Paukenschläge
Rücktritte in mehreren Gemeinden. Wie geht es in Glurns weiter?
Vinschgau - Im Zusammenhang mit der Neubestellung der Gemeindeausschüsse ist es in einigen Gemeinden im Vinschgau zu politischen Paukenschlägen gekommen. In Latsch hat die bisherige Vizebürgermeisterin Sonja Platzer endgültig das Handtuch geworfen. Ihre Nominierung für den Ausschuss hatte bei der Sitzung des SVP-Koordinierungsausschusses und der SVP-Ratsmitglieder am vergangenen Samstag keine Mehrheit gefunden. Wie Sonja Platzer am Montag dem
der Vinschger bestätige, sei ihre Entscheidung, aus der Gemeindepolitik auszuscheiden, endgültig. Platzer hatte nach Gertraud Gunsch (1.056 Stimmen) das zweitbeste Ergebnis (526 Stimmen) eingefahren. Es sei laut Platzer bedauerlich, dass in der Politik oft noch „hinten herum gearbeitet wird“, dass das Menschliche außen vor bleibt und dass man ohne vorherige Aussprachen vor vollendete Tatsachen gestellt werde. Am meisten gestört habe sie der Umstand, „dass jene, die persönlich etwas gegen mich haben, nicht einmal den Mut aufbringen, mir das offen ins Gesicht zu sagen.“ Trotz der bitteren Enttäuschung blickt Platzer dankbar auf ihre politische Arbeit während der vergangenen 6,5 Jahre zurück: „Es war eine Zeit mit Höhen und Tiefen und eine Zeit, während der ich viel gelernt habe.“ Es sei gelungen, einiges zum Wohl der Bevölkerung zu bewegen. Sie habe sich stets an Werten orientiert, von denen sie überzeugt sei und werde dies auch weiterhin tun, allerdings nicht mehr auf politischer Ebene. „Die Politik hat die Menschlichkeit verloren. Für Gefühle gibt es keinen Platz“, so Platzer. Der Vorschlag für den neuen Ausschuss, über den der Gemeinderat am 8. Oktober abstimmen wird, sieht vor, dass neben dem neuen Bürgermeister Mauro Dalla Barba drei Frauen (Gerda Gunsch, Irmgard Gamper und Maria Kuppelwieser) sowie zwei Männer (Manuel Platzgummer und Christian Stricker) im Ausschuss mitarbeiten sollen.
Zu einem weiteren Paukenschlag kam es in der Gemeinde Graun. So hat die bisherige Vizebürgermeisterin Andrea Frank entschieden, als Ratsmitglied zurückzutreten und vollständig aus der Gemeindepolitik auszuscheiden. In der Gemeinde Graun hatte sich Franz Prieth als Bürgermeisterkandidat mit etwas mehr als 66% der Stimmen klar gegen Andrea Frank durchgesetzt. Der neue Gemeindeausschuss soll bei der ersten Sitzung des neu gewählten Gemeinderates am 8. Oktober gewählt werden.
Rund 2 Stunden dauerte das Treffen in Glurns, zu dem der mit knapper Mehrheit wiedergewählte SVP-Bürgermeister Alois Frank die Vertreter der SVP sowie der Liste „Für Glurns“ am 2. Oktober eingeladen hatte. Wie berichtet (der Vinschger Nr. 32-33/2020), hatten die Gemeinderatswahlen in Glurns eine Patt-Situation ergeben. Die SVP und „Für Glurns“ zogen mit jeweils 6 Mitgliedern in den Gemeinderat ein. Mit einem Ergebnis endete das Treffen vom 2. Oktober nicht. „Ich habe meine Bereitschaft für eine Zusammenarbeit kundgetan und auch meinen Vorschlag für die Zusammensetzung des Stadtrates vorgelegt“, sagte Frank am Tag nach dem Treffen. Die Liste „Für Glurns“ habe diesbezüglich mit keinen konkreten Vorschlägen aufgewartet, „sodass wir vereinbart haben, uns in wenigen Tagen erneut zu treffen.“ Fest steht für Alois Frank, dass die Wählerinnen und Wähler eine Entscheidung getroffen haben, die es zu respektieren gilt: „Wir sind im Gemeinderat gleich stark und das sollte sich auch im Stadtrat widerspiegeln.“ Die Liste „Für Glurns“ warf dem Bürgermeister u.a. vor, sich in Medien dahingehend geäußert zu haben, dass „Für Glurns“ nicht für eine Zusammenarbeit bereit sei. Wie sich die Lage in Glurns weiter entwickeln wird, war bei Redaktionsschluss noch nicht absehbar. Sollte sich keine Lösung abzeichnen, mit der beide Gruppierungen leben können, ist nicht auszuschließen, dass Alois Frank das Handtuch wirft. Dies wiederum hätte Neuwahlen zur Folge. Ein „Gleichgewicht“ im Ausschuss dürfte auch deshalb nur schwer zu erreichen sein, weil sich der Stadtrat aus 5 Mitgliedern zusammensetzt und die SVP angeblich auf 3 Sitze besteht.
In Naturns hat der neue Bürgermeister Zeno Christanell bereits etliche Gespräche bzw. Konsultationen geführt, bei denen der Vorschlag für die Zusammensetzung des neuen Ausschusses auf breite Zustimmung stieß. Vorgesehen ist, dass Michael Ganthaler Vizebürgermeister wird und Astrid Pichler, Helmut Müller und Florian Gruber in den Ausschuss berufen werden. Abgestimmt wird über diesen Vorschlag bei der ersten Sitzung des neuen Gemeinderates am 12. Oktober. Als Gemeinderätin zurückgetreten ist Margot Tschager Svaldi von der Liste „Zukunft Naturns“. Wie sie dem der Vinschger bestätigte, übernehme sie damit als Listenführerin die Verantwortung für das nicht zufriedenstellende Abschneiden der Liste, die nur mehr 2 Mandate erreichen konnte. Anstelle von Tschager Svaldi rückt nun Evi Prader in den Gemeinderat nach. Tschager Svaldi kündigte an, weiterhin aktiv für die Liste zu arbeiten und die zwei Ratsmitglieder Astrid Tappeiner und Evi Prader bei ihrer Tätigkeit im Gemeinderat zu unterstützen. Zurückgetreten ist auch der BM-Kandidat Werner Albrecht (Für Naturns - Per Naturno). An seiner Stelle rückt die aus Brasilien stammende Ana Maria De Castro nach.
Ein Rücktritt wird auch aus der Gemeinde Taufers im Münstertal gemeldet. Dort ist es der BM-Kandidat Luis Hellrigl von der „Freien Liste Taufers im Münstertal“, der nach langjähriger politischer Tätigkeit ausscheidet. In Taufers hatte sich die amtierende Bürgermeisterin Roselinde Gunsch Koch klar gegen Luis Hellrigl durchgesetzt. Um die Aufgaben des Ausschusses auf mehrere Schultern verteilen zu können, soll die Zahl der Referenten von derzeit 3 auf 4 aufgestockt werden.