Nadja Luggin an der Lufttrockenanlage
Diesem Sturmlauf von Fabian Thöni (in Rot) konnten weder Marian Thaler (in Blau) noch Schlussmann Lösch etwas entgegensetzen.

„Man darf nie stehenbleiben“

Die Jungbäuerin Nadja Luggin vom Kandlwaalhof im Interview

Publiziert in 5 / 2022 - Erschienen am 15. März 2022

Laas - Nadja Luggin vom Kandlwaalhof in Laas ist die erste von zwölf Bäuerinnen im diesjährigen Bäuerinnenkalender, der den Titel „verwurzelt und innovativ“ trägt. Diese beiden aussagekräftigen Begriffe passen zur Jungbäuerin vom Kandlwaalhof, die als landwirtschaftliche Unternehmerin ihren Weg gefunden hat und stets bestrebt ist, ihn weiterzuentwickeln und auszubauen. Vom naturbelassenen Apfelsaft über die getrockneten Freiherr-von-Hallberg-Apfelringe, das hausgemachte Popkorn bis hin zum holzgereiften Balsamicoessig und aromatischen Marillensenf, hier schmeckt man Herkunft und Handwerk. Am Kandlwaalhof wird konsequent nach ökologischen Ansätzen gearbeitet, und Achtsamkeit und Freude werden großgeschrieben. Die Bezirkszeitung der Vinschger hat Nadja Luggin nach ihren Zukunftsplänen und nach ihrer Motivation gefragt, immer wieder Neues zu wagen.

der Vinschger: Gemeinsam mit deinem Bruder Joachim und mit großer Unterstützung eurer Familie veredelst du landwirtschaftliche Produkte mit reinem Geschmack direkt am Hof und stellst spannende Köstlichkeiten her. Wie hat die Erfolgsgeschichte vom Kandlwaalhof begonnen? 

Nadja Luggin: Vor ungefähr 20 Jahren haben meine Eltern Karl und Gertraud begonnen, getrocknete Äpfel und in Holzfässern gereifter Apfelessig für den Verkauf zu produzieren. Mein Vater besorgte sich Grundsenf in Österreich und begann, diesem Grundprodukt eigene landwirtschaftliche Erzeugnisse beizumengen: Vinschger Marille, Palabirne, Kräuter, Apfelwein und Apfelessig. Später hat er den Senf selbst angebaut und die Produktpalette des Hofes ständig erweitert.

Nach welchen Kriterien wird am Kandlwaalhof gearbeitet? Wie wichtig ist dir der biologische Anbau?

Wir sind Mitglied von Bioland, aber uns ist es wichtig, unsere Erzeugnisse so wenig wie möglich zu behandeln, damit ein natürliches Produkt entsteht und die Natur nicht darunter leidet. Weil wir unsere Ernte unmittelbar verarbeiten und veredeln, ist dies leichter möglich.

Ihr seid ein klassischer Familienbetrieb? Gibt es eine genaue Aufgabenverteilung?

Nein, überhaupt nicht. Wir sind als Geschwister gewohnt Hand in Hand zusammenzuarbeiten, es gibt keine Aufgabenverteilung, wir packen an, wo es nötig ist. Auch unsere Eltern helfen überall fleißig mit.

Welches sind eure Kunden? Gab es starke Auswirkungen der Pandemie?

Unsere Kunden stammen aus dem In- und Ausland. Es sind vor allem Menschen, die Naturprodukte lieben, die unsere Spezialitäten probieren wollen und die Wert auf regionale Produkte legen. Die Urlaubsgäste schätzen unsere Erzeugnisse als Mitbringsel oder für sich selbst, und die Hotellerie verwendet unsere Produkte in der Küche oder am Buffet. Die Auswirkungen der Pandemie waren zwar spürbar, hielten sich aber in Grenzen. 

„Man darf nie stehen bleiben“, ist deine Devise. Was motiviert dich, immer wieder Neues zu wagen?

Es freut mich, glückliche und zufriedene Kunden zu sehen, die unsere Produkte schätzen. Und außerdem liebe ich die Abwechslung und neue Ideen!

Du wärst nicht die Tochter deines Vaters Karl, wenn du nicht ständig an neuen Projekten arbeiten würdest? Was ist euer nächstes Vorhaben?

Mein Bruder und ich sind immer wieder bestrebt, unsere Produktpalette zu erweitern. So spielten wir schon länger mit dem Gedanken, weiter südlich einen Hof zu kaufen, um unter besseren klimatischen Bedingungen Senf und Popkornmais anzubauen. Da ich aber auch eine schöne Gegend für unsere Betriebserweiterung wünschte, gelangten wir bei unserer Suche bis in die Toskana. Dort haben wir nun den idealen Platz gefunden, um Oliven, Hartweizen, Wein, Senf und Mais anzubauen und so die Produktpalette erweitern zu können. Es ist ein schönes Plätzchen und nicht weit vom Meer. Dass der Betrieb zufällig auch nahe der Genossenschaft „Terre dell`Etruria“ liegt, ist ein Glücksfall. Dort hilft man uns mit der Beschaffung von Saatgut und dem Anbau von Oliven. Verarbeiten möchten wir unsere landwirtschaftlichen Erzeugnisse weiterhin am Kandlwaalhof in Laas.  

Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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