Krisen gehören dazu

Publiziert in 4 / 2017 - Erschienen am 8. Februar 2017
Toni Fiung über Partnerschaft, Beziehung, Glück. Vortrag in Latsch. Latsch - Was macht eine gute Beziehung aus? Wie können Paare in der Partnerschaft glücklich bleiben? Diese und weitere Fragen stehen am Freitag, 17. Februar um 19.30 Uhr im Mittelpunkt eines Vortrages mit dem Familienseelsorger Toni Fiung im CulturForum in Latsch. Organisiert wird der Vortrag vom Pfarreienrat von Latsch, Martell, Tarsch, Goldrain und Morter. der Vinschger: Herr Toni Fiung, wir leben in einer Gesellschaft, in denen die Zahl von Einzelhaushalten stetig steigt. Ehen werden vergleichsweise wenige geschlossen. Scheidungen gibt es immer mehr. Ist das Thema Ehe überhaupt noch aktuell? Toni Fiung: Doch! Laut Unter­suchungen wünschen sich Paare, dass ihre partnerschaftliche Liebe einzigartig ist, stabil und dauerhaft bleibt. Die Bindung soll alle Stürme des Lebens bis ans Ende der gemeinsamen Tage überstehen. Der Mensch will nicht allein sein und braucht stabile, verbindliche Beziehungen. Gerade in einer Zeit großer Umwälzungen und Veränderungen, wie wir sie zurzeit erleben. Die Statistiken bestätigen dies, denn in den vergangenen Jahren haben die Eheschließungen zugenommen. Gar manche Paare erfahren aber nicht nur die Seligkeit, sondern auch die Gefährdung ihrer Liebesbeziehung. Was sind die Grundpfeiler für eine gute Beziehung? Wichtig ist es, dass Paare dafür sorgen, regelmäßig eine gute und angenehme Zeit miteinander zu verbringen. Dann haben sie auch gleich ein gutes Thema, über das sie miteinander reden können, denn das Paargespräch verbindet und trägt die Beziehung. Dann geht es darum, die Sprache der Liebe zu finden. Wenn man nicht mehr ganz frisch verliebt ist, drückt sich Liebe zunehmend darin aus, wie ich den anderen respektiere und seine Bedürfnisse achte. Das Gefühl, für­einander wertvoll und ein gutes Team zu sein, sowie gemeinsame Visionen und Projekte bilden eine starke Basis. Was können Paare tun, um Beziehungskrisen rechtzeitig zu erkennen? Vorausschicken möchte ich, dass Krisen zum Leben dazugehören, auch zu einer Paarbeziehung. Hinter einer Krise steckt meistens der Wunsch nach Veränderung oder das Bedürfnis, die Beziehung neu zu definieren. Oft gibt es Lebensereignisse, die zu einer Krise führen können, z.B. Krankheit, Berufswechsel, oder auch die Geburt eines Kindes. Jetzt geht es darum, sich der neuen Situation zu stellen, auszuloten, was hilfreich und unterstützend sein könnte. Jetzt braucht es Gespräche, Abklärung, Kompromisse und wohl auch Geduld. Davonlaufen als Flucht in irgendetwas, z.B. in die Arbeit oder Vereine, ist bestimmt nicht eine gute Lösung. Ist es nicht besser, eine schwere Beziehungskrise mit einer Trennung zu beenden, anstatt immer weiter auf „bessere Zeiten“ zu hoffen? Es ist unvermeidlich, dass Partner auch einmal in Streit geraten. Bei Paaren, die behaupten „Wir streiten nie!“, spielt sich der Streit häufig unterirdisch ab. Partner, die wirklich nicht streiten, haben sich oft auch nichts mehr zu sagen. Oder sie verlagern den Streit nach außen, indem sie über andere herziehen. Streit muss nicht das Ende der Beziehung bedeuten. Im Gegenteil: Streit zeigt, dass die Partner noch Interesse aneinander haben. Ein dauerhafter Streit kann in eine Beziehungskrise führen. Das muss aber nicht von vorne herein das Ende einer Beziehung sein. Dann gibt es sicher dramatische ­Situationen, bei denen eine Trennung notwendig und auch befreiend sein kann. Es ist aber zu beachten, dass jede Trennung viel Kraft und Respekt braucht, denn in den meisten Fällen geht es darum, bei der Trennung des Paares die Elternebene zu halten, das heißt im Gespräch zu bleiben. Das kann eine große Herausforderung sein, denn häufig geht eine Trennung mit Kränkungen und Verletzungen einher, welche die Beziehung sehr belasten. Haben Sie ein paar konkrete Tipps für eine glückliche Beziehung? Sich immer wieder Liebevolles mitzuteilen, ist die Grundlage jeder Partnerschaft. Paare brauchen Anerkennung und Wertschätzung so notwendig wie die Luft zum Atmen. Anerkennung und Wertschätzung, davon leben Paare, davon leben ihre Kinder. Auch wer ganz zufrieden mit seinem Partner zusammenlebt, sollte wieder entdecken, wie gut es tut, sich die gegenseitige Liebe auch zu zeigen. Es müssen nicht immer Worte sein. Man kann Liebe auch in Gesten oder Handlungen ausdrücken. Es braucht immer wieder auch die Worte „I mog di!“ Ist es heutzutage nicht oft so, dass Paare nur deshalb kirchlich heiraten, weil es zur Tradition gehört und die Kirche damit sozusagen im Dorf bleibt? Diese Zeit scheint vorbei zu sein, denn bei uns heiraten noch knapp 30% kirchlich. In so mancher ­Partnerschaft wird die Sehnsucht nach Segen spürbar, von Gott gehalten und begleitet zu werden, um auch selber in der Art des Umgangs und der Begegnung füreinander ein Segen zu sein. Wenn Paare um Gottes Segen bitten, ist dies Ausdruck einer tiefen Beziehung zwischen ihnen und Gott und schenkt Mut und Vertrauen, den guten, gemeinsamen Weg weiterzugehen. Das Ehesakrament ist ein solches wirksames Heilszeichen der Liebe Gottes zu den Menschen. Sie haben das Buch „Weil i di mog“ für „Liebende und für jene, die es noch werden wollen“ geschrieben.“ Gehören auch gleichgeschlechtliche Paare dazu? Natürlich, die Liebe ist die tiefste von Gott geschenkte Kraft, die uns leben lässt und ein Leben lang begleitet. Gott sagt Ja zu jedem von uns, so wie wir sind. Und er will, dass wir gut und glücklich leben. Als von Gott geliebte Kinder übernehmen wir Verantwortung für uns selbst und für die besonderen Menschen in unserem Leben, denen wir in Achtung und Liebe begegnen. Interview: Sepp
Josef Laner

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