Notärztin Nicole Ritsch

Leben retten mit Defibrillatoren

Weil jede Minute zählt. Latsch rüstet auf.

Publiziert in 17 / 2024 - Erschienen am 24. September 2024

LATSCH - Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Minute. Passiert dies außerhalb des Spitals haben Patienten meist nur dann eine Überlebenschance, wenn Angehörige oder Passanten unmittelbar mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen. Die besten Überlebenschancen haben jene Patienten, bei denen so schnell wie möglich ein Defibrillator zum Einsatz kommt. Daher setzen auch Südtirols Gemeinden auf öffentliche Defibrillatoren. So hat etwa die Gemeinde Latsch zusätzlich zu den bereits vorhandenen Defibrillatoren – vor dem Rathaus, bei allen Sportplätzen, IceForum und AquaForum – unlängst acht weitere Defibrillatoren montiert. Diese sind allesamt öffentlich zugänglich und zwar bei jeder Feuerwehrhalle in unmittelbarer Nähe der Sirenentaster, im Außenbereich der Talstation Seilbahn St. Martin, an der Bergstation St. Martin im geschützten Windfang, im Vereinshaus Goldrain und im Bereich Bahnhofsplatz/CulturForum Latsch. Treibende Kraft hierfür waren die Notärztin Nicole Ritsch, die den Ausbau des Defi-Netzes vorantreibt, und der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Morter, André Gluderer. Sie seien bei der Gemeindeverwaltung um Bürgermeister Mauro Dalla Barba gleich auf offene Ohren gestoßen. So konnten die entsprechenden Geldmittel zur Verfügung gestellt werden, um die Defibrillatoren anzukaufen.

Überlebenschancen sinken drastisch

Wie wichtig das schnelle Handeln bei einem Herz-Kreislaufstillstand ist, rechnet Nicole Gritsch anhand eines Beispiels vor: „nach 5 Minuten ist die Überlebenswahrscheinlichkeit bereits auf 50 Prozent gesunken, nach 10 Minuten überlebt kaum mehr ein Patient. Notruf, Alarmierung und Startzeit eingerechnet, braucht das Notarzteinsatzfahrzeug aber selbst bis Goldrain schon 7 bis 8 Minuten. Deswegen sind öffentliche Defibrillatoren so wichtig: sie retten Leben, wie der Fall eines 36-Jährigen gezeigt hat, der 2021 durch Herz-Lungen-Wiederbelebung und Einsatz eines öffentlichen Defibrillators durch Passanten am Parkplatz in Hintermartell gerettet werden konnte.“ Ein Defibrillator sollte idealerweise in weniger als 5 Minuten am Notfallort sein. „Mit den neu hinzugekommenen Geräten schaffen wir im Hauptort Latsch und in den Fraktionen ein Netzwerk, in dem dies für die allermeisten Orte gewährleistet ist“, betont die Ärztin. In Südtirol gibt es aktuell mehr als 700 öffentlich zugängliche Defibrillatoren, das Netz wächst stetig. Auf öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Gebäuden, in Bahnhöfen, Sportstätten, auf Schutzhütten und Almen sind sie zu finden. Im Vinschgau waren Gemeinden wie z.B. Martell und Mals Vorreiter. „Auch die Gemeinde Latsch ist nach dem Ankauf der acht zusätzlichen Defibrillatoren nun gut aufgestellt“, freut sich Nicole Ritsch. In Morter werden in Kürze zwei weitere Geräte hinzukommen, die auf Initiative der Freiwilligen Feuerwehr angekauft werden.

So wird ein Defi verwendet

Aber wie wird ein solches überlebenswichtiges Gerät denn nun verwendet? „Einen Defibrillator zu verwenden ist im wahrsten Sinn des Wortes kinderleicht. Tatsächlich weiß man aus Studien, dass Kinder ab dem Grundschulalter auch ohne vorherige Einweisung im Stande sind, einen Defibrillator korrekt und sicher anzuwenden“, erklärt die Notärztin. In der Praxis genüge es, den Defibrillator einzuschalten. Mithilfe von Sprachmitteilungen und Anzeigen führt dieser dann durch die Rettungsmaßnahmen: „Als erstes sagt einem das Gerät, dass man die Klebeelektroden auf dem entblößten Brustkorb des Patienten anbringen muss – wo, zeigt die Abbildung auf den Elektroden. Nach dem Verbinden der Elektroden mit dem Gerät führt dieses selbstständig eine Herzrhythmuskontrolle durch. Ist ein Schock zum Neustart des Herzens notwendig, lädt das Gerät und fordert den Nutzer auf, den Schock durch das Drücken einer blinkenden Taste auszulösen. Ist kein Schock angezeigt, gibt das Gerät selbst bei fälschlichem Drücken der Taste keine Energie frei. Das Gerät ist damit absolut sicher, man kann also nichts falsch machen.“

Michael Andres

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