlegger als Vorsitzende der Umweltschutzgruppe Vinschgau und im Namen des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz am 12. Oktober im Kulturhaus den Ökologen Johann G. Zaller, Professor an der Universität für Bodenkultur in Wien und Autor des Buches „Unser täglich Gift - Pestizide. Die unterschätzte Gefahr“, begrüßen, sowie Michael Oberhuber, den Direktor des Versuchszentrums Laimburg. Zaller zeigte einleitend auf, dass wir im Alltag de facto immer und überall Pestiziden begegnen. Stark genutzt werden Pestizide in der Landwirtschaft. Laut Zaller werden die Wirkstoffe zwar getestet, nicht aber die Beistoffe. Keine Tests gebe es bezüglich Kreuzwirkungen, Langzeitfolgen und andere Auswirkungen auf die Gesundheit und die Natur. Der Pestizid-Einsatz nehme weiterhin weltweit zu „und die Grenzwerte werden ständig nach oben gesetzt.“ Der Pestizid-Einsatz rechne sich zwar für die Hersteller, nicht aber für die Gesellschaft. Was es laut Zaller braucht, ist der politische Wille, die Pestizidbelastung zu reduzieren, eine Pestizidsteuer, ein Werbeverbot von Pestiziden und ein Pestizidverbot im Privatbereich. „Als normal muss der Biolandbau gelten und als abnormal eine pestizidintensive Landwirtschaft“, sagte Zaller. Dass man die Weltbevölkerung ohne Pestizid-Einsatz nicht ernähren könne, sein nur einer der Mythen, die von Herstellern und von der Agrar-Industrie verbreitet würden, während man die Gefahren für die Gesundheit von Mensch und Tier herunterzuspielen versuche. Als bedenklich bezeichnete Zaller den Umstand, dass in Südtirol italienweit mit Abstand am meisten Pestizide eingesetzt werden, nämlich ca. 40 kg pro Hektar und Jahr. Michael Oberhuber warf hierzu bei der von Markus Lobis moderierten Diskussion ein, dass „die 40 kg die Verkaufszahlen sind, und nicht die tatsächliche Anwendungsmenge.“ Die Südtiroler Landwirtschaft habe im Vergleich zu den 70er Jahren mit dem Integrierten Obstanbau und dem Bio-Anbau große Fortschritte gemacht. Man sei darauf bedacht, nur dann chemische Mittel einzusetzen, wenn es unbedingt notwendig sei. Man setze in der Schädlingsbekämpfung immer mehr auf natürliche Gegenspieler und Nützlinge. Das Ziel der Arbeitsgruppe für integrierten Obstbau (AGRIOS) sei es, den nachhaltigen Obstbau in Südtirol weiter zu fördern. Der Zweck der an der Laimburg betriebenen Forschungen laufe darauf hinaus, noch naturnäher produzieren zu können. Es gehe u.a. um resistente Sorten und um eine Weiterentwicklung der Technik. Oberhubers Ausführungen wurden bei der Diskussion teilweise hinterfragt und angezweifelt, speziell die Aussage, wonach das Problem der Abdrift mit Hilfe eines 5-Meter-Bannstreifens in den Griff zu kriegen sei. Beanstandet wurde auch, dass man die Malser wie „Aussätzige“ behandle, dass man den „Malser Weg“ nicht ernst nehme, dass das Landschaftsbild im Obervinschgau in Mitleidenschaft gezogen werde und dass es bisher seitens der hohen Politik kaum Dialogbereitschaft gegeben habe. Laut Oberhuber stünden zurzeit sowohl der Integrierte Obstbau als auch der Bio-Anbau unter Druck. Der Idee einer Bioregion Obervinschgau stehe er nicht ablehnend gegenüber. Oberhuber: „Wir sind weiterhin zu Gesprächen bereit. Sie müssen aber sachlich geführt werden und nicht ins Persönliche abdriften.“ Mehrfach verwiesen wurde bei der Diskussion auch auf die Rolle, welche die Konsumenten einnehmen. Viele achten beim Kauf von Lebensmitteln nur auf den Preis. Zum Buch von Zaller äußerte ein Diskussionsteilnehmer methodische Zweifel. Vieles werde vom „Bauchgefühl heraus“ behauptet bzw. mit Verweisen auf Sekundärliteratur.