„Natur und Landschaft in Gefahr“

Publiziert in 31 / 2015 - Erschienen am 9. September 2015
Sta. Maria - „Der konventionelle Obstbau, der sich immer weiter in Richtung Obervinschgau ausbreitet, ist eine große Gefahr für die sehr wertvolle Natur- und Kulturlandschaft im Raum Mals.“ Mit dieser Feststellung wartete Raimund Rodewald am 29. August im Haustheater des Ritterhauses Chasa de Capol in Sta. Maria im Münstertal auf. Rodewald, der Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, antwortete an diesem Abend im Rahmen der Veranstaltung „Musik für einen Gast“, die im Ritterhaus seit 60 Jahren stattfindet, auf Fragen aus dem Publikum. Jenen, die in Mals für eine pestizidfreie Gemeinde eintreten, zollte er Hochachtung: „Ich ziehe den Hut vor dem ‚Gallierdorf’ Mals.“ Der Obere Vinschgau zähle zusammen mit dem Val Müstair zu den landschaftlich wertvollsten Gebieten in den Alpen, speziell was die Biodiversität betrifft. Er könne sich auch vorstellen, das Biosphärenreservat auf den Oberen Vinschgau auszudehnen. Zur Frage, was es mit den vielen braunen Föhren entlang der Straße auf den Ofenpass auf sich hat, meinte Rodewald, dass das zum Teil mit der Verwendung von Streusalz im Winter zusammenhänge, und zum Teil mit der außergewöhnlichen Hitze und Trockenheit im heurigen Sommer. Rodewald schlug vor, für die Befahrung des Ofenpasses eine Maut einzuheben. Der Hausherr Ernst T.A. Schweizer wollte wissen, wie Rodewald, dessen Meinung in der Schweiz durchaus Gewicht hat, zum Vorhaben steht, in Sta. Maria eine ca. 2 km lange ­Umfahrungsstraße zu bauen. Rodewald sagte, „dass man in der Schweiz aufhören sollte, nach dem Muster der 50er und 60er Jahre enorm viel Geld am falschen Ort zu investieren, und das alles zu Lasten der Natur und Landschaft. Wir dürfen nicht alles der Ökonomie und Funktionalität opfern.“ Der Landschaftsschützen kann sich Alternativen zu einer Umfahrung vorstellen: hochmoderne Verkehrs-Signalisation, Tempo-Limit von 20 km/h, Umleitung für Fußgänger und kleine Fußgängerzone. Rodewald verwies auch auf die Nachbargemeinde Taufers im Münstertal, wo man nicht mehr auf eine Umfahrung setze, sondern auf alternative Maßnahmen für mehr Sicherheit und für eine Verkehrsberuhigung. „Jede Umfahrung führt am Ende zu mehr Verkehr“, ist Rodewald überzeugt. Ernst T.A. Schweizer regte an, das Münstertal großräumig zu umfahren: „Was wir keinesfalls wollen, ist eine Transitroute durch unser beschauliches Tal.“ Zum Schutz der Natur und Landschaft insgesamt meinte Rodewald, dass man aufhören muss so zu tun, als wären wir die letzten Menschen auf der Welt. Gott sei Dank gebe es aber auch Menschen, die sich nicht alles bieten lassen. Schließlich soll Landschaft auch Lust und Wohlbefinden erzeugen. Für musikalisches Wohlbefinden bei „Musik für einen Gast“ sorgte die Berner Freitagsakademie mit der Opernsängerin Anne Schmid (Contralto), Katharina Suske (Oboe), Jonathan Rubin (Laute) und Daniel Rosin (Violoncello). Raimund Rodewald hatte sich vorwiegend Barockmusik-Stücke gewünscht, in denen die Schönheit der Natur und Landschaft zum Ausdruck kommt. Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Diner mit regionalen Köstlichkeiten, vorbereitet von Ramun Schweizer und seiner Frau Elvira. Sepp
Josef Laner

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