Kulinarische Reise nach Afrika
„Wir wollen den Migrantinnen im Vinschgau Sichtbarkeit geben.“
Schlanders - Um den Migranten und besonders den Frauen soziale Kontakte zu ermöglichen und die Integration zu erleichtern, wurden im Malser Oberschulzentrum mehrere Kochabende veranstaltet, wobei Gerichte aus der Heimat der Migrantinnen zubereitet wurden. Um diese nicht alltäglichen Genüsse auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde eine kulinarische Weltreise mit vier Abenden geplant. Der erste Abend fand in Prad mit Gerichten aus Indien statt, der zweite wurde kürzlich in der Basis in Schlanders mit Gerichten aus Afrika veranstaltet. Auch hier war das Interesse sehr groß, und der Abend bald ausverkauft. Stundenlang hatten sich die Frauen auf diesen Abend vorbereitet und in der Küche der Basis Spezialitäten aus Marokko, Tunesien und Nigeria gekocht. Es galt, ein sechsgängiges Menü für ca. 90 Personen zuzubereiten. Bewusst verarbeiteten die Frauen nur „Halal-Fleisch“, das heißt muslimischen Speisevorschriften entsprechend. Das arabische Wort „halal“ kann mit „rein“ und „erlaubt“ übersetzt werden. Zudem hatten sich die Frauen gewünscht, dass kein Alkohol serviert werden sollte. Wenngleich das Essen aus den jeweiligen Heimatländern der Köchinnen im Mittelpunkt stand, so ging es bei der Initiative der Basis Vinschgau Venosta, dem Beirat für Chancengleichheit Prad und der Caritas Diözese Bozen-Brixen auch um Solidarität und den Abbau von Berührungsängsten. Man wolle den Migrantinnen im Vinschgau Sichtbarkeit geben, ihnen Wertschätzung vermitteln und sie in die Gemeinschaft aufnehmen. „Veranstaltungen wie diese tragen dazu bei, dass Vorurteile abgebaut werden“, sagte Ulrich Leiter aus dem Pustertal, der sich mit „Rassismus im Alltag“ beschäftigt und im Laufe des Abends ein kleines Referat hielt. Rassismus sei in Südtirol sehr ausgeprägt und finde im Alltag immer wieder statt. Besonders auf dem Wohnungs- und auf dem Arbeitsmarkt sei die Diskriminierung spürbar. Verstärkt betroffen seien dabei die Frauen. Elf Prozent der Menschen, die in Südtirol leben, seien Menschen mit Migrationshintergrund, so der Referent, und die beste Möglichkeit, Vorurteile abzubauen, sei die Beschäftigung mit deren Kultur und Geschichte. Bereits Kinder solle man mit anderen Ländern und Kulturen vertraut machen und Offenheit vorleben. Zur afrikanischen Kultur gehören natürlich auch Musik und Tanz. So trat Tracy aus Nigeria mit einem typischen Tanz aus ihrer Heimat auf, und der Obervinschger Chor „True Colors“, angeführt von Greta Brenner, sang schwungvolle Gospels und Spirituals aus Afrika. Für den Herbst sind zwei weitere kulinarische Weltreisen geplant; nähere Infos werden zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.