Ostern in Coronavirus-Zeiten
Heilig-Grab-Bruderschaft hält die jahrhundertalte Tradition der gemeinsamen Anbetungsstunden in der Karwoche dank moderner Medien aufrecht.
Graun - Die Heilig-Grab-Bruderschaft hat in Graun eine lange Tradition. Die Pfarrei Graun pflegt die Tradition des „Heiligen Grabes“, vor welchem in der Karwoche Tag und Nacht abwechselnd Stundengebet gehalten wird, schon seit etlichen Generationen. In Pfunds besteht die Anbetung vor dem Allerheiligsten von Karfreitag am Nachmittag bis Karsamstag schon seit über 500 Jahren, in Nauders und Graun höchstwahrscheinlich ebenso lang.
Lange Tradition
In Reschen gibt es die Bruderschaft und die damit verbundene Tradition seit 1934, als Reschen sich als selbstständige Pfarre von der Expositur Graun gelöst hat. Zu den Hauptpflichten der Heilig-Grab-Brüder gehört neben dem Auf- und Abbau, der Erhaltung und Pflege des Heiliggrabes vor allem die ununterbrochene Grabwache mit Abhalten der Anbetungsstunden. In Graun wird die Grabwache von Karfreitag um 16 Uhr (unmittelbar nach dem Wortgottesdienst zur Karfreitagsliturgie) durchgehend bis Karsamstag um 12 Uhr mittags gehalten. Es gibt 10 Gruppen von mindestens 8 „Grabbrüdern“, die jeweils für 2 Stunden das Rosenkranzgebet vor dem Hl. Grab und dem Allerheiligsten durchführen.
Anbetungsstunden in alternativer Form
Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Krankheit war es heuer nicht möglich, das Heilige Grab aufzustellen und die gemeinsamen Anbetungsstunden in der Kirche abzuhalten. So wurde speziell von den jüngeren „Grabbrüdern“ der Wunsch geäußert, die traditionellen Anbetungsstunden in alternativer Form durchzuführen, um die jahrhundertalte Tradition nicht unterbrechen zu müssen. So wurde - basierend auf einem System der Videokonferenz (Software „Zoom“) - den interessierten „Heilig-Grab-Brüdern“ ein modernes, zusätzliches Angebot zum häuslichen Gebet im familiären Rahmen angeboten. Mehr als die Hälfte der Heilig-Grab-Brüder hat dieses Angebot genutzt, besonders auch einige „ältere Brüder“ sowie Brüder im „Corona-Exil“ in Innsbruck, Nals oder Stilfs zum Beispiel. Alle Teilnehmer waren trotz anfänglicher Skepsis letztendlich überrascht, dass das gemeinsame Rosenkranzgebet vor dem Bildschirm oder Handy so reibungslos gelungen ist. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Brüder innerhalb der eigenen „Stund“ wurde durch die Freude über das gute Gelingen sicherlich gefestigt und es wurde der Wunsch geäußert, diese jahrhundertalte Tradition geschichtlich einmal ganz genau zu erforschen, speziell von den ersten schriftlichen Aufzeichnungen um 1838 zurück bis 1511, wo in unmittelbarer Nachbarschaft in Pfunds die älteste heilige Grab-Bruderschaft in der Diözese Innsbruck gegründet wurde. Tradition verpflichtet – auch in schwierigen Zeiten.