Kriegerstatuette (Prad, Suldenbach, 500 v. Chr., Amt für Bodendenkmäler, Bozen)
Ein in Stilfs gefundenes Bronzebeil (Frühe Eisenzeit, 700 v. Chr., Tiroler Landesmuseum, Innsbruck)
Thomas Koch Waldner bei geomagnetischen Messungen
Fundorte im Bereich Stilfs und Prader Berg (Thomas Koch Waldner)

Montanarchäologoisches Forschungsprojekt 

Zwei Jahre lang werden Forscher den frühen Bergbauspuren am Fuße des Ortlers folgen: Thomas Koch Waldner stellte das Projekt „Alpenkupfer im Vinschgau“ in Schluderns vor. 

Publiziert in 23 / 2019 - Erschienen am 2. Juli 2019

Schluderns - Im Alpenbogen, erklärte der Montanarchäologe Thomas Koch Waldner, gäbe es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Kupfervorkommen und der frühen Siedlungsgeschichte. Der prähistorische Bergbau ist sozusagen mitverantwortlich, dass ganze Talschaften erschlossen wurden. Stilfs gehört dazu: Mit dem Entdecken prähistorischer Kupferschlacken am Prader Berg, die ca. 3.200 Jahre alt sein dürften, konnte bewiesen werden, dass dort in der Bronzezeit Bergbau betrieben wurde. Koch Waldner, aus Prad stammend und heute am Deutschen Bergbaumuseum Bochum tätig, ist einer von nur wenigen Montanarchäologen weltweit. Dass ausgerechnet dort, wohin er als Kind vom Fenster aus schaute, nun ein zweijähriges Forschungsprojekt auf ihn wartet, begeistert den Wissenschaftler. Verkehrsknotenpunkt war der Vinschgau auch damals: „Zentralalpiner geht es nicht“, sagte Koch Waldner bei einem Vortragsabend im „Vintschger Museum“. Er verwies auf Kupferlagerstätten in Eyrs, im hinteren Martelltal und in Stilfs. Die Verhüttungstätigkeit ließ nicht nur erste Siedlungen bei Stilfs oder im Suldental entstehen, sie regte auch Handel an. Das Material wurde beispielsweise in die Schweiz und nach Norditalien gebracht, es gab Kontakt mit dem östlichen Mittelmeerraum. Was man sich mit dem „Einstieg“ in das Forschungsprojekt außerdem erhofft, ist, neues Licht auf die Verbreitung ostalpiner Kupfertechnologien werfen zu können. Die Laugen-Melaun-Kultur (1.300 - 600 v.Chr) habe eine zentrale Rolle bei der Kupferproduktion und dem Technologietransfer gespielt, sagte Koch Waldner. Bergbausiedler hätten bei den jeweiligen Besiedlungen jedoch nicht eine Erweiterung ihres Kulturraumes angestrebt, sondern seien eher satellitenartig ausgeschwärmt, um Bergbau zu betreiben. Die meisten Funde von Kaschlin bei Stilfs - das auf einem enorm wichtigen Handelsweg vom Vinschgau ins Veltlin lag und als Siedlung bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. belegt ist - stammen aus dieser Zeit. Das Weiberbödele wird hingegen vor Beginn der Eisenzeit um 800 v. Chr. herum aufgegeben. Die im Suldenbach gefundene Kriegerstatuette ist für den Tiroler Raum übrigens bislang einzigartig. Sie wird den Etruskern zugeschrieben, stammt also aus Mittel- oder Norditalien, was wiederum weitere Handelsbeziehungen der frühen Vinschger Siedler widerspiegelt.

Katharina Hohenstein

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