Gruppenbild bei der Firma „Schönthaler Baustoffe“ in Eyrs
Werner Schönthaler führt in das Arbeiten mit Nutzhanf ein.

„Nachhaltigkeit im Bausektor“ 

Publiziert in 31 / 2019 - Erschienen am 17. September 2019

Eyrs/Tschengls - Jahr für Jahr lädt das Frauennetzwerk Wnet zu einem Sommertreffen ein. Das heurige Treffen zum Thema „Nachhaltigkeit im Bausektor“ fand auf Anregung der Obfrau der lvh-Frauen des Bezirks Vinschgau, Rita Egger, im Vinschgau statt, genauer gesagt in Eyrs und in Tschengls. Zum Auftakt wurde die Gruppe am 13. September in der Firma „Schönthaler Baustoffe“ (Betonsteinwerk und Baustoffhandel) in Eyrs von Brigitte Schönthaler und ihrem Bruder Martin durch den Betrieb geführt. Es war Alois Schönthaler, der 1955 mit der Herstellung von Betonsteinen begonnen hatte. Das Produktionssortiment wurde nach und nach erweitert. Mittlerweile werden Pflastersteine, Betonfertigteile, Decken- und Regalsysteme, Betonpfähle, weitere Bauelemente und seit einigen Jahren auch Hanfsteine (Hanfziegel) produziert. Der Baustoffhandel kommt dazu. Ein wichtiger Zweig der Produktion ist die Herstellung von Betonpfählen für den Obstbau. Zu den bisher größten Aufträgen gehörte im Vorjahr die Lieferung von ca. 45.000 Obstbau-Betonpfählen nach Marokko. Für die Produktion von Hanfziegeln wurde die bestehende Maschine in Eyrs eigens adaptiert. „Unten in Eyrs haben wir gesehen, wie aus Hanfschäben industriell Hanfziegel hergestellt werden, hier oben bekommen wir einen Einblick in die Handarbeit mit Hanf und in die Vielfalt der Produkte, die man aus der uralten Kulturpflanze Hanf gewinnen kann“, sagte Werner Schönthaler bei einem kurzen Workshop auf dem Castelatsch-Hof in Tschengls. „Wir haben das rund 500 Jahre alte Wohnhaus mit Hanf saniert und arbeiten hier wie vor 500 Jahren.“ Es sei bedauerlich, dass der Hanf im 19. Jahrhundert stark an Bedeutung verloren hat. Erst seit den 1990er Jahren sei das Interesse am Anbau und an der Verwertung von Nutzhanf wieder gestiegen. Im Nutzhanf sieht Werner Schönthaler den Ökorohstoff der Zunkuft: „Es lässt sich alles verwenden, von der Wurzel und den Stengeln bis zu den Samen.“ Entsprechend vielfältig sind die Anwendungs- und Nutzungsmöglichkeiten. Die Palette reicht von Baustoffen und Getränken über Textilien, Papier und Seile bis hin zu Öl, Mehl und Kosmetikartikeln. Der Castelatsch-Hof hat sich mittlerweile zu einer Art Aus- und Weiterbildungszentrum im Bereich des Nutzhanfs entwickelt. Es finden laufend Kurse und Workshops statt. Auch Wissenschaftler sind nicht selten zu Gast. Werner Schönthaler ist übrigens ein überzeugter Verfechter der Kreislaufwirtschaft. Unter Kreislaufwirtschaft versteht man ein regeneratives System, in dem Ressourceneinsatz und Abfallproduktion, Emissionen und Energieverschwendung durch das Verlangsamen, Verringern und Schließen von Energie- und Materialkreisläufen minimiert werden. Abgeschlossen wurde das Sommertreffen mit einer Vinschger Marende auf der Tschenglsburg. Die Wnet-Präsidentin Marlene Rinner dankte allen Teilnehmerinnen, die zum Teil auch aus Österreich angereist waren, sowie allen, die zum Gelingen des Treffens beigetragen hatten. Wnet (networkig women) ist ein Südtiroler Netzwerk von mittlerweile 70 Frauen aus Wirtschaft, Management und Dienstleistung, das sich die Frauenförderung im Berufsleben zum Ziel gesetzt hat. Das Leitmotiv lautet: „Karriere möglich machen“. Der Fokus liegt dabei auf dem Engagement, Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern im Berufsleben auf allen Hierarchieebenen zu erreichen. Außerdem soll für die Schaffung entsprechender gesellschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen sensibilisiert werden.

Josef Laner

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