Nächtliche Botschaften
Vinschgau - Bereits in der Nacht auf den 10. Mai waren im Vinschgau Flammenschriften mit dem Text „FREIHEIT“ entzündet worden. Die Feuer waren in der Nähe von Morter und oberhalb des Klosters Marienberg zu sehen. Mit dem Wort „Freiheit“ sollte einerseits die Freude über die jüngsten Corona-Lockerungen zum Ausdruck gebracht werden. Andererseits sollte auch der Wunsch ausgedrückt werden, „dass Südtirol in Zukunft auch in anderen Bereichen mehr Freiheit wagen möge“, wie der Bezirksmajor Arno Rainer im Namen der Vinschger Schützen schrieb. Das Coronavirus mache nicht vor Staatsgrenzen halt, „aber nicht alle Staaten sind gleich gut darauf vorbereitet. Die betroffenen Staaten haben andere Möglichkeiten und reagieren verschieden auf die Pandemie. Die Zugehörigkeit Südtirols zu Italien bedeutet schlechtere Vorbereitung, mangelhafte Reaktionsmöglichkeiten und höhere Folgekosten.“ Südtirol sollte Konsequenzen daraus ziehen. In der Nacht auf den 16. Mai wurden in mehreren Orten des Vinschgaus Transparente mit Aufschriften wie „FREIHEIT“, „UNTRENNBAR?“ und „UNABHÄNGIGKEIT“ angebracht. Die Vinschger Schützen wollten damit an den Südtiroler Autonomiekonvent von 2016-2017 erinnern, verbunden mit der Aufforderung an den Landtag, „endlich den beschlossenen Ausbau der Autonomie anzugehen oder den Weg der Selbstbestimmung einzuschlagen.“ Schon 2017 seien die gemeinsam erarbeiteten Vorschläge zum Ausbau der Landesautonomie dem Landtag übergeben worden. Dann sei das Projekt versandet. „Wollten wir nicht bestehende Kompetenzen verteidigen, verloren gegangene Zuständigkeiten zurückholen und einen Ausbau der Autonomie einfordern?“ fragt sich Arno Rainer. Eigentlich seien sich damals alle einig gewesen, dass die Südtirol-Autonomie ausgebaut werden soll. Aber leider habe der Landtag die Beschlüsse des Autonomie-Konvents nicht weiterverfolgt, ärgern sich die Schützen. Es könne nicht sein, dass der Landtag einfach nicht in Gänge kommt und die Beschlüsse des Autonomiekonvents ignoriert. Die Schützen wollen aber auch darauf aufmerksam machen, dass es auch eine Zukunft ohne Italien geben kann. „Wirtschaft und Gesundheit sind nur zwei Beispiele von vielen, wo es uns ohne Italien besser ginge“, so Rainer.